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IGW: Peitinger retten ihren Christbaum
Ganz radikal wollte der Bürgermeister von Peiting, Peter Ostenrieder, vorgehen. Anfang September kündigte er an, in diesem Jahr auf den gewohnten Lichterbaum am Hauptplatz als einem „Energiefresser“ verzichten zu wollen. Das Medien-Echo war groß, Peitings Verzicht von Flensburg bis Oberstdorf in den Schlagzeilen. Aber der 11.500-Einwohner-Ort in der oberbayerischen Region Pfaffenwinkel wird nun doch nicht erstmals ohne Baum sein: Peter Geiß und Markus Stöger machen dem Bürgermeister und Putin sozusagen einen Strich durch die Stromrechnung.
Peter Geiß und sein Sohn Stefan sind Christbaumanbauer in Peiting und entschieden sofort: „Kein Baum bei uns? Das gab’s noch nie und wird es auch nie geben!“ Sie stiften die Tanne. „Wir haben sie schon ausgesucht“, erzählt der 53-jährige Peter Geiß. „Eine zehn bis elf Meter hohe Nordmann-Tanne wird es sein, natürlich aus Peiting.“ Und auch leuchten wird sie: Elektromeister Markus Stöger unterstützt die Aktion und stellt eine Solaranlage zum Betrieb der LED-Lichterkette. Die habe die Gemeinde erst vor zwei Jahren beschafft und sei sowieso schon energiesparend. Ihre Leistungsaufnahme liege bei gerade einmal 50 Watt, berichtet der 42-Jährige. Die früher verwendete Kette mit Glühbirnen kam auf 1000 bis 1500 Watt.
„Mahnung zum Frieden“
Aufgestellt wird der Baum in der kommenden Woche. Die Spenden von „Tannen Geiß“ und „Markus Stöger GmbH“ haben zusammen den Wert eines mittleren vierstelligen Euro-Betrags. Die Lichterkette werde trotz des geringen Verbrauchs nicht an eine Steckdose angeschlossen, „weil wir ein Zeichen setzen wollen – als ein Beitrag zum Energiesparen“, sagt Markus Stöger. Er betreut seit über 20 Jahren die Peitinger Weihnachtsbaumbeleuchtung und wird jetzt zum ersten Mal eine Solaranlage mit Akku als Energiequelle einsetzen. Die reiche für die abendliche Beleuchtung aus. Sollte das Wetter so trüb sein, dass die Batterie nicht ausreichend geladen wird, dann kann der Christbaum auf dem Hauptplatz allerdings auch einmal dunkel bleiben – „das soll so sein“, sagt Stöger. Es wäre dann eine Mahnung zum Frieden.
„Stromsparen ist ein wichtiges Thema“, meint Peter Geiß. Aber deswegen auf die Christbaumbeleuchtung zu verzichten, hält er für lächerlich. Eine haushaltsübliche LED-Lichterkette hat eine Leistung von nur vier bis sechs Watt. Leuchtet eine Zehn-Watt-Lichterkette sechs Stunden, beträgt der Verbrauch 0,06 Kilowattstunden. Zum Vergleich: Eine Waschmaschine mit 2000 Watt verbraucht pro Waschgang vier Kilowattstunden. „Auch in den schlimmsten Notzeiten haben sich die Leute immer einen Christbaum geschmückt“, weiß Peter Geiß, der auch Vorsitzender des deutschen Fachverbands IGW (Interessengemeinschaft der Jungweihnachtsbaumanbauer) ist. Dass ausgerechnet bei ihm in Peiting kein Baum aufgestellt werden sollte – „das geht gar nicht!“. So baten er und sein Sohn Markus Stöger um Unterstützung und machten dem Bürgermeister das Angebot der Baumspende samt Beleuchtung mit Sonnenstrom.
Mit schwerem Gerät im Wald
Vermutlich in der kommenden Woche werden Peter und Stefan Geiß die ausgesuchte prächtige Nordmann-Tanne holen. „Das ist eine Aktion! Wir werden ein bis zwei Stunden brauchen, um den Baum mit schwerem Gerät aus dem Wald zu holen.“ Aufgestellt am Peitinger Hauptplatz wird er dann vom gemeindlichen Bauhof. Übrigens, der Christbaum, der voriges Jahr am Münchner Marienplatz stand – eine 27 Meter hohe Weißtanne – stammte aus Peiting. Laut dem „Münchner Merkur“ freute sich Bürgermeister Peter Ostenrieder damals: „Auch wenn der Landkreis Weilheim-Schongau offiziell den Weihnachtsbaum stellt, ist es am Ende ein Peitinger Baum, der am Münchner Marienplatz leuchten wird.“
„Käthe Wohlfahrt“ spart Strom
Das Thema Stromsparen bei der Weihnachtsdekoration stellt zum Beispiel das weltbekannte Unternehmen „Käthe Wohlfahrt KG“ (Rothenburg ob der Tauber) vor keine besonderen Herausforderungen – dank der LED-Technik. Die habe in Wohlfahrts Fachgeschäften längst Einzug gehalten, informiert Sprecherin Felicitas Höptner auf Nachfrage. Die Wohlfahrt-KG beteiligt sich an über 35 Weihnachtsmärkten in Deutschland mit Ständen und ist Mitveranstalter des Leipziger Weihnachtsmarkts. Auch in der sächsischen Metropole sei alles auf LED umgestellt, ebenfalls die Beleuchtung der Gassen zwischen den 300 Buden. Wo möglich, erzeuge Wohlfahrt mit Wasserkraft oder Solaranlagen selbst Strom oder beziehe zumindest Ökostrom über die jeweiligen Stadtwerke. „Wir haben unsere Hausaufgaben in Bezug auf LED gemacht“, stellt Felcitias Höptner fest. Wesentlich problematischer als die Weihnachtsbeleuchtung seien auf den Märkten die Glühwein-Erhitzer und Grills. Allerdings weiß Höptner, dass es aktuell Lieferprobleme bei LED-Leuchtmitteln gebe – „der Markt ist ziemlich leergefegt“. Dazu sagt Markus Stöger in Peiting, man müsse eben vorausschauend bestellen, „das ist unser tägliches Geschäft.“ (IGW)

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