Onlinehandel mit Lebensmitteln: Herausforderung oder Chance für Mehrwegverpackungen?

Auch im Lebensmittelbereich verbreitet sich der Onlinehandel rasch und in beträchtlichem Umfang. Immer mehr Einzelhändler bieten einen Lieferservice auch für frisches Obst und Gemüse an, was sehr spezielle Logistikprozesse voraussetzt.

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Auch im Lebensmittelbereich verbreitet sich der Onlinehandel rasch und in beträchtlichem Umfang. Immer mehr Einzelhändler bieten einen Lieferservice auch für frisches Obst und Gemüse an, was sehr spezielle Logistikprozesse voraussetzt. Die logistische Herausforderung zu meistern, ist einer der entscheidendsten Aspekte eines erfolgreichen Online-Geschäfts mit Lebensmitteln, und Mehrwegtransportbehälter (Reusable Plastic Containers – RPCs) können dabei eine wichtige Rolle spielen.

Hohe Wachstumsraten / Beispiele in Europa und Deutschland
Der Lebensmittelmarkt in Deutschland und Europa unterliegt starken Veränderungen, denn Verbraucher haben differenziertere Bedürfnisse als zuvor und wollen zugleich weniger Zeit mit dem Einkauf zubringen.

Im Jahr 2015, wurden in Frankreich und Großbritannien rund 4% bzw. 5% aller Lebensmitteleinkäufe über das Internet getätigt, während es in Deutschland nur 0,6% waren. Bis 2015 hatte nur ein Fünftel aller deutschen Verbraucher jemals Lebensmittel online eingekauft, aber die Situation ändert sich rasch, und im Online-Lebensmittelbereich wächst der Marktanteil von frischem Obst und Gemüse.

Deutsche Verbraucher geben jährlich über 170 Milliarden Euro für Lebensmittel aus, aber bisher wird weniger als 1% des Gesamtumsatzes durch E-Commerce generiert. Für die nächsten zehn Jahre erwartet das Marktforschungsinstitut GfK jedoch einen regelrechten Boom des Online-Lebensmittelhandels in Deutschland. Gemäß einer GfK-Studie vom vergangenen Jahr gehören Lebensmittel und Drogerieartikel zu den am schnellsten wachsenden Online-Marktsegmenten. Bis 2025 könnten etwa 16% aller Lebensmittelumsätze in Deutschland auf das Online-Geschäft entfallen.

Nachdem Amazon bereits Online-Aktivitäten mit frischem Obst und Gemüse in Großbritannien, Spanien und Italien gestartet hatte, ist das Unternehmen kürzlich auch in den deutschen Frischemarkt eingetreten, wenngleich das Angebot sich bisher auf einige wenige Großstädte beschränkt und nur für Kunden mit einem Amazon Prime Account zugänglich ist. Eine flächendeckende Verfügbarkeit für alle Verbraucher über Amazon Fresh steht noch aus, aber die traditionellen Einzelhändler verfolgen jeden Schritt ihres riesigen US-Konkurrenten auf dem deutschen Markt mit größter Aufmerksamkeit.  

Rewe war eines der ersten Großunternehmen auf dem deutschen Markt, das in den Onlinehandel mit Lebensmitteln einschließlich frischem Obst und Gemüse eingestiegen ist, und der erste deutsche Online-Supermarkt mit eigenem Fuhrpark für die Auslieferung. Auch der zu Kaiser‘s Tengelmann gehörende Online-Supermarkt ‘Bringmeister’ hat Frischeprodukte im Sortiment, das Angebot ist allerdings auf die Regionen Berlin und München begrenzt. Das jüngste Beispiel unter den Großen im deutschen LEH ist der Online-Markteintritt von Kaufland im Oktober. Kaufland bietet auch frisches Obst und Gemüse an, und die Waren werden in Mehrwegbehältern mit eigenen Transportmitteln ausgeliefert. Lidl und Edeka bieten ebenfalls Möglichkeiten der Online-Bestellung an.

Verbrauchererwartungen und logistische Herausforderungen
Was sind die wesentlichen Treiber für das Wachstum des Onlinehandels mit Lebensmitteln? Ein wichtiger Faktor ist sicherlich die allgemeine Veränderung des Einkaufsverhaltens, denn die jüngeren Generationen von heute sind mit dem Computer aufgewachsen und dehnen ihre Einkaufsgewohnheiten einfach auch auf Lebensmittel aus. Auch die sogenannte Babyboomer, d.h. die zwischen 1945 und 1964 Geborenen, die zeitsparende und bequeme Einkaufsalternativen suchen, gehören zu den potenziellen Intensivnutzern von Online-Lebensmittelangeboten. Die anhaltende Internationalisierung und zunehmende Digitalisierung des Einzelhandels sind weitere starke Treiber, denn europäische Supermarktketten folgen dem Beispiel ihrer internationalen Konkurrenten in anderen Ländern.
 
Eine grundlegende Erwartung der Internetkunden – abgesehen von verlässlicher Logistik – ist eine gut funktionierende Kundenbetreuung, beispielsweise über soziale Medien oder Chatboxen. Einer kürzlich von dem Marktforschungsinstitut Ipsos durchgeführten Umfrage zufolge betrachten die meisten Verbraucher die individuelle Kundenbetreuung als kritischen Punkt. Um Kunden zu gewinnen und zu binden, bieten viele Online-Supermärkte Mehrwertleistungen an, so z. B. Rezepte, gespeicherte Einkaufslisten, Produktvorschläge, Listen mit häufig gekauften Produkten etc.

Die strengen Hygiene- und Kühlvorschriften für frisches Obst und Gemüse gehören zu den größten Herausforderungen im Online-Lebensmittelhandel. Dies wiederum führt zu der Notwendigkeit, Aufträge schnell und zuverlässig zu bearbeiten und dann innerhalb eines kleinen Zeitfensters die bestellte Ware auszuliefern, sei es durch manuelle Auftragsabwicklung in Einzelhandelsmärkten oder durch andere Ansätze wie eine komplexe Automatisierung. Eine schnelle Abholzeit ist wichtig, auch angesichts der zunehmenden Anzahl von Konkurrenten im Lebensmittel-Online-Markt. Immer mehr Verbraucher erwarten eine Zustellung am selben Tag ohne Aufpreis. In Großbritannien verzeichnete Tesco beispielsweise eine deutliche Umsatzsteigerung, nachdem die Abholgebühr für online bestellte Lebensmittel abgeschafft wurde.

Ein entscheidender Punkt bei der Erfüllung von Verbraucher- und Marktanforderungen ist ein erweitertes Dienstleistungsangebot bei gleichzeitig auf ein vernünftiges Maß beschränkten Kosten, und dies hängt zum großen Teil von der Logistikorganisation ab.

Logistikprozesse
Für die Abwicklung von Onlinebestellungen gibt es verschiedene Logistik- und Transportoptionen, vom eigenen Bringdienst bis zur Zusammenarbeit mit etablierten Dienstleistern wie DHL. Eine wichtige Rolle spielt auch Click & Collect, hierbei werden Onlinebestellung und Abholung bei einem örtlichen Einzelhandelsmarkt oder einer anderen verkehrsgünstig gelegenen Abholstelle kombiniert. Ein solcher Ansatz ist sehr hilfreich für Einzelhändler, die ihre Lieferkosten minimieren wollen, indem sie auf den individuellen Lieferservice verzichten, und er ist auch bei vielen Verbrauchern beliebt, insbesondere auf dem französischen und britischen Markt, wo das Click & Collect System früh übernommen wurde.

Bisher werden die meisten Online-Lebensmittelbestellungen manuell durch professionelle Einkäufer in Einzelhandelsmärkten oder auf Onlineaufträge spezialisierten Niederlassungen – sogenannten “Dark Stores” erfüllt. Der Vorteil der manuellen Auftragsabwicklung ist, dass keine Kapitalinvestitionen für die Automatisierung erforderlich sind. Andererseits ist der manuelle Ansatz teuer, da die professionellen Einkäufer für die Zusammenstellung der Kundenaufträge in der Regel erhebliche Zeit benötigen.

Die Alternative zur manuellen Kommissionierung ist die automatisierte Auftragsabwicklung: Flexibilität ist eine wichtige Anforderung, da weitsichtige Einzelhändler sich auf eine Zunahme des Lebensmittel-Onlinehandels einstellen. Einer der bedeutendsten Ansätze ist das automatisierte System, bei dem die Waren mittels Förderband, Roboter oder anderer Vorrichtungen zum Kommissionierer gebracht werden. Derartige Systeme sind mit der Zeit immer robuster geworden, und ihr Design wurde im Hinblick auf Produktivität und Ergonomie verbessert.

Als einer der Vorreiter in der EU stieg Tesco 2013 von professionellen Einkäufern auf einen automatisierten Ware-zu-Kommissionierer-Ansatz um. Systeme diese Art werden üblicherweise in einem “Dark Store” oder Lager eingesetzt.

Wie RPCs den Logistikprozess unterstützen können
Da für die nächsten Jahre ein starkes Wachstum des Lebensmittel-Onlinehandels erwartet wird, ist es höchstwahrscheinlich, dass die Logistik einen höheren Automatisierungsgrad erreicht, um die Anforderungen an Flexibilität und schnelle Lieferung zu erfüllen. In dieser Hinsicht können Mehrwegbehälter eine wichtige Rolle spielen, vorausgesetzt, dass die Logistikprozesse entsprechend koordiniert werden.

IFCO, der Marktführer im RPC-Pooling, erwartet einen zunehmenden Einsatz von RPCs auch im Lebensmittel-Onlinesegment und ist darauf eingestellt, maßgeschneiderte Lösungen auf der Grundlage von standardisierten RPCs zu entwickeln, um seine Kunden bei der Kommissionierung und Auslieferung zu unterstützen. Dabei arbeitet das Unternehmen Hand in Hand mit LEH-Unternehmen und Logistikdienstleistern, um die neuen Anforderungen in Bereichen wie frisches Obst und Gemüse, Backwaren, Eier, frisches Fleisch und Geflügel, Fischereierzeugnisse und Getränke sowie möglichen weiteren Kategorien zu erfüllen.  
 
Für Einzelhändler, die sich für die Automatisierung ihres Lebensmittel-Onlinegeschäfts entscheiden, sind RPCs eine nützliche Option, da die standardisierten Maße und die einfache Handhabung der Kisten eine Prozessoptimierung bei der Auftragsabwicklung erleichtern, während das robuste Material den Schutz der Ware beim Transport gewährleistet.  

Schon heute werden standardisierte Mehrwegbehälter in verschiedenen Konstellationen für die Abwicklung von Onlinebestellungen in Deutschland und anderen europäischen Ländern eingesetzt, z. B. für Produkte, die online bestellt und entweder vom Verbraucher abgeholt oder zu ihm nach Haus geliefert werden, für regelmäßige Lieferungen von frischem Obst und Gemüse in einem “Abo-System“ oder für den Versand von Zutaten für komplette Menüs. Insbesondere Lieferanten von Bio-Lebensmitteln sind sehr offen für den Einsatz von RPCs.

IFCO hat generell eine positive Einstellung zum Lebensmittel-Onlinehandel und kann auch für Onlinebestellungen je nach Kunden- und Lieferantenanforderungen die geeigneten Verpackungslösungen bieten. Auf Wunsch entwickelt IFCO beispielsweise RPCs mit dem Logo des LEH-Unternehmers, sowohl für Lieferdienste als auch für die Abholung durch den Verbraucher. Der Logistikprozess ist sehr einfach: Der Endkunde bringt die RPCs entweder selbst zum Laden zurück oder gibt sie bei der nächsten Lieferung dem Fahrer mit.

Da Verbraucher ein zunehmendes Bewusstsein für Umweltprobleme entwickeln, ist auch im Onlinegeschäft eine steigende Tendenz zur Nutzung von Mehrwegverpackungen anstelle von Plastiktaschen und/oder Einwegkartons zu erwarten. Natürlich sind die Einsatzmöglichkeiten abhängig von der Art der Produkte, aber Artikel des täglichen Bedarfs werden bereits recht häufig in RPCs ausgeliefert. Somit könnte die Verwendung von RPCs auf die gesamte Lieferkette ausgedehnt werden, bis hin zum Verbraucher – was zu einem “grüneren“ Onlinehandel mit Lebensmitteln beitragen würde.

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