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Abstandsgrün: Gärten, die eigentlich keine sind
Noch sehnen wir uns nach Licht und Sonne. Die ersten Schneeglöckchen werden gesichtet. Die Christrosen zeigen zarte Knospen, der gelbe Jasmin trotzt wacker dem Wetter. Es braucht noch Geduld, bis man den Garten wieder handgreiflich in Besitz nehmen kann. Bei vielen kribbelt es schon in den Fingern, aber längst nicht bei allen. Viele Menschen sind sogar froh, dass es draußen mal eben nichts zu tun gibt, dass der Garten nicht ruft. Aber genauer hinsehen schadet auch jetzt nicht. Viele nutzen die Zeit, um neue Pläne zu machen und sich mit Veränderungen zu befassen. Wenn man aufmerksam durch die Straßen geht und in die Gärten schaut, dann fällt doch auch derzeit einiges auf, was für angenehme Atmosphäre sorgt. Es sind nicht nur die immergrünen Gehölze. In manchen Gärten sieht man zwar auf blanke Erde, in vielen anderen aber sind die Böden bedeckt. Die Bodendecker können Gehölze sein, was die Flächen schwer begehbar macht; die Bodendecker können aber auch unterschiedlich hohe Gräser sein, artenreich und vielfältig oder auch sachlich ordentlich und einfach praktisch. Viele frühere Schotterflächen um Häuser werden heute aus guten Gründen so angelegt. Grün statt Grau ist ein Motto, das sich immer mehr durchsetzt.
Wie es Euch gefällt?
Abhängig von den Eigentumsverhältnissen, aber auch vom Gestaltungswillen der Besitzer und oft eben auch vom Pflegebewusstsein eines Hausmeisters, sind Vorgärten und Abstandsflächen gestaltet oder eben auch nicht. Man sieht einem jeden (Vor-)Garten an, was er sein will. Ob liebevoll bepflanzt und Ausdruck von individueller Persönlichkeit, ob sachlich, aber gepflegt, oder ob ausdrücklich ökologisch, für Mensch und Tier artenreich und lebendig auch im Winter - all dies ist schnell und ganzjährig zu erkennen. Für alle diese Typen von Gärten gibt es eine Berechtigung und gute Gründe. Obwohl ... Grün statt Grau - muss sein! Denn Schotterwüsten sind heute nicht mehr zeitgemäß. Früher wusste man es nicht besser und glaubte, mit der Investition in Steinschüttungen hätte man die Gartenpflege ein für allemal hinter sich. Nicht nur, dass die vermeintliche Pflegeleichtigkeit dieser „Gärten" ein Trugschluss ist, denn sobald sich durch zugewehtes Laub eine leichte Humusschicht gebildet hat, wird das Unkrautziehen ein richtig lästiges Unterfangen. Heute weiß man auch, dass diese Abstandsflächen die Häuser in unseren immer heißer werdenden Sommern unnötig aufheizen, dass das Wasser von Starkregenfällen einfach nur in die Kanalisation abläuft und nicht der Vegetation zu Gute kommt oder langsam verdunsten kann. Die Fragen der Biodiversität und des Artensterbens werden heute längst auch in urbanen Räumen zum Thema.
Vom Haus zum Quartier
Nicht überall sind Gärtner am Werk und auch die individuellen Geschmäcker und Leidenschaften sind verschieden. In Mehrfamilienhäusern gilt oft ein Minimalkonsens, was die Gartengestaltung betrifft, hier zählt in der Regel der finanzielle Aufwand, die Funktionalität zwischen Mülleinhausung, Briefkasten und Fahrradständer und wie allgemeinverträglich ordentlich es aussieht. Da steht vielleicht eine Magnolie als positiver Augenreiz im zeitigen Frühjahr, ein paar Rhododendren kämpfen sich durchs Jahr, vielleicht sogar ein Japanischer Ahorn als Solitär. Rasenflächen werden rar und auch das hat seinen Klimagrund. Um eine Rasenfläche ganzjährig satt grün zu halten, braucht es Pflege, Maschinen und auf jeden Fall viel Wasser. Wer hier als Eigentümer einmal in bodendeckende Gräser investiert, die auch noch wintergrün sind, der ist dauerhaft fein raus. Sie gedeihen zu Füßen von Gehölzen, aber auch ganze Flächen lassen sich mit ihnen gestalten.
Monokulturelle Beete sind zwar nicht das, was sich der Ökologe wünscht, aber für Zeitgenossen, die es gerne aufgeräumt und übersichtlich haben wollen, sehen sie attraktiv aus. Wer es vielseitiger und artenreicher mag, der kombiniert Gehölze und Stauden mit verschiedenen Gräserarten, auch dann, wenn sie nicht wintergrün sind und im Februar geschnitten werden sollten. Das ist schnell geschehen und sorgt im Beet für Abwechslung im Gartenjahr und das macht auch die Vorgärten von Mehrfamilienhäusern lebendig und attraktiv. In Neubaugebieten - oft sind das die besonders „hippen" Quartiere - sieht man immer öfter halböffentliche Freiräume, die großzügig mit bodendeckenden, aber mannshohen Gräsern bepflanzt sind. Gerade jetzt im Winter zeigen hier Chinaschilf und auch Pampasgräser, was sie können. Sie sind trotz ihrer stattlichen Formate filigran und schaffen eine leise im Wind rauschende Ruhe. Erst, wenn sie Anfang März geschnitten sind, kommen die harten Linien der Architektur wieder zum Vorschein ... um dann mit dem Neuaustrieb der Gräser wieder mehr und mehr zu verschwinden. Sie sorgen so nicht nur für Abwechslung im Jahreslauf, sondern auch für die besondere Atmosphäre dieser Quartiere, in denen der Raum zwischen den Gebäuden, Spielplätzen und Wegen im Wortsinn schmuck ist. (Quelle: elegrass)
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