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Bosch: Geschäftsjahr 2022 legt Basis für die Zukunft
Bosch hat im herausfordernden Jahr 2022 seine Geschäftsziele übertroffen: Das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen steigerte seinen Gesamtumsatz auf 88,2 Mrd. Euro gegenüber 78,7 Mrd. Euro im Vorjahr. Das ist ein Plus von 12%, wechselkursbereinigt von 9,4%. Das operative Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern (EBIT) liegt mit 3,8 Mrd. Euro über dem Vorjahreswert von 3,2 Mrd. Euro. Die operative EBIT-Rendite erhöhte sich von vier auf 4,3%. „Wir haben das Jahr 2022 gut gemeistert – sowohl der Umsatz als auch die Rendite lagen über unseren Erwartungen“, sagte Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, anlässlich der Bilanzvorlage des Unternehmens. „Auch wenn die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anspruchsvoll bleiben, wollen wir unser Wachstumstempo deutlich erhöhen.“
In den kommenden Jahren soll bei normaler Inflation das durchschnittliche Umsatzplus jährlich 6 bis 8% betragen, die Rendite mindestens 7% erreichen. „Unser Ziel ist es, über alle Weltregionen hinweg zu wachsen und in relevanten Märkten zu den führenden drei Anbietern zu gehören“, sagte Hartung.
Der Kampf gegen den Klimawandel führt zu erheblichen Umbrüchen in Wirtschaft und Gesellschaft und beschleunigt den technologischen Wandel. „Im Zuge der technologischen Transformation eröffnen sich für uns Wachstumsoptionen, die wir wahrnehmen wollen, sowohl in bestehenden und angrenzenden als auch in neuen Geschäftsfeldern“, sagte Hartung. „Wir liegen mit unserem Leitmotiv „Technik fürs Leben“ genau richtig – bei den wichtigen Trends Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung und mehr denn je auf den Feldern Software und künstliche Intelligenz.“
Investitionen in die Zukunft: Innovationskraft braucht Finanzkraft
„Trotz des schwierigen Umfelds blicken wir auf solide Ergebnisse im Geschäftsjahr 2022. Wir haben zugleich wichtige Weichen gestellt für den Erfolg von Bosch auf den Märkten von morgen“, sagte Dr. Markus Forschner, Geschäftsführer und Finanzchef der Robert Bosch GmbH. Insgesamt hat das Unternehmen im vergangenen Jahr mehr als zwölf Mrd. Euro für die Zukunftssicherung ausgegeben: Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben stiegen auf 7,2 Mrd. Euro (2021: 6,1 Mrd. Euro) – oder 8,2% vom Umsatz (2021: 7,8%). Auch die Investitionen in Sachanlagen (Capex) erhöhten sich um 1 Mrd. auf 4,9 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalquote stieg leicht auf 46,6% (2021: 45,3%). Neben den Investitionen in die Zukunft hat auch die hohe Lieferfähigkeit in Zeiten großer Unsicherheit Finanzmittel gebunden. Das führte im vergangenen Jahr zu einem negativen Free-Cash-Flow von vier Mrd. Euro. Forschner erklärte: „Auch wenn wir über die erforderlichen Mittel und eine hohe finanzielle Solidität verfügen, müssen wir die schwierige Balance halten zwischen Investieren und Kostendisziplin.“
Ausblick 2023: Kostendruck, Inflation und Abkühlung der Konjunktur
Die Bosch-Gruppe konnte im ersten Quartal 2023 trotz Nachwirkungen der Corona-Pandemie ihren Umsatz um 3,5% steigern. Günstig hat sich insbesondere Nordamerika entwickelt mit einem zweistelligen Wachstum von 18%; auch in Europa konnte das Unternehmen gut zulegen mit 7,7%. „Der Start ins neue Geschäftsjahr zeigt, dass 2023 erneut sehr anspruchsvoll wird“, sagte der Finanzchef. Er gehe dabei von anhaltend hohen Preisen auf den Rohstoff- und Energiemärkten sowie hohen Inflationsraten aus. Für 2023 erwartet Bosch einen Anstieg der weltweiten Wirtschaftsleistung von nur 1,7% und damit eine weitere erhebliche Abkühlung gegenüber dem Vorjahr. Trotz der mäßigen Konjunkturaussichten strebt Bosch für das Jahr 2023 ein Umsatzwachstum von 6 bis 9% an – die angestrebte operative EBIT-Rendite 2023 liegt bei 5%. „Wir wollen damit einen weiteren Schritt in Richtung unserer Zielrendite von mindestens 7% machen“, sagte Forschner. „Es ist ein ehrgeiziges Programm, das wir uns vorgenommen haben.“
Mobility-Geschäft: Wachstum mit Neuaufstellung
Bosch richtet sein Mobility-Geschäft auf die veränderten Anforderungen von Markt und Kunden neu aus. Das Ziel ist, bestehende und neue Kundenbedarfe mit maßgeschneiderten Lösungen noch besser und schneller aus einer Hand bedienen zu können. „Wir wollen führender Technologieanbieter und bevorzugter Partner unserer Kunden in der Mobilitätsbranche bleiben. Dafür stellen wir die Weichen“, sagte Hartung. Der bisherige Unternehmensbereich „Mobility Solutions“ mit weltweit rund 230.000 Beschäftigten an mehr als 300 Standorten in 66 Ländern wird nun als Geschäftssektor "Bosch Mobility" innerhalb des Unternehmens mit eigener Geschäftsverantwortung und eigenem Führungsteam gesteuert. Die einzelnen Geschäftseinheiten erhalten zum 1. Januar 2024 teils einen neuen inhaltlichen Zuschnitt sowie zusätzlich horizontale Verantwortlichkeiten. In der neuen Aufstellung soll das Mobility-Geschäft bis 2029 jährlich durchschnittlich um rund 6% wachsen und einen Jahresumsatz von mehr als 80 Mrd. Euro erreichen, kündigte der Bosch-Chef an. Eine Säule des künftigen Wachstums ist der Markt für Automobilsoftware, der sich bis zum Ende der Dekade voraussichtlich verdreifachen wird. Auf diesem Gebiet bietet Bosch Mobility den Kunden Softwarelösungen für Betriebssysteme und domänenspezifische Applikationen für software-definierte Fahrzeuge. Auch das Geschäft mit Automobilelektronik baut Bosch kräftig aus: Um die steigende Nachfrage nach Siliziumkarbid-Chips zu bedienen, plant das Unternehmen Teile des Geschäfts des US-Halbleiterherstellers TSI Semiconductors zu übernehmen. Bosch will in den kommenden Jahren rund 1,4 Mrd. Euro in den kalifornischen Standort Roseville investieren und die Fertigungsstätten von TSI Semiconductors umrüsten. Ab 2026 sollen dort die ersten Halbleiter auf 200-Millimeter-Wafern produziert werden, die auf dem innovativen Material Siliziumkarbid (SiC) basieren.
Energie- und Gebäudetechnik: Wachstum mit der Wärmewende
Insbesondere der Umbau der weltweiten Energiesysteme sorgt nach Worten Hartungs für weiteres Geschäftspotenzial: „Das Wachstum liegt nicht nur auf der Straße, auch wenn wir dort sehr erfolgreich sind“, erklärte Hartung. „Für die Elektrifizierung der Heizungen stoßen wir mit unseren Wärmepumpen auf große Nachfrage.“ In diesem Feld legt Bosch ebenso überdurchschnittlich zu wie bei den elektrischen Antrieben fürs Auto. Das Unternehmen baut seine Wärmepumpen-Kapazitäten aus und will bis Ende der Dekade insgesamt mehr als 1 Mrd. Euro in Europa investieren: Nach Anlauf der Serienfertigung zum Jahresbeginn im deutschen Eibelshausen kündigte Bosch kürzlich den Bau eines weiteren Werkes im polnischen Dobromierz an. Um die Heizungsmodernisierung für Hausbesitzer erschwinglich zu machen, setzt Bosch auch auf Hybridlösungen: Der Einsatz einer bestehenden Gastherme in Kombination mit einer kleineren Wärmepumpe erspart oftmals eine aufwändige Gebäudesanierung. Gegenüber einer reinen Wärmepumpen-Lösung können damit Modernisierungskosten um bis zu 30% sinken. Bosch erwartet, dass 2023 der europäische Wärmepumpen-Markt um 20% wächst – der entsprechende Umsatz bei Bosch steigt mehr als doppelt so schnell und dieses Wachstumstempo soll sich bis Mitte der Dekade fortsetzen. Auch von der Modernisierung gewerblicher Gebäude in Sachen Energie- und Kosteneffizienz profitiert Bosch: Zuletzt erweiterte das Unternehmen mit dem Erwerb der Hörburger AG sein Portfolio in Richtung Gebäudeautomation.
Industrietechnik und Gebrauchsgüter: Ambitionierte Wachstumsziele
Bosch ist auch bei der Industrietechnik und im Gebrauchsgütergeschäft auf Wachstumskurs: In der Industrietechnik ist beispielsweise der Umsatz mittlerweile auf nahezu sieben Mrd. Euro gestiegen. „Für 2028 ist die Umsatzmarke von zehn Mrd. Euro das Ziel – das ist wichtig, um in der Industrietechnik vorne mit dabei zu sein“, sagte der Bosch-Chef. Die kürzliche Akquisition von HydraForce mit rund 2 100 Mitarbeitenden spiele dabei eine zentrale Rolle: „Mit der Übernahme des US-amerikanischen Spezialisten haben wir nicht nur unseren Umsatz mit Kompakthydraulik verdreifacht“, verdeutlichte Hartung. „Wir sichern uns über das HydraForce-Händlernetzwerk zugleich einen besseren Marktzugang in den USA.“ Ein neues Geschäftsfeld betritt Bosch Rexroth mit der Elektrifizierung mobiler Arbeitsmaschinen. Dazu hat der Geschäftsbereich in diesen Wochen mit dem eLion-Programm ein komplettes Produktportfolio auf den Markt gebracht – mit zahlreichen Serienprojekten bei Herstellern von Off-Highway-Fahrzeugen. „Die Elektrifizierung von Traktoren, Betonmischern und Baggern trifft den Nerv der Branche.“
Der Unternehmensbereich Gebrauchsgüter hat ebenfalls ambitionierte Wachstumsziele: Beispielsweise will Bosch Power Tools seinen Umsatz bis 2030 mehr als verdoppeln und die Marke von zehn Mrd. Euro überschreiten. Dazu hat der Geschäftsbereich bereits im vergangenen Jahr gut 300 Mio. Euro investiert, etwa in die Ausweitung des Zubehörgeschäfts. In diesem Jahr sind weitere Investitionen im dreistelligen Mio.bereich geplant. Ein Fokus liegt dabei auf Nordamerika, die Region stellt allein mehr als 40% des weltweiten Elektrowerkzeugmarktes. Ebenso stärkt dort die BSH Hausgeräte ihre Position: Von 2024 an wird sie zum Beispiel in einer neuen Fabrik in Mexiko Kühlgeräte für den nordamerikanischen Markt fertigen.
Geschäftsjahr 2022: Entwicklung nach Unternehmensbereichen
Der größte Unternehmensbereich Mobility Solutions erzielte 2022 ein deutliches Plus von 16% auf 52,6 Mrd. Euro, wechselkursbereinigt 12,1%. Die operative Rendite stieg von 0,7 auf 3,4% vom Umsatz und lag über den Erwartungen. „Unseren Mobility-Umsatz konnten wir trotz andauernder Halbleiterengpässe und der nur schwach gestiegenen Automobilproduktion kräftig steigern“, sagte Forschner. „Auch wir waren gezwungen, unsere Preise an unsere gestiegenen Kosten anzupassen.“ Dem Unternehmensbereich Industrial Technology kam der robuste Maschinenbaumarkt zugute. Der Umsatz stieg um 13,9% auf 6,9 Mrd. Euro – wechselkursbereinigt ein Plus von 11%. Die EBIT-Rendite stieg auf 9,8%. Der Unternehmensbereich Consumer Goods spürte die stark nachgelassene Nachfrage nach Hausgeräten und Elektrowerkzeugen. Der Umsatz stieg dennoch um 1,5% auf 21,3 Mrd. Euro, wechselkursbereinigt um 1,6%. Zudem hat das auslaufende Russlandgeschäft die Ertragslage belastet. Die operative EBIT-Rendite lag bei 4,5 gegenüber 10,2% im Vorjahr. Der Unternehmensbereich Energy and Building Technology erzielte 2022 einen deutlichen Umsatzzuwachs mit 17,4% auf sieben Mrd. Euro, wechselkursbereinigt um 15,9%. Ein Treiber war die hohe Nachfrage bei klimafreundlicher Heiztechnik. Die EBIT-Rendite betrug 6% (2021: 5,1%).
Geschäftsjahr 2022: Entwicklung nach Regionen
„In allen Regionen konnte die Bosch-Gruppe 2022 ein deutliches Umsatzplus verbuchen – am stärksten in Amerika“, sagte Forschner. In Nordamerika erhöhte sich der Umsatz um 25,7% auf 14,4 Mrd. Euro – wechselkursbereinigt ein Plus von 12,3%. In Südamerika erreichte der Umsatz 1,8 Mrd. Euro. Das Wachstum von 26% lag wechselkursbereinigt bei 16,7%. In Europa lag der Umsatz 7,3% über dem Vorjahr und erreichte 44,3 Mrd. Euro – wechselkursbereinigt ein Wachstum von 9,8%. In Asien-Pazifik einschließlich übriger Regionen stiegen die Erlöse um 12,8% auf 27,7 Mrd. Euro. Wechselkursbereinigt erreichte die Zuwachsrate 7,1%.
Mitarbeiterzahlen 2022: Weltweiter Aufbau von 18 724 Beschäftigten
Weltweit arbeiteten zum Stichtag 31.12.2022 in der Bosch-Gruppe 421.338 Menschen und somit 18.724 mehr als im Vorjahr. Die Beschäftigtenzahl ist in allen Regionen gestiegen, der wesentliche Zuwachs erfolgte in Amerika und Asien-Pazifik. In Forschung und Entwicklung stieg die Anzahl der Beschäftigten um 9.422 auf 85.543 – davon arbeiten rund 44.000 in der Software-Entwicklung. (Bosch)
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