DWD: Gibt seit 20 Jahren Hitzewarnungen aus

Starke Wärmebelastung durch anhaltende Hitze wirkt sich negativ auf die menschliche Gesundheit aus. Sie verstärkt Beschwerden infolge bestehender Erkrankungen und führt zu Übersterblichkeit. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gibt seit inzwischen zwanzig Jahren Hitzewarnungen aus und ermöglicht damit insbesondere vulnerablen Bevölkerungsgruppen wie Menschen mit Vorerkrankungen, Älteren und Kleinkindern, aber auch den Mitarbeitenden des Gesundheitssystems, rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen.

Der Deutsche Wetterdienst gibt seit 20 Jahren Hitzewarnungen aus. Bild: GABOT.

Hintergrund der Erweiterung der Wetterwarnungen um die Hitzewarnungen war die Zunahme von hitzebezogenen Extremereignissen und deren Folgen mit im Jahr 2003 laut jüngsten offiziellen Schätzungen fast 10.000 hitzebedingten Todesfällen allein in Deutschland. „Der Sommer 2003 hat deutlich gemacht, dass wir als Gesellschaft nicht ausreichend auf solche Hitzewellen vorbereitet waren“, betont Dr. Stefan Muthers, Leiter des Referats Human-Biometeorologie am Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des DWD. „Als eine der Konsequenzen hat der DWD das Hitzewarnsystem entwickelt.“

Gefühlte Temperatur ist Maßstab für die Einstufung von Hitzeereignissen

Seit 2005 gibt der DWD über Kanäle wie die Website oder die WarnWetter-App Hitzewarnungen für den aktuellen sowie den Folgetag aus. Dabei unterscheiden die Meteorologinnen und Meteorologen zwischen starker Wärmebelastung (Warnstufe 1) und extremer Wärmebelastung (Warnstufe 2). Entscheidend für die Einstufung ist die Gefühlte Temperatur. Für eine Warnung der Stufe 1 muss diese einen regionalen und im Laufe des Sommerhalbjahres typischerweise ansteigenden Schwellenwert von etwa 32 Grad Celsius erreichen. Durch diesen variablen Schwellenwert wird eine gewisse Anpassung des Menschen an die lokalen Bedingungen berücksichtigt, denn Hitze ist am Beginn der Warnperiode oft belastender als am Ende. Eine Warnung vor extremer Wärmebelastung spricht der DWD ab einer Gefühlten Temperatur von 38 Grad Celsius aus. Neben der Lufttemperatur fließen in die Berechnung der Gefühlten Temperatur Faktoren ein, die den Wärmeaustausch des Menschen mit seiner Umgebung beeinflussen, wie etwa die Luftfeuchte und Windgeschwindigkeit oder die Intensität der Sonneneinstrahlung. Auch die nächtliche Innenraumtemperatur wird in die Bewertung einbezogen, da sie das Erholungspotenzial beeinflusst.

Baden-Württemberg ist Spitzenreiter in Sachen Hitze

Die längste zusammenhängende Periode für aktive Hitzewarnungen betrug, damals in der Südhälfte Deutschlands, 15 bis 18 Tage – von Ende Juli bis Anfang August 2018. In diesem Jahr waren es in dieser Region zwischen dem 9. und 16. August acht Tage. Die frühesten Hitzewarnungen gab der DWD in den Jahren 2018, 2008 und 2005 jeweils am 27. Mai heraus, die späteste am 13. September 2016. Einer der extremsten Tage war der 4. Juli 2015: Deutschlandweit sprachen die Meteorologinnen und Meteorologen hier für sämtliche Landkreise eine Warnung der Stufe 2 aus. Hotspot im Wortsinne ist über die vergangenen zwanzig Jahre betrachtet Baden-Württemberg mit durchschnittlich 12,5 Hitzewarnungen pro Jahr, entlang des Oberrheins allein sind es sogar 15,4.

Verlängerte Prognosezeiträume ermöglichen bessere Vorsorgemaßnahmen

„Wir müssen davon ausgehen, dass künftige Hitzewellen länger, intensiver und gefährlicher sein könnten als alles, was wir bisher erlebt haben. Darauf müssen wir uns als Gesellschaft vorbereiten“, so Muthers. „Die Hitzewarnungen sind deshalb ein wichtiger Baustein für eine übergreifende Klimaanpassungsstrategie und schon heute Auslöser für Akutmaßnahmen in Hitzeaktionsplänen.“ Die Kriterien und die Warngebiete werden dabei kontinuierlich den sich verändernden Rahmenbedingungen angepasst.

Das gilt beispielsweise auch für die Verlängerung der Prognosezeiträume: Die Öffentlichkeit ebenso wie die Institutionen in den Gesundheitsressorts der Länder können seit 2022 unter hitzewarnungen.de die Hitzetrendvorhersagen für bis zu fünf Tage im Voraus abrufen. Seit dieser Saison stehen neben den Hitzetrendvorhersagen begleitende Informationen zur Verfügung, wie wahrscheinlich das Eintreten des Hitzeereignisses ist. Über einen Newsletter können Interessierte zudem die Hitzetrendprognose, die für einen Zeitraum von acht Tagen gilt, abonnieren. Insbesondere Pflegeheime und Krankenhäuser können auf dieser Basis frühzeitig Maßnahmen einleiten, um besonders gefährdete Menschen wirksam zu schützen und sich auf eine höhere Auslastung vorzubereiten.

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DWD: Gibt seit 20 Jahren Hitzewarnungen aus

Starke Wärmebelastung durch anhaltende Hitze wirkt sich negativ auf die menschliche Gesundheit aus. Sie verstärkt Beschwerden infolge bestehender Erkrankungen und führt zu Übersterblichkeit. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gibt seit inzwischen zwanzig Jahren Hitzewarnungen aus und ermöglicht damit insbesondere vulnerablen Bevölkerungsgruppen wie Menschen mit Vorerkrankungen, Älteren und Kleinkindern, aber auch den Mitarbeitenden des Gesundheitssystems, rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen.

Der Deutsche Wetterdienst gibt seit 20 Jahren Hitzewarnungen aus. Bild: GABOT.

Hintergrund der Erweiterung der Wetterwarnungen um die Hitzewarnungen war die Zunahme von hitzebezogenen Extremereignissen und deren Folgen mit im Jahr 2003 laut jüngsten offiziellen Schätzungen fast 10.000 hitzebedingten Todesfällen allein in Deutschland. „Der Sommer 2003 hat deutlich gemacht, dass wir als Gesellschaft nicht ausreichend auf solche Hitzewellen vorbereitet waren“, betont Dr. Stefan Muthers, Leiter des Referats Human-Biometeorologie am Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des DWD. „Als eine der Konsequenzen hat der DWD das Hitzewarnsystem entwickelt.“

Gefühlte Temperatur ist Maßstab für die Einstufung von Hitzeereignissen

Seit 2005 gibt der DWD über Kanäle wie die Website oder die WarnWetter-App Hitzewarnungen für den aktuellen sowie den Folgetag aus. Dabei unterscheiden die Meteorologinnen und Meteorologen zwischen starker Wärmebelastung (Warnstufe 1) und extremer Wärmebelastung (Warnstufe 2). Entscheidend für die Einstufung ist die Gefühlte Temperatur. Für eine Warnung der Stufe 1 muss diese einen regionalen und im Laufe des Sommerhalbjahres typischerweise ansteigenden Schwellenwert von etwa 32 Grad Celsius erreichen. Durch diesen variablen Schwellenwert wird eine gewisse Anpassung des Menschen an die lokalen Bedingungen berücksichtigt, denn Hitze ist am Beginn der Warnperiode oft belastender als am Ende. Eine Warnung vor extremer Wärmebelastung spricht der DWD ab einer Gefühlten Temperatur von 38 Grad Celsius aus. Neben der Lufttemperatur fließen in die Berechnung der Gefühlten Temperatur Faktoren ein, die den Wärmeaustausch des Menschen mit seiner Umgebung beeinflussen, wie etwa die Luftfeuchte und Windgeschwindigkeit oder die Intensität der Sonneneinstrahlung. Auch die nächtliche Innenraumtemperatur wird in die Bewertung einbezogen, da sie das Erholungspotenzial beeinflusst.

Baden-Württemberg ist Spitzenreiter in Sachen Hitze

Die längste zusammenhängende Periode für aktive Hitzewarnungen betrug, damals in der Südhälfte Deutschlands, 15 bis 18 Tage – von Ende Juli bis Anfang August 2018. In diesem Jahr waren es in dieser Region zwischen dem 9. und 16. August acht Tage. Die frühesten Hitzewarnungen gab der DWD in den Jahren 2018, 2008 und 2005 jeweils am 27. Mai heraus, die späteste am 13. September 2016. Einer der extremsten Tage war der 4. Juli 2015: Deutschlandweit sprachen die Meteorologinnen und Meteorologen hier für sämtliche Landkreise eine Warnung der Stufe 2 aus. Hotspot im Wortsinne ist über die vergangenen zwanzig Jahre betrachtet Baden-Württemberg mit durchschnittlich 12,5 Hitzewarnungen pro Jahr, entlang des Oberrheins allein sind es sogar 15,4.

Verlängerte Prognosezeiträume ermöglichen bessere Vorsorgemaßnahmen

„Wir müssen davon ausgehen, dass künftige Hitzewellen länger, intensiver und gefährlicher sein könnten als alles, was wir bisher erlebt haben. Darauf müssen wir uns als Gesellschaft vorbereiten“, so Muthers. „Die Hitzewarnungen sind deshalb ein wichtiger Baustein für eine übergreifende Klimaanpassungsstrategie und schon heute Auslöser für Akutmaßnahmen in Hitzeaktionsplänen.“ Die Kriterien und die Warngebiete werden dabei kontinuierlich den sich verändernden Rahmenbedingungen angepasst.

Das gilt beispielsweise auch für die Verlängerung der Prognosezeiträume: Die Öffentlichkeit ebenso wie die Institutionen in den Gesundheitsressorts der Länder können seit 2022 unter hitzewarnungen.de die Hitzetrendvorhersagen für bis zu fünf Tage im Voraus abrufen. Seit dieser Saison stehen neben den Hitzetrendvorhersagen begleitende Informationen zur Verfügung, wie wahrscheinlich das Eintreten des Hitzeereignisses ist. Über einen Newsletter können Interessierte zudem die Hitzetrendprognose, die für einen Zeitraum von acht Tagen gilt, abonnieren. Insbesondere Pflegeheime und Krankenhäuser können auf dieser Basis frühzeitig Maßnahmen einleiten, um besonders gefährdete Menschen wirksam zu schützen und sich auf eine höhere Auslastung vorzubereiten.

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