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Erfurt: Irisgarten komplett bepflanzt
Lebensfreude, Frau Musica, Hochspannung, Pfingstgruß oder Weißes Segel – die Irissorten im neu gestalteten Irisgarten des egaparks tragen klangvolle Namen. Sie alle stammen aus dem züchterischen Nachlass von Dr. Alexander Steffen. 21 der 38 Bestandssorten, die vor Beginn der Baumaßnahme in dem Areal geborgen wurde, gehören zu seinem züchterischen Erbe. Jetzt erhielten sie zusammen mit 26 neuen Züchtungen auf den sechs Terrassen des Themengartens am Südeingang einen Platz. Der wird im kommenden Jahr fertiggestellt, jetzt ist als wichtiger Meilenstein die Bepflanzung fertig.
„64 Irissorten können künftig hier bewundert werden, in Sortenbeeten als Gegenüberstellung oder in Anwendungsbeeten in Kombination mit Stauden. Das Pflanzkonzept haben wir bewusst einfach gehalten. Die eingesetzten Pflanzen sind trockenheitsresistent und über die ganze Gartensaison blüht etwas. Wir haben die Iris dafür mit Stauden kombiniert, denn sie haben nur eine kurze Blühdauer von vier bis sechs Wochen und der Irisgarten soll ja die gesamte Gartensaison über attraktiv sein“, erläutert egapark-Gärtnerin Melanie Trinks, die das Projekt leitet.
Wasser ist eine wichtige Komponente für den Gärtner. Der sorgsame Umgang mit natürlichen Ressourcen, ein modernes Wassermanagement ist ein bestimmendes Thema für die zukunftsweisende Parkbewirtschaftung. Im Irisgarten es egaparks zeigen die Gärtner ein kluges Prinzip, um Staunässe zu vermeiden und gleichzeitig das natürliche Wasseraufkommen zu nutzen. Der Themengarten am Südhang des egaparks ist aufgrund der Hanglage in Terrassen gegliedert. Gärtnerin Melanie Trinks hat die Umgestaltung des Themengartens begleitet: „Im Irisgarten ist die komplette Oberflächenentwässerung nicht an einen Abwasserkanal angeschlossen. Wenn es regnet, wird das überschüssige Wasser von der einen auf die nächste Terrasse über eine Retentionsfläche entwässert. Auf der oberen Terrasse ist jeweils eine Regenrinne, in der sich das Oberflächenwasser bei Regen sammelt. Über ein in die Erde verlegtes Rohr wird es dann auf die nächste tiefere Terrasse geleitet. Das Abschwämmen des Substrates bei Starkregen vermeiden größere Travertinsteine in der Nähe der Ausläufe. Seit einigen Jahren regnet es sehr wenig über das Jahr verteilt. Daher wurde die Pflanzung im Irisgarten mit trockenheitsresistenten Pflanzen geplant, die nur in der Anwachsphase zwei- bis dreimal gewässert werden.“
Historie Irisgarten
Im egapark nahe dem ehemaligen Südeingang entstand 1965 – vier Jahre nach der Internationalen Gartenaustellung (iga 61) - der Themengarten für die Iris. Die Entwürfe für die Anlage gehen bereits auf das Jahr 1961 zurück. In den vergangenen Jahren kennzeichnete zunehmende Baufälligkeit den einstigen Themengarten mit dem Namen des Iriszüchters Dr. Alexander Steffen. Da auch der Südeingang geschlossen war, kamen nur noch wenige Besucher in das einstige vorzeigbare Areal, in dem von April bis Juli die Iris ihre farbenfrohen und prächtigen Blüten entfalteten.
Der Irisgarten ist ein gartenhistorisches Zeitzeugnis und von städtebaulicher Bedeutung. Im Erfurter Grünsystem stellt der Irisgarten mit dem Südeingang die einzige südöstliche Verbindung zwischen dem egapark und den angrenzenden öffentlichen Parkanlagen Dendrologischer Garten, Luisenpark und Dreibrunnenpark dar.
Fördermittel des Bundes und des Freistaates in Höhe von 861.400 Euro stehen für die denkmalgerechte Sanierung zur Verfügung. Die infrastrukturellen Arbeiten werden mit 796.621 Euro gefördert. Die gesamten Sanierungskosten belaufen sich auf 1,8 Mio. Euro.
Der Irisgarten ist durch Gestaltungselemente der 70-er Jahre DDR Moderne geprägt, die behutsam in die Neugestaltung einbezogen werden. Stützmauern aus Waschbeton fangen das Gelände am Hang ab und unterteilen es in Sorten- und Anwendungsbeete. Ein seitlicher Treppenweg und ein bis zu 12% steilen Rampenweg auf der anderen Seite führen vom ehemaligen Südeingang durch den Irisgarten hinauf in Richtung Parkmitte. Künftig wird eine stufenlose Wegführung vom Südeingang in den Irisgarten diesen Bereich für alle Besucher zugänglich machen. Der Südeingang mit dem ehemaligen Kassenhäuschen wird momentan bereits saniert und soll künftig ein Eingang mit Drehtür für Inhaber von Dauerkarten sein. Das Kassenhäuschen wird in eine Ferienwohnung umgebaut.
Hintergrundinformationen
Alexander Steffen wurde am 24. November 1871 in Pommern geboren. Seine Lehrzeit absolvierte er zusammen mit Karl Foerster in Schwerin. 1922 berief man ihn zum Direktor der Staatl. Versuchs- und Beispielsgärtnerei in Pillnitz. Steffen arbeitete eng mit der Fa. F.C. Heinemann zusammen, die seine Neuzüchtungen in den Handel brachte. Die Firma Heinemann wurde 1848 in Erfurt gegründet und war hier bis 1972 zur endgültigen Verstaatlichung tätig. Sie trug maßgeblich zum internationalen Ruf Erfurts als Blumenstadt bei. Dr. Alexander Steffen verstarb am 11. Sep. 1952. Zu diesem Zeitpunkt waren schon 38 seiner Iriszüchtungen im Handel. 9 weitere Iris wurden 3 Jahre nach seinem Tod unter seinem Namen in den Handel gebracht und registriert.
Der egapark arbeitet eng mit dem Netzwerk Pflanzensammlungen zusammen. Dort werden private Pflanzensammlungen zusammengeführt. Pflanzen werden getauscht oder zur Verfügung gestellt. Die Dokumentation der Vielfalt der genetischen Ressourcen in Deutschland und das Bündeln von Informationen sind dabei Schwerpunkte. Zudem wird im Falle der Gefährdung einer Pflanzensammlung die Suche nach Patenschaften unterstützt, um die Sammlung dauerhaft zu bewahren. Mehr als 370 Pflanzensammler sind auf der Webseite des Netzwerks registriert und über 160 Sammlungen mit mehr als 46.000 Akzessionen werden dokumentiert.
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