Tulpen: Züchtung auf Resistenz

Die Blumenzwiebelindustrie arbeitet hart daran, chemische Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. Es ist bekannt, dass dies die Virenbekämpfung zu einer immer schwierigeren Aufgabe macht. Im Tulpenanbau sind TBV (Tulip Breaking Virus) und TVX (Tulip Virus X) die häufigsten Viren. TBV wird durch Läuse und TVX durch Milben übertragen. Sorten, bei denen eine Resistenz eingezüchtet wurde, müssen nicht mehr chemisch behandelt werden, wodurch ein nachhaltiger Anbau näher rückt.

Gesunde Tulpen. Bild: GABOT.

Verbreitung von Pflanzenviren

Pflanzenviren werden von Insekten verbreitet, die sich von Pflanzensäften ernähren und daher oft einen stilettartigen Rüssel haben. Das bekannteste dieser Tiere ist die Blattlaus. Sie sticht ein Blatt oder einen Stängel an und verbreitet so das Virus. Die fliegende Blattlaus ist dabei besonders effizient. Und da Blattläuse überall vorkommen, gibt es keinen virusfreien Anbau, Garten oder Park. Oftmals befällt ein solches Virus nicht die Pflanze selbst, die dann wiederum nur Überträger ist, aber oft geht das Wachstum einer infizierten Pflanze sichtbar zurück.

Die niederländische Blumenzwiebelbranche entstand im 17. Jahrhundert auf den alten Geestböden direkt hinter den Dünen an der Nordsee. Das ist kein Zufall. Gerade entlang dieses Küstenstreifens ist das Auftreten von Läusen durch die ständig wehenden Seewinde viel geringer als weiter landeinwärts und in Europa. Und doch waren es genau diese Läuse und der Virus, die sich dort hinter den Dünen ausbreiteten, die das erste Finanzdesaster der Welt verursachten. Die Anleger setzten 'Geld und Besitztümer' auf eine virenkranke Blumenzwiebel, die nicht mehr wuchs und nie geerntet wurde.

Virusresistente Tulpen bei Verver Export

In den Jahren 2023-2024 werden in den Niederlanden knapp 17.000 Hektar mit Frühlingsblumenzwiebeln bepflanzt, wovon 13.000 Hektar Tulpen sein werden. Pro Hektar werden durchschnittlich 10.000 kg Tulpenzwiebeln geerntet (etwa 170 pro Quadratmeter). Diese Zahlen zeigen, wie wichtig der Tulpenanbau für die niederländische Blumenzwiebelindustrie ist. Die meisten der angebauten Tulpenzwiebeln werden für die Schnittblumenproduktion verwendet, nur ein kleiner Prozentsatz wird in Gärten und Parks eingesetzt.

Verver Export hat seit 2023 auch die ersten virusresistenten Tulpen im Katalog. Und im neuen Katalog 2025 wird sich die Anzahl noch einmal erhöhen. Diese Sorten stammen aus der Zucht von IJsbrand de Jong. Im Jahr 1996 führte De Jong seine ersten Kreuzungen mit dem Ziel durch, eine Resistenz gegen TBV und TVX einzuführen. De Jong hatte schnell Erfolg. Aus einer Kreuzung zwischen einer tetraploiden Tulpe und Tulipa fosteriana 'Princeps' erhielt er sage und schreibe 40 Samen, die rote und gelbe Sämlinge hervorbrachten. Eine davon wurde 'Novi Sun', die jetzt eine Fläche von 75 Hektar einnimmt. Sie ist resistent gegen TBV und auch unempfindlich gegen TVX und die Augustakrankheit. Der Nachteil dieser Kreuzung war die Sterilität der Nachkommenschaft. Indem De Jong einen anderen Weg wählte, fand er einen orangefarbenen Sämling, der sich sowohl als fruchtbar als auch als TBV-resistent erwies. Dieser wurde erneut weiter gekreuzt. Einige Selektionen aus diesen Kreuzungen haben einen Namen, wie 'Kunyun' und 'Milatz', die beide unempfindlich gegen TBV sind.

Die Virusresistenz wird mit einem Feldtest geprüft, bei dem die Selektionen inmitten einer vollständig befallenen Partie gesetzt werden. Auf Fusarien wird getestet, indem die Selektionen in einem warmen, feuchten Raum aufbewahrt werden und Fusariumsporen von infizierten Zwiebeln im Lager ausgebracht werden.

Moderne Techniken

Neben Viren gibt es jedoch noch andere Krankheiten, wie z. B. Fusarium oxysporum f.sp. tulipae und Botrytis. Die Einzüchtung von Resistenzen gegen alle drei Krankheiten ist nicht einfach. Seit der Jahrhundertwende wird an der Wageningen University & Research (WUR) mit modernen Techniken daran gearbeitet, eine genetische Karte mit Markern für die Resistenz gegen bestimmte Krankheiten zu erstellen. Mithilfe dieser Marker können Tulpen schneller selektiert werden, wobei gezielt auf bestimmte Resistenzen geachtet wird. Marker sind Variationen in der DNA, die zufällig mit einem Gen gekoppelt sind. Indem man Pflanzen mit der richtigen Kombination von Markern auswählt, selektiert man indirekt auf Resistenz. Dies ist besonders nützlich, um z. B. mühsame Krankheitstests zu ersetzen, oder bei der quantitativen Resistenz, weil die Resistenz dann bereits auf der Grundlage eines einzigen Sämlings statt mehrerer genetisch identischer Pflanzen vorhergesagt werden kann. In Zukunft werden wir immer mehr über das Genom der Pflanzen und die Muster im DNA-Code der Resistenzgene erfahren. Und dann werden wir in der Lage sein, direkt auf dieser Grundlage zu selektieren.

Die Herausforderung in diesem Sektor liegt jetzt in der Züchtung von Resistenzen für andere Blumenzwiebelkulturen.

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Messeneuheiten

Tulpen: Züchtung auf Resistenz

Die Blumenzwiebelindustrie arbeitet hart daran, chemische Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. Es ist bekannt, dass dies die Virenbekämpfung zu einer immer schwierigeren Aufgabe macht. Im Tulpenanbau sind TBV (Tulip Breaking Virus) und TVX (Tulip Virus X) die häufigsten Viren. TBV wird durch Läuse und TVX durch Milben übertragen. Sorten, bei denen eine Resistenz eingezüchtet wurde, müssen nicht mehr chemisch behandelt werden, wodurch ein nachhaltiger Anbau näher rückt.

Gesunde Tulpen. Bild: GABOT.

Verbreitung von Pflanzenviren

Pflanzenviren werden von Insekten verbreitet, die sich von Pflanzensäften ernähren und daher oft einen stilettartigen Rüssel haben. Das bekannteste dieser Tiere ist die Blattlaus. Sie sticht ein Blatt oder einen Stängel an und verbreitet so das Virus. Die fliegende Blattlaus ist dabei besonders effizient. Und da Blattläuse überall vorkommen, gibt es keinen virusfreien Anbau, Garten oder Park. Oftmals befällt ein solches Virus nicht die Pflanze selbst, die dann wiederum nur Überträger ist, aber oft geht das Wachstum einer infizierten Pflanze sichtbar zurück.

Die niederländische Blumenzwiebelbranche entstand im 17. Jahrhundert auf den alten Geestböden direkt hinter den Dünen an der Nordsee. Das ist kein Zufall. Gerade entlang dieses Küstenstreifens ist das Auftreten von Läusen durch die ständig wehenden Seewinde viel geringer als weiter landeinwärts und in Europa. Und doch waren es genau diese Läuse und der Virus, die sich dort hinter den Dünen ausbreiteten, die das erste Finanzdesaster der Welt verursachten. Die Anleger setzten 'Geld und Besitztümer' auf eine virenkranke Blumenzwiebel, die nicht mehr wuchs und nie geerntet wurde.

Virusresistente Tulpen bei Verver Export

In den Jahren 2023-2024 werden in den Niederlanden knapp 17.000 Hektar mit Frühlingsblumenzwiebeln bepflanzt, wovon 13.000 Hektar Tulpen sein werden. Pro Hektar werden durchschnittlich 10.000 kg Tulpenzwiebeln geerntet (etwa 170 pro Quadratmeter). Diese Zahlen zeigen, wie wichtig der Tulpenanbau für die niederländische Blumenzwiebelindustrie ist. Die meisten der angebauten Tulpenzwiebeln werden für die Schnittblumenproduktion verwendet, nur ein kleiner Prozentsatz wird in Gärten und Parks eingesetzt.

Verver Export hat seit 2023 auch die ersten virusresistenten Tulpen im Katalog. Und im neuen Katalog 2025 wird sich die Anzahl noch einmal erhöhen. Diese Sorten stammen aus der Zucht von IJsbrand de Jong. Im Jahr 1996 führte De Jong seine ersten Kreuzungen mit dem Ziel durch, eine Resistenz gegen TBV und TVX einzuführen. De Jong hatte schnell Erfolg. Aus einer Kreuzung zwischen einer tetraploiden Tulpe und Tulipa fosteriana 'Princeps' erhielt er sage und schreibe 40 Samen, die rote und gelbe Sämlinge hervorbrachten. Eine davon wurde 'Novi Sun', die jetzt eine Fläche von 75 Hektar einnimmt. Sie ist resistent gegen TBV und auch unempfindlich gegen TVX und die Augustakrankheit. Der Nachteil dieser Kreuzung war die Sterilität der Nachkommenschaft. Indem De Jong einen anderen Weg wählte, fand er einen orangefarbenen Sämling, der sich sowohl als fruchtbar als auch als TBV-resistent erwies. Dieser wurde erneut weiter gekreuzt. Einige Selektionen aus diesen Kreuzungen haben einen Namen, wie 'Kunyun' und 'Milatz', die beide unempfindlich gegen TBV sind.

Die Virusresistenz wird mit einem Feldtest geprüft, bei dem die Selektionen inmitten einer vollständig befallenen Partie gesetzt werden. Auf Fusarien wird getestet, indem die Selektionen in einem warmen, feuchten Raum aufbewahrt werden und Fusariumsporen von infizierten Zwiebeln im Lager ausgebracht werden.

Moderne Techniken

Neben Viren gibt es jedoch noch andere Krankheiten, wie z. B. Fusarium oxysporum f.sp. tulipae und Botrytis. Die Einzüchtung von Resistenzen gegen alle drei Krankheiten ist nicht einfach. Seit der Jahrhundertwende wird an der Wageningen University & Research (WUR) mit modernen Techniken daran gearbeitet, eine genetische Karte mit Markern für die Resistenz gegen bestimmte Krankheiten zu erstellen. Mithilfe dieser Marker können Tulpen schneller selektiert werden, wobei gezielt auf bestimmte Resistenzen geachtet wird. Marker sind Variationen in der DNA, die zufällig mit einem Gen gekoppelt sind. Indem man Pflanzen mit der richtigen Kombination von Markern auswählt, selektiert man indirekt auf Resistenz. Dies ist besonders nützlich, um z. B. mühsame Krankheitstests zu ersetzen, oder bei der quantitativen Resistenz, weil die Resistenz dann bereits auf der Grundlage eines einzigen Sämlings statt mehrerer genetisch identischer Pflanzen vorhergesagt werden kann. In Zukunft werden wir immer mehr über das Genom der Pflanzen und die Muster im DNA-Code der Resistenzgene erfahren. Und dann werden wir in der Lage sein, direkt auf dieser Grundlage zu selektieren.

Die Herausforderung in diesem Sektor liegt jetzt in der Züchtung von Resistenzen für andere Blumenzwiebelkulturen.

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