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VertiFarm: 3. Ausgabe abgeschlossen
Der Landwirtschaft unter kontrollierten Bedingungen gehört die Zukunft. Sie bietet optimale Voraussetzungen um die konventionelle Landwirtschaft künftig ideal zu ergänzen, um einer der größten Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich zu begegnen: Die Ernährungssicherheit unter den Einflüssen von Klimakrise und Bevölkerungswachstum zu gewährleisten. Im Rahmen der dritten Ausgabe der führenden Fachmesse für Indoor-Farming in Kombination mit New Food Systems versammelten sich erneut Branchenexperten und Interessierte aus aller Welt, um die Entwicklung der Branche und ihre öffentliche Wahrnehmung als wichtigen Zukunftsfaktor gemeinsam weiter voranzutreiben und auf dem Weg dorthin nachhaltige Kontakte zu knüpfen.
Die schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen der vergangenen Jahre verlangsamten die rasante Entwicklung der Branche zwar zuletzt. Die Phase der Konsolidierung, in der sie sich derzeit befindet, und welche für viele Marktteilnehmer aktuell einer Geduldsprobe gleich kommt, könnte insgesamt jedoch ein wegweisender Schritt hin zur Herausbildung einer stabilen wettbewerbsfähigen Industrie sein, wie wir es aus anderen Branchen kennen. Auf diesen Effekt setzt auch Sabine Loos, Messechefin und Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe: „Mit der VertiFarm haben wir in den vergangenen zwei Jahren eine hervorragende neue Plattform für all jene geschaffen, die die innovative Branche der Landwirtschaft unter kontrollierten Bedingungen mitgestalten. Aus meinen Gesprächen mit Teilnehmenden der VertiFarm 2024 weiß ich: Es wurden wieder zahlreiche hochinteressante Kontakte geknüpft – national wie international. Gerade in herausfordernden Zeiten ist ein solcher Austausch für alle Branchenplayer immens wichtig.“
Die Bedeutung der Messe für den internationalen Austausch der Branche unterstreicht auch die Vorsitzende der Association for Vertical Farming e.V., Christine Zimmermann-Loessl: „Die VertiFarm und der im Rahmen der Messe stattfindende Summit der Association for Vertical Farming sind zentrale Bausteine, um die Branche voranzubringen. Dort bringen wir die wichtigsten Stakeholder aus Wirtschaft, Politik und von Verbänden zusammen, um aktuelle Themen zu diskutieren, zum Beispiel warum vielversprechende Unternehmen scheiterten, und auch um eine Road Map für die Zukunft zu entwickeln.“ Die Association for Vertical Farming verstehe sich in diesem Kontext als Bindeglied: „Gemeinsam sind wir stärker“, betont Christine Zimmermann-Loessl. „Die VertiFarm ist eine wichtige Plattform, um diesen Geist zu stärken und der Branche in Europa sowie weltweit weiteren Aufschwung zu verleihen.“
Breites Spektrum an Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung
Wie schon in den vergangenen Jahren war die VertiFarm auch 2024 wieder international besucht. Die laut einer Befragung mit der Messe mehrheitlich äußerst zufriedenen Teilnehmenden kamen aus 16 Ländern, die überwiegende Zahl aus unterschiedlichen Regionen Europas wie Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Bosnien-Herzegowina, den Niederlanden, Österreich, Rumänien, Schweden, Spanien, Ungarn oder Tschechien. Doch auch Süd- und Mittelamerika sowie Asien waren mit Teilnehmenden aus Ländern wie Brasilien, Indien und Südkorea vertreten.
Ausstellerseitig mit dabei waren erneut namhafte internationale Hersteller wie das führende chinesische Photobiotech-Unternehmen Fujian Sananbio Technology Co., Ltd., die Würth Elektronik eiSos GmbH & Co. KG sowie Seoul Semiconductor Europe GmbH, beides Hersteller von LED für ein optimales Pflanzenwachstum. Erstmals vertreten war unter anderem Air Supplies aus den Niederlanden, ein Experte für Assimilationsbeleuchtung und Klimakontrollsysteme. Die Algatec GmbH aus Brandenburg hatte innovative Solaranlagen im Gepäck. Algenwerk c/o PUEVIT GmbH aus Dresden präsentierte die Vorteile der unter kontrollierten Bedingungen produzierten Mikroalge Spirulina als neuartiges Superfood.
Avisomo, ein in Oslo ansässiger Entwickler von schlüsselfertigen vertikalen Landwirtschaftssystemen und Ausrüstungshersteller, hat erst kürzlich eine strategische Partnerschaft mit Coop Norway, der zweitgrößten Supermarktkette Norwegens, geschlossen. Gemeinsam wollen sie eine vollständig automatisierte vertikale Farm errichten, die direkt in das bestehende Vertriebszentrum von Coop integriert wird.
Hinzu kamen Partner aus Wissenschaft und Forschung wie das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT. Mit seinem inFARMING®-Konzept hat das Institut ein innovatives Konzept der gebäudeintegrierten Landwirtschaft entwickelt. Es ermöglicht die ressourcenschonende Nahrungsmittelproduktion in städtischen Gebieten, indem beispielsweise Dächer und Fassaden für den Anbau von Pflanzen genutzt werden. Das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME präsentierte seine Systeme OrbiPlant® und OrbiLoop®. Sie wurden entwickelt, um das Vertical Farming effizienter und skalierbarer zu gestalten, indem flexible Förderbänder für den Pflanzenanbau verwendet werden, die sich zur Integration in bestehende städtische Strukturen wie Fassaden und Dächer eignen.
Chance für Gründer: START-UP AREA und Start-up Challenge
Gründer, die sich auf dem Markt etablieren möchten, brauchen starke Partner an ihrer Seite. In den Dialog treten konnten sie in der START-UP AREA. Der offen gestaltete Bereich bot jungen Unternehmen in diesem Jahr erneut die Chance, sich dem internationalen Messepublikum zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen. Mit spannenden neuen Geschäftsmodellen waren dort unter anderem die Start-ups Direct Carbon aus Schweden, das Lösungen zur Reduktion von CO2-Emissionen entwickelt, und AgriData Innovations, das sogenannte Smart Eyes für ein datengesteuertes Gewächshausmanagement entwickelt, vertreten. Auch die Firma OnlyGreens zog mit ihren Anbauregalen durchgehend zahlreiche Fachbesucher – verbunden mit Auftragsanfragen - an ihren Stand in der START-UP-AREA.
Sabine Loos betont: „Bereits die letzten beiden Ausgaben der VertiFarm haben bewiesen, wie wichtig unsere Branchentreffen für junge Unternehmen sind. Sie knüpfen hier wertvolle Kontakte – nicht nur zu potenziellen Kunden, sondern auch zu anderen Fachleuten aus der Branche, von deren Erfahrung sie profitieren können. Hier ergeben sich völlig neue Zukunftsperspektiven und Kooperationen, die die Branche vorantreiben.“
Start-ups mit Sitz in Deutschland hatten die Möglichkeit, ihren Messeauftritt im Rahmen des Young Innovator Programms in Kooperation mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit bis zu 7.500 Euro fördern zu lassen.
Unter dem Motto „Grow to the Next Height“ fand zudem erstmals eine Start-up Challenge statt. Die Gewinner sind das indische Start-up 4CLIMATE und das Leipziger Start-up greenhub solutions GmbH. Sie erhielten u.a. eine einjährige AVF-Mitgliedschaft und ein Experten-Coaching. Das Team von greenhub solutions GmbH um Gründer Alexander Jaworski und Kay Plat entwickelt automatisierte Indoor-Farming-Lösungen für die Landwirtschaft. Ein erstes marktfähiges Produkt steht in den Startlöchern: der GreenResearcher. Das kompakte Plug-and-Play-System ermöglicht es, Daten aus standardisierten Experimenten zu gewinnen. Deren Analyse soll dazu beitragen, Pflanzenwachstum und Anbaumethoden effizienter und produktiver zu gestalten. Das Start-up 4Climate aus dem indischen Ahmedabad entwickelt Automatisierungslösungen für die Landwirtschaft auf Basis von modernen Technologien wie dem Internet of Things (IoT) und Künstlicher Intelligenz (KI). Die Lösungen von 4Climate sind speziell auf geschlossene Umgebungen wie CEA-Gewächshäuser, hydroponische vertikale Farmen und Aquakulturen ausgerichtet.
8. Summit der Association for Vertical Farming erneut exzellent besetzt
Ein weiteres Highlight der VertiFarm war der 8. Summit der Association for Vertical Farming e.V. (AVF). Er bot Experten, Unternehmern, Forschern, Investoren und Interessenvertretern einen Rahmen, um nicht nur über aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Zukunftstrends zu diskutieren, sondern auch Best-Practice-Beispiele auszutauschen und von den Ideen und Erfahrungen anderer Unternehmen zu lernen. Mit dabei waren unter anderem Dr. David Meszaros, Gründer und CEO von SMARTKAS, der sich mit seinem Unternehmen zum Ziel gesetzt hat, Vertical Farming im urbanen Raum zu etablieren, der AeroFarms-Mitgründer und CEO von Oshima Good Food, Marc Oshima, Seriengründer, Investor und Digitalexperte Carsten Puschmann, der den zweiten Messetag mit einer Keynote zum Thema „Investing in Food Tech“ eröffnete, sowie Jan Bredack, Gründer und CEO der Veganz Group.
Exkursion zu drei Leuchtturmprojekten
Wer die aktuellen Fortschritte im Vertical Farming live erleben und sich inspirieren lassen wollte, hatte dazu im Rahmen einer Exkursion zu nahe gelegenen Leuchtturmprojekten am Tag vor Beginn der VertiFarm die Möglichkeit. Auf dem Programm standen der Besuch der Kokerei Hansa, Dortmund. Hier entsteht eine urbane Fisch- und Pflanzenzucht. Aquaponik nennt sich das Kreislaufsystem, das dazu beitragen soll, die Stadt mit gesunden und umweltfreundlichen Lebensmitteln zu versorgen. Die Anlage wird zu Forschungszwecken und Workshops genutzt. Danach ging es zum Auftragsforschungsinstitut INNEXO B.V./Cultivators, Venlo (NL), das sich auf die molekulare Landwirtschaft, insbesondere den Cannabisanbau, konzentriert. Die Teilnehmer der Exkursion erfuhren Details über optimale Produktionsmethoden für pharmazeutische Inhaltsstoffe und technologische Innovationen. Außerdem wurde der ALTMARKTgarten in Oberhausen besucht, ein Reallabor. Seit 2019 wird auf dem Dach des Jobcenters auf 1.100 Quadratmetern im Rahmen der Umsetzung des inFARMING®-Konzeptes des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT Obst und Gemüse zu Forschungszwecken angebaut.
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