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SAUTTER und STEPPER: Nützlingseinsatz im geschützten Anbau
Die anerkannte Fortbildung, zertifiziert vom Regierungspräsidium Tübingen für den Pflanzenschutz-Sachkundenachweis, bot tiefgreifende Einblicke in die biologische Schädlingsbekämpfung. Sie richtete sich an Fachleute und Anwender, die ihr Wissen vertiefen und auf den neuesten Stand bringen wollten. Fachvorträge beleuchteten aktuelle Entwicklungen beim Einsatz von Nützlingen und deren Integration in bestehende Anbausysteme. Praktische Beispiele zeigten, wie der Einsatz von Nützlichen in ganz verschiedenen Bereichen erfolgen und auf welche Probleme man stoßen kann. Die Veranstaltung förderte den Austausch zwischen Experten und Praktikern und unterstrich die wachsende Bedeutung nachhaltiger Konzepte im modernen Gartenbau. Durch das Tagesprogramm führte souverän einer der Geschäftsführer, Herr Ulrich Büsing. Kaffee- und Mittagspause, mit reichhaltigem Buffet bot jedem Zeit für einen netten Austausch oder auch einer hitzigen Diskussion. Teilnehmer hatten zudem die Möglichkeit, sich über neueste Produkte der SAUTTER und STEPPER GmbH zu informieren.
Dr. Pfitzer, Pflanzenschutzreferent des Regierungspräsidiums Tübingen, beleuchtete in seinem Vortrag die rechtlichen Rahmenbedingungen im Pflanzenschutz und ging auf die Notwendigkeit von Sachkundenachweisen für bestimmte Anwendungen ein. Er stellte die wichtigsten gesetzlichen Vorgaben und Definitionen vor, darunter die Definition von Fläche der Allgemeinheit und die verschiedenen Kategorien von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden sowie deren zulässige Anwendungsbereiche. Besonderes Augenmerk legte er auf die Prüfpflichten für Pflanzenschutzgeräte, die Auflagen und Ausnahmegelungen zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf Nichtkulturland sowie die erforderliche persönliche Schutzausrüstung beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln. Dr. Pfitzer betonte die Bedeutung der Dokumentation und Aufzeichnungspflichten im Pflanzenschutz und erläuterte die anstehenden Änderungen ab dem Jahr 2026. Der Vortrag endete mit praktischen Beispielen und Ausnahmeregelungen für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sowie den Genehmigungsverfahren für besondere Anwendungsfälle.
Dr. Mareile Zunker vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg erklärte wichtige Punkte des EU-Rechts und betont die Notwendigkeit des Pflanzenschutzes, um Kulturpflanzen vor Krankheiten, Schädlingen, Unkräutern und nichtparasitären Einflüssen zu schützen. Der integrierte Pflanzenschutz kombiniert vorbeugende, biologische, mechanische, thermische und chemische Verfahren, um den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß zu beschränken. Die Instrumente des integrierten Pflanzenschutzes umfassen Risikoanalyse, Monitoring, Schadensschwellen, Frühdiagnosesysteme und präventive Maßnahmen wie die Nutzung resistenter Sorten und die Förderung natürlicher Gegenspieler. Der Nationale Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) zielt darauf ab, Risiken zu reduzieren und die Anwendung chemischer Mittel zu minimieren. Da auch Nützlinge an ihre Grenzen manchmal kommen, geht es nicht ganz ohne Pflanzenschutzmaßnahmen. Die Maßnahmen zur Förderung des integrierten Pflanzenschutzes umfassen Forschung und Innovationen, die Stärkung der amtlichen Pflanzenschutzberatung, die Umsetzung von Hot-Spot-Managementkonzepten und die Dokumentation der Pflanzenschutzmittelanwendungen. Demonstrationsbetriebe zeigen praxistaugliche Strategien und fördern die Einführung neuer Verfahren. Zukünftige Ansätze beinhalten die Reduktion chemischer Pflanzenschutzmittel durch Integration alternativer Verfahren, die Nutzung von Prognosesystemen und die Förderung der Biodiversität. Ein ganzheitlicher Ansatz und die kontinuierliche Anpassung der Strategien sind laut Frau Dr. Zunker entscheidend, um den Pflanzenschutz nachhaltig und effektiv zu gestalten, was sie anhand von vielen Beispielen verdeutlichte.
Das innovative Kretschab-Projekt wurde von Herrn Island von der Nuepa vorgestellt. Ziel des Projekts ist es, die Tomatenrostmilbe Aculops lycopersici durch den gezielten Einsatz von Nützlingen effektiv zu bekämpfen und somit eine nachhaltige Alternative zu chemischen Pflanzenschutzmitteln zu bieten. Die Tomatenrostmilbe stellt aufgrund ihrer geringen Größe und ihres schnellen Vermehrungszyklus eine erhebliche Bedrohung für den Tomatenanbau im geschützten Bereich dar. Traditionelle Bekämpfungsmethoden stoßen hier an ihre Grenzen. Das KRETSCHAB-Projekt zielt darauf ab, die Tomatenrostmilbe im biologischen Tomatenanbau zu kontrollieren. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Raubmilbenarten Transeius montdorensis, Amblyseius swirskii und Amblyseius barkeri keine ausreichende Kontrolle der Tomatenrostmilbe bieten. Es wurden verschiedene Ausbringungsmethoden wie das Abstreuen symptomatischer Pflanzen, das Verblasen und das Einhängen von Tüten getestet. Besondere Beachtung fand die Raubmilbe Pronematus ubiquitus. Deren Ausbringung und Fütterung mit Pollen zeigten positive Ergebnisse in einigen Betrieben, während andere Betriebe schlechtere Ergebnisse erzielten. Dabei spielt auch die Ausbringungsmethode eine wichtige Rolle, da beim Verblasen der Populationsaufbau nicht ausreichend war. Weitere Untersuchungen und alternative Ausbringungsmethoden werden fortgesetzt, um eine effektive Kontrolle der Tomatenrostmilbe zu gewährleisten. Klimasteuerung und regelmäßige Bonituren sind entscheidend, um die Schädlingspopulationen zu überwachen und anzupassen.
Frau Dr. Christine Dieckhoff vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg präsentierte die neuesten Erkenntnisse über bedeutende Schädlinge im Gartenbau. Ein Augenmerk lag auf der Goldeule Chrysodeixis chalcites. Dieser Eulenfalter stammt ursprünglich aus Nordafrika und der Mittelmeerregion und zeichnet sich durch seine hohe Vermehrungsrate und sein breites Wirtsspektrum aus. Besonders problematisch sind die Raupen, die erheblichen Blattfraß verursachen und bei optimalen Bedingungen bis zu 1.200 Eier pro Weibchen ablegen können. Eine Überwinterung findet im Gewächshaus statt. Ebenso wurden die Herausforderungen durch die Kohlrübenblattwespe Athalia rosae und deren Fraßverhalten an Wirtspflanzen wie Raps, Senf u.a. beleuchtet. Die Larven der Kohlrübenblattwespe fressen zunächst Löcher in die Blattunterseite und verursachen später Kahlfraß an der Blattoberseite. Dr. Dieckhoff betonte die Bedeutung von vorbeugenden Pflanzenschutzmaßnahmen, wie etwa der Verwendung von Kulturschutznetzen und der Förderung von Nützlingen. Weitere Themen umfassten den Minzenerdfloh Longitarsus lycopi, welcher besonders im Kräuteranbau problematisch ist, und den Rübenrüssler Lixus juncii, der seit 2019 in der Schweiz und seit 2023 in Süddeutschland Schäden an Rübenkulturen und Mangold, Spinat, u.a. verursacht. Hier spielen auch Sekundärinfektionen durch Pilze und Bakterien eine große Rolle und verursachen letztendlich über 50% der Schäden. Auch der Echinothrips ist nennenswert, der als reiner Blattthrips ein sehr großes Wirtsspektrum hat und sogar Abwehrverhalten zeigt und es den Nützlingen schwer macht. Hier fand man heraus, dass grüne Leimtafeln sich für das Monitoring bewährt haben. Abschließend stellte Dr. Dieckhoff Präventions- und Bekämpfungsstrategien vor, darunter biologische Pflanzenschutzmaßnahmen und Monitoringmethoden.
Der Vortrag von Jörg Klatt, dem Thripsexperten schlechthin, behandelt den Lebenszyklus der Frankliniella occidentalis, auch bekannt als Kalifornischer Blütenthrips, und deren Bekämpfung durch verschiedene Raubmilben. Diese Thripsart durchläuft mehrere Entwicklungsstadien. Die Puppen und Präpuppen findet man üblicherweise im Boden bei dieser Thripsart, befindet sich nun aber immer häufiger auch auf den Pflanzen und verursacht auch Schäden an den Blättern. Ist momentan auf Standardtopfpflanzen rückläufig, wo mittlerweile Thrips tabaci häufiger auftritt. Zur Bekämpfung von Thripsen werden verschiedene Raubmilbenarten eingesetzt, zusätzlich werden Raubwanzen, sowie Florfliegen und Nematoden genutzt. Er beschreibt verschiedene Versuchsaufbauten und Ergebnisse, die die Wirksamkeit von Raubmilben in der Bekämpfung von Thripsen und anderen Schädlingen belegen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verwendung von Naturalis (ein biologisches Insektizid auf Basis von Beauveria bassiana) in Kombination mit Raubmilben und der Prüfung der Integrierbarkeit dieses Mittels. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Reduktion der Thrips-Populationen durch den kombinierten Einsatz von Naturalis und Raubmilben.
Abschließend werden weitere invasive Thripsarten wie Thrips setosus, Thrips parvispinus, Chaetanaphothrips orchidii, und andere vorgestellt, ihre Herkunft, bevorzugten Wirtspflanzen und Bekämpfungsstrategien durch Raubmilben und andere Nützlinge erläutert. Interessanterweise ist seit dem Covid-Grünpflanzen-Hype Thrips parvispinus stärker verbreitet. Er lässt sich mit N. cucumeris und Orius sp. in der Kombination oder mit A. limonicus gut bekämpfen.
Holger Nennmann vom Pflanzenschutzdienst NRW stellte verschiedene alternative Pflanzenschutzmittel und deren Einsatzmöglichkeiten vor. Er betonte die abnehmende Anzahl zugelassener Wirkstoffe im Gartenbau und stellte verschiedene biologische und chemische Alternativen vor.
Zu den alternativen Pflanzenschutzmitteln zählen Biostimulantien oder nun auch Biologicals genannt, Bodenhilfsstoffe und Präparate auf Basis von Mikroorganismen wie Beauveria bassiana und Trichoderma sp.. Diese Mittel bieten verschiedene Wirkungsweisen, von der direkten Bekämpfung von Schaderregern bis zur Förderung des Pflanzenwachstums und der Induktion von Resistenzmechanismen. Nennmann diskutierte auch die Herausforderungen und Grenzen dieser Mittel, wie ihre Abhängigkeit von klimatischen Bedingungen und die Notwendigkeit regelmäßiger Anwendungen. Er betonte, dass eine korrekte Anwendung unter Beachtung der Bedingungen für einen Erfolg zwingend nötig ist. Zudem wurden verschiedene Versuchsaufbauten zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen vorgestellt.
Dr. Mareile Zunker vom LTZ Augustenberg hielt einen weiteren sehr spannenden Vortrag über zwei bedeutende Krankheiten: Stolbur, verursacht durch Candidatus Phytoplasma solani und das Syndrome des basses richesses (SBR), ausgelöst durch eine Infektion mit Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus oder einer Mischinfektion beider Erreger. Diese Krankheiten zeigen sich in Symptomen wie Vergilbung der Blätter, Nekrosen, vermindertem Zuckergehalt und kleineren Rüben. Die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) oder eine andere Glasflügelzikadenart fungiert als Vektor für SBR in Zuckerrüben und Kartoffeln, was zu erheblichen Ertragseinbußen führt. Problematisch zeigt sich die Verlagerung des Lebensraums der Schilf-Glasflügelzikade vom Schilf zu Rüben. Die Gummirübenkrankheit RTD (Rubbery taproot disease), ebenfalls verursacht durch Candidatus Phytoplasma solani zeigt sich in sog. „Gummirüben” und Reduktion der Frischmasse, Absterben des Blattapparates und sekundär Rübenfäule. Das Schadbild wurde eindrucksvoll gezeigt und beschrieben. Die Bekämpfung der Krankheiten gestaltet sich schwierig, da bakterielle und Phytoplasmen-Erkrankungen nicht direkt bekämpfbar sind. Wichtige Maßnahmen umfassen die Anpassung der Fruchtfolge, Unkrautbekämpfung und Netzabdeckungen zur Behinderung der Zikaden. Chemische Bekämpfungsmittel sind aufgrund des Einsatzzeitpunktes, Rückständen etc. eher schwierig. Zudem wird auf die Bedeutung von weiteren Forschungsaktivitäten und Monitoring verwiesen.
Die Nachweise von Stolbur und SBR sind in verschiedenen Kulturen wie Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Karotten und Rhabarber dokumentiert, was die Notwendigkeit effektiver Bekämpfungsstrategien unterstreicht.
Der Einsatz von Nützlingen zur biologischen Schädlingsbekämpfung in der Innenraumbegrünung bietet erhebliche Vorteile, erfordert jedoch fundierte Fachkenntnisse und präzise Vorgehensweisen, um erfolgreich zu sein. Die Firma Strohm Innenraumbegrünung hat sich auf diese Herausforderungen spezialisiert und bietet innovative Lösungen für eine effektive Schädlingsbekämpfung. Wie Familie Strohm in einem mit Beispielen bestückten Vortrag aufzeigten, trafen sie im Laufe ihrer Karriere immer wieder auf Herausforderungen, da Innenräume suboptimale Bedingungen wie unzureichende Beleuchtung und niedrige Luftfeuchtigkeit, die Pflanzen anfälliger für Schädlinge machen, bieten. Dabei haben Nützlinge oftmals spezifische Umweltanforderungen, die in Innenräumen schwer zu erfüllen sind. Familie Strohm setzt auf sorgfältige Auswahl, ihrer Erfahrungswerte und gezielten Einsatz von Nützlingen, unterstützt durch regelmäßiges Monitoring. Sie fanden ihre eigenen Methoden, um Nützlinge effizient auszubringen, angepasst an die jeweiligen, oftmals schwierigen Gegebenheiten. Durch diese Maßnahmen stellt Strohm Innenraumbegrünung sicher, dass die biologischen Schädlingsbekämpfungsmethoden effizient und nachhaltig umgesetzt werden.
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