Giftpflanze des Jahres 2020: Die Tollkirsche

Die Tollkirsche wurde zur diesjährigen „Giftpflanze des Jahres“ gewählt. Die Pflanze wird damit zur Botschafterin, um auf die giftige Wirkung heimischer Pflanzen aufmerksam zu machen.

Der Botanische Sondergarten Wandsbek macht auf die giftige Wirkung heimischer Pflanzen aufmerksam.

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Zur diesjährigen „Giftpflanze des Jahres“ wurde die Tollkirsche gewählt. Damit macht der Botanische Sondergarten Wandsbek die Pflanze zur Botschafterin, um auf die giftige Wirkung heimischer Pflanzen aufmerksam zu machen und über den Umgang mit ihnen zu informieren.

Von den 2.365 gültigen Stimmen bei der Wahl im vergangenen Jahr fielen 31,4% auf die Tollkirsche, lateinisch Atropa. Das harmlos aussehende Nachtschattengewächs besitzt nicht nur die giftigen „Kirschen“, sondern alle Pflanzenteile sind sehr stark giftig. Die einzige bei uns heimische Art ist die Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna).

Die Schwarze Tollkirsche Atropa belladonna ist eine sparrig verzweigte Staude, die bis zu 1,5 Meter hoch werden kann. Sie besitzt einen dicken Wurzelstock und große, drüsig behaarte Blätter. Die glockenförmigen Blüten sitzen einzeln in den Blattachseln. Sie sind außen rotbraun bis violett und innen dunkelgelb mit rötlichen Adern. Daraus entwickeln sich zwischen Juni und August die schwarzglänzenden Beeren, die Tollkirschen. In diesem Zeitraum sind Blüten, reife und unreife Früchte gleichzeitig vorhanden. Die Früchte wie auch der Rest der Pflanze enthalten eine große Menge giftige Alkaloide.

Bei den appetitlich aussehenden Früchten ist die Gefahr sehr hoch, dass sie – vor allem Kinder – zum Essen einladen. Trügerisch ist auch, dass die Beeren nicht bitter schmecken. Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass die Tollkirsche bei Vergiftungen durch Pflanzen eine der führenden Stellungen in den Statistiken der Giftnotrufzentralen einnimmt. Man geht von einer Sterblichkeit von ungefähr 10% aus. Bei Kindern ist schon mit drei bis vier Beeren eine tödliche Dosis erreicht.

Die Giftwirkung der Tollkirsche

Die wichtigsten Alkaloide in der Tollkirsche sind Hyoscyamin, Atropin und Scopolamin. Während in der Frucht das Atropin vorherrscht, überwiegt in den Blättern das Hyoscyamin. Beide Gifte wirken sowohl zentral erregend als auch peripher lähmend. Abhängig von der aufgenommenen Dosis kommt es zu allgemeiner Erregung und körperlicher Unruhe, zu euphorischen Zuständen bis hin zu starker Verwirrtheit, Krämpfen und Tobsuchtsanfällen. Später kann es zu Lähmungen und einem narkoseähnlichen Schlaf kommen, der durch Atemlähmung zum Tod führen kann.

Zu erkennen ist eine Vergiftung beim Menschen unter anderem an den stark erweiterten Pupillen. Diese Wirkungen machten sich Frauen in früheren Zeiten zunutze und tröpfelten sich den Saft der Tollkirschen in die Augen, um diese groß und glänzend erscheinen zu lassen. Daher rührt auch der Zusatz „belladonna“, der „schöne Frau“ bedeutet. Der Gattungsname stammt übrigens von der griechischen Schicksalsgöttin Atropos, die den Lebensfaden durchschnitt und so den Tod der Menschen bestimmt hat. Aus den Blättern gewonnener Belladonna-Extrakt wird heute pharmakologisch verwendet, zum Beispiel in Augentropfen zur Untersuchung beim Augenarzt sowie in homöopathischen Mitteln. (iva.de/IVA-Magazin)

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