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BVZ: Delegiertenversammlung in Bad Dürkheim
„Die Inwertsetzung unserer Produkte hat oberste Priorität“, sagte Heinrich Hiep, Vorsitzender des Bundesverbandes Zierpflanzen (BVZ), im Rahmen der BVZ-Herbsttagung, die vom 16. bis 18. Oktober in Bad Dürkheim stattfand. Begonnen habe der BVZ mit der Diskussion bereits im vergangenen Jahr in Münster mit der Analyse der Ergebnisse aus der Zukunftsinitiative Gartenbau 2020. In Zusammenarbeit mit dem Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG) sei die Initiative so weit vorangetrieben worden, dass nun aus Visionen ein Konzept erarbeitet werde.
Inwertsetzung gartenbaulicher Produkte erfordert die Zusammenarbeit aller im ZVG
ZVG-Präsident Jürgen Mertz zog in seinem Vortrag zur Inwertsetzung Wein, Hauptprodukt des Gastgeberlandes Rheinland-Pfalz, als gutes Bespiel heran: „Nicht die Mengenregulierung hat den deutschen Weinbau wieder zu dem gemacht, was er heute ist. Es war vielmehr eine klug angelegte Imagekampagne, die den Wein so in Szene gesetzt hat, dass neue, junge Käuferschichten erreicht wurden. Hier müssen wir ansetzen“, so Mertz.
Volker Schmitt, Präsident des Landesverbandes Gartenbau Rheinland-Pfalz e.V., hob hervor, dass es dank der Clusterstudie, die für den Gartenbau auf Bundesebene, aber auch für Rheinland-Pfalz erstellt wurde, solide Fakten gebe. Demnach ist der Gemüsebau die mit Abstand bedeutendste Sparte im pfälzischen Gartenbau, gefolgt vom Zierpflanzenbau, der mit 1.386 Mitarbeitern und einem Umsatz von 66 Mio. Euro etwa 5% der bundesweiten Zierpflanzenproduktion ausmache, berichtete Schmitt, der in punkto Inwertsetzung die Zusammenarbeit aller Aktiven im ZVG forderte.
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln macht Verbraucheraufklärung nötig
Peter Tiede-Arlt, Landwirtschaftskammer NRW, berichtete über die neuesten Ergebnisse aus dem Interreg-Projekt „Gezonde kas“. Dieses Projekt hat zum Ziel, trotz wachsender Anbauflächen eine gesunde und sichere Pflanzenproduktion zu ermöglichen. Mit Hilfe eines Zwei- Stufen-Monitorings (auf Macro-Niveau und Micro-Niveau) können Schaderreger identifiziert werden, bevor die Pflanzen Krankheitssymptome zeigen. Dank der Früherkennung können Gärtner alternative biologische Bekämpfungsmaßnahmen einsetzen und damit den Einsatz chemischer Wirkstoffe reduzieren. Zur Umsetzung in der Praxis gibt es dabei kleine Ansätze – von der Entwicklung schädlingsunterdrückender Substrate bis hin zu großen Monitoringund Analysesystemen. Weitere Informationen sind unter www.gezondekas.eu zu finden, aber auch direkt in Straelen zu besichtigen.
Mit seinem Vortrag zum „Schutz der Pflanze auf hohem Niveau“, griff Professor Dr. Bernd Böhmer, Pflanzenschutzdienst NRW, die dringlichsten Pflanzenschutzthemen für die Zierpflanzenproduktion auf. Einerseits spielten bisweilen Emotionen beim Pflanzenschutz eine größere Rolle als fachliche Argumente. Damit führten oft gut gemeinte Ansätze zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes zu unnötigen Resistenzen von Schadorganismen. Andererseits sei die Verunsicherung auf Seiten der Verbraucher sehr groß, so dass der Aufklärung eine besondere Rolle zukomme, so Böhmer.
Die Einhaltung bestimmter Rückstandsgehalte von Pflanzenschutzmitteln in Blumen sei schwierig. Eine Übertragung aus dem Gemüsebau sei sachlich fragwürdig. Kulturstandorte, Bewässerungsverfahren, Schaderreger sowie Oberflächen bei Blättern und Früchten etc. seien völlig unterschiedlich. Zudem gebe es viele Mittel, die für den Zierpflanzenbau zugelassen sind, nicht aber für den Gemüsebau. Damit liege die erlaubte Rückstandsmenge nach Willen des Handels bei lediglich 0,01 mg/kg, was für ein Produkt, das generell nicht verzehrt wird, in keiner Weise zu begründen sei, sagte Böhmer.
Darüber hinaus ging der Pflanzenschutzexperte auf die Probleme der Lückenindikation, den Hemmstoffeinsatz, die neuen Regeln zu Wiederbetretungsfristen und zu Auflagen zum Gewässerschutz ein.
Krisenkommunikation muss schnell, effektiv und authentisch sein
„Wir müssen bei allen unseren Aktivitäten den Verbraucher im Fokus haben und die Sorgen unserer Kunden ernst nehmen“, so Michael Legrand, Grünes Medienhaus (GMH). Er präsentierte die Erfahrungen, die das Grüne Medienhaus mit Krisen-PR gemacht hat, und leitete daraus Maßnahmen für den Zierpflanzenbau ab.
In der Krisenkommunikation gebe es verschiedene Schritte. Bei der Prävention – erster wichtiger Baustein – gehe es darum ein Frühwarnsystem einzurichten. Krisenkommunikationshandbücher müssten erstellt und Medienkontakte aufgebaut werden. Bei der reaktiven Krisenarbeit müssten Widersprüche vermieden werden. Nie dürfe ein Informationsvakuum entstehen und es müsse ehrlich und authentisch kommuniziert werden.
Anschaulich schilderte Legrand Lösungsansätze aus der Praxis. Besorgte Nachfragen bei den Pilzanbauern nach der Reaktorkatastrophe in Japan, ob der Shiitake-Pilz betroffen sei, konnten schnell und kompetent beantwortet werden. Die Antworten, die über das GMH gestreut wurden, erschienen in allen wichtigen Medien, so dass sich gar nicht erst ein echtes Problem entwickeln konnte. Auch das Informationskonzept zur EHEC-Krise für den Gemüsebau machte deutlich, wie wichtig es ist, den Verbraucher mit Sachargumenten zu überzeugen und so der Krise die Wucht zu nehmen. Krisen müssten inhaltlich gelöst werden. Dann könne eine gute Krisen-PR die positiven Inhalte schnell und effektiv in Richtung Zielgruppe streuen. „Greenwashing“ sei eindeutig keine Lösung, so Legrand zusammenfassend.
Bienensterben hat multifaktorielle Ursachen
Eine kleine Fortbildung zur Bienenkunde gab Christoph Hokema, Staudengärtner und Imker. Aus eigener Erfahrung konnte er darstellen, wie sehr Biene und Blüte voneinander abhängig sind. Das Problem des Bienensterbens, das seit einiger Zeit vermehrt auftrete, sei vielen Faktoren geschuldet. Neben dem Auftreten der Varroa-Milbe führen die Abnahme der biologischen Diversität, der Einsatz bestimmter Insektizide, verschiedene Viren, aber auch der Klimawandel zu einer Schwächung vieler Völker. Die Verkettung dieser Faktoren und das daraus resultierende Bienensterben lässt Raum für verschiedenste Arten der Berichterstattung, wobei die extremen Positionen zunehmen und eine Orientierung für den Verbraucher immer schwieriger werde. Der Gartenbau sei in besonderer Weise von Fremdbestäubern abhängig und müsse daher sehr genau überlegen, wie dieser Wert erhalten werden könne, appellierte Hokema abschließend.
Markt für deutsche Zierpflanzenproduzenten noch nicht zufriedenstellend
Mit der Auswertung der Geschäftsklima-Umfrage, die der BVZ seit einem Jahr in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden durchführt – in Kombination mit Informationen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) zum Verbraucherpanel –, hatten die Delegierten eine Basis, um sich über das Marktverhalten in den Regionen auszutauschen. Danach ist in allen Segmenten des Zierpflanzenbaus eine Verbesserung gegenüber 2013 zu verzeichnen, allerdings ist die Situation für die deutschen Produzenten immer noch nicht zufriedenstellend. Die Anspannung am Markt mit großen Mengen, die auch auf die schwächelnde Konjunktur im Süden Europas zurückzuführen sind, bleibt für die Unternehmer eine stete Herausforderung in der Produktion und im Absatz.
Versuche zu Hemmstoffen im Zierpflanzenbau vorgestellt
Dass Strategien zum Einsatz von Hemmstoffen im Zierpflanzenbau eine große Rolle spielen und eine konsequente Anpassung notwendig ist, zeigte sich beim Besuch des DLR Rheinpfalz in Neustadt. In der intensiven Diskussion mit dem deutschen „Hemmstoffpapst“ Frank Korting wurden neue Versuchsergebnisse, alternative Einsatzmöglichkeiten und die aktuelle Zulassungssituation besprochen und seine Beratungskompetenz ausführlich in Anspruch genommen.
Betriebsbesichtigungen
Mit dem Besuch der Firma Weilbrenner, Freinsheim, wurde ein Exot der Branche besucht. Weilbrenner, einer der wenigen Produzenten von fleischfressenden Pflanzen, der gleichzeitig Winzer ist, hat seine Nische und einen stabilen Markt in einem sehr kleinen Segment gefunden. Der Betrieb Mildenberger, Germersheim, dagegen ist mit einem sehr breiten, typischen Großmarktsortiment gut aufgestellt – mit qualitativ hochwertigen Produkten, die fast komplett über den Großmarkt in Karlsruhe abgesetzt werden, und die Chancen des regionalen Marktes nutzend.
Die nächste Herbsttagung des BVZ wird vom 22. bis 24. Oktober 2015 in Leipzig stattfinden. (ZVG/BVZ)
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