Bau- und Gartenfachmärkte: Gesamtumsätze leicht unter Vorjahr

Es hätte der ersehnte Neustart werden sollen: Nach dem Hochinflationsjahr 2023, das zudem mit dem kommunikativ misslungenen Heizungsgesetz und hohen Energiepreisen zusätzliche "Konsumkiller" bereithielt, sollte 2024 wieder mehr geordnete Verhältnisse und bessere Umsätze bringen. Doch die Verunsicherung aus dem Ampel-Dauerstreit in Kombination mit dem pünktlich zum Start der Gartensaison einsetzenden Schlechtwetter verhinderten dies.

Bau- und Gartenfachmärkte 2024: Mix aus schwierigen Rahmenbedingungen und Schlechtwetter drücken die Gesamtumsätze erneut leicht unter Vorjahr.

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Dennoch hat sich die Branche im Vergleich zu anderen Sparten des Handels achtbar im Gesamtumfeld behaupten können – und doch blieb es in Deutschland bei einem nominalen Minus von 1,5%, auf vergleichbarer Fläche von 1,0%. Dabei setzten die Bau- und Gartenfachmärkte 20,92 Mrd. Euro um.

René Haßfeld, seit Jahresbeginn neuer Vorstandssprecher des BHB, analysiert: „Das Jahr 2024 hat nicht die erhoffte Erholung nach dem ersten deutlichen Dämpfer von 2023 gebracht. Zwar ist die Inflation wieder zurückgegangen, dennoch wirkten sich weltweite Krisen, aber auch die permanenten innenpolitischen Herausforderungen zunehmend auf die Konsumlaune der Verbraucher aus. Die Menschen agieren vorsichtig und legen ihr Geld eher für zukünftige Ausgaben beiseite statt in Konsum zu investieren. Dennoch haben sich die Bau- und Gartenfachmärkte in Deutschland durchaus achtbar in diesem Umfeld behauptet, besonders im Vergleich mit anderen Branchen. Jetzt wird es u.a. an der neuen Regierung liegen, die Rahmenbedingungen für ein stabileres wirtschaftliches Umfeld zu schaffen, das Sicherheit vermittelt und positive Konsumimpulse schaffen kann. Und es wird an uns als gesamte Branche liegen, die Menschen in dieser Aufbruchstimmung abzuholen und gezielt für DIY-Projekte zu werben.“

Klar dürfte aber auch sein, dass sich solche Impulse erst mit einiger Verzögerung in direkte Umsätze umschlagen werden. Mit Steuererleichterung wird angesichts des Finanzbedarfs des Landes für Verteidigung und Infrastruktur kaum zu rechnen sein, und notwendige Impulse müssen solide gegenfinanziert sein. So ist wohl 2025 eher als „Durchhaltejahr“ zu sehen, glaubt auch BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst. Dennoch mit guter Perspektive: Die Nachfrage werde aufgrund des hohen Bedarfs an Sanierungen im Bestand eher stabil bleiben, gleichzeitig wachse der Bedarf an nachhaltigen und energieeffizienten Lösungen. Es liege ganz wesentlich auch an der Branche selbst, wie sie die Geschicke beeinflussen könne. Dabei wird es nach Einschätzung beider immer wichtiger, dass die Branche Ihre Interessen in Berlin, Brüssel sowie in den Regionen möglichst gebündelt und mit einer Stimme vertritt. Hierbei wird es auch künftig ganz wesentlich auf einen starken Verband ankommen, der die Interessen von Handel, Industrie und Dienstleistern effektiv bündelt und zielgerichtet kommuniziert. Dies haben auch in den letzten Monaten wieder zahlreiche Unternehmen erkannt. Seit der letzten Jahrespressekonferenz haben sich mit Markant, tedox und Sonderpreis Baumarkt zwei große deutsche Händler, mit bellaflora und Zgonc auch zwei weitere Handelsunternehmen aus Österreich dem Verband angeschlossen. 

Einflussfaktor Wetter

Neben einem stabilen Markt hofft die Branche aber auch auf ein bisschen Wetterglück. Denn 2024 war auch in dieser Hinsicht wieder ausgesprochen volatil. Stark angefangen, schnell nachgelassen – so lässt sich der Wetterverlauf am besten beschreiben. Der Auftakt mit unerwartet warmen Phasen endete schnell: Ab Beginn der Gartensaison verhagelten Regen, Kälte und oftmals Schneegraupel die Lust auf Aktivitäten in den Gärten, und auch lange, stabile Sommerphasen gab es eher nicht. Wie schlugen sich diese Effekte in den Sortimenten nieder? 

Gartenprodukte behaupten sich gut 

Den stärksten Anstieg mit einem Plus von +8,2% legte in diesem Jahr die Produktgruppe Gartenchemie/ Erden/ Saatgut hin – Nässe und eine Schneckenplage erforderten hier den Einsatz entsprechender Produkte. Auch für Lebendgrün (+2,3%) sah es noch einigermaßen zufriedenstellend aus. Größte Verlierer waren 2024 Fliesen (-13,1%, sehr typisch innerhalb einer Baukrise), Gartenmöbel (-8,1%) und Wohnen/ Dekoration (-7,5%).

Deutlich schwerer hatten es die Branchenmärkte in der Schweiz: Ihr Umsatz ging 2024 um -3,9% auf 3,40 Mrd. CHF zurück (auf gleicher Fläche -3,3%). Damit bleibt der Rückgang auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Der harte Wettbewerb und eine weitere Konsolidierung des Marktes zeigen hier Wirkung. Hier verlieren die Bereiche Gartenmöbel (-15,2%) und Wohnen/ Dekoration (-7,9%) besonders stark an Boden.

Kleiner Lichtblick aus Österreich: Bei einem Umsatz von 3,09 Mrd. Euro blieb am Ende sogar ein kleines Plus von 0,9% stehen, nachdem die Bau- und Heimwerkermärkte dort 2023 noch ein deutliches Minus von 3,2% verzeichnen mussten. Auch hier sind es zwei Bausortimente, die deutlich verlieren: Fliesen (-13,7%) und Bauelemente (-13,1%). Atypisch geht’s hier für Gartenmöbel (+11,4%) und Gartenchemie (+10,9%) aber stark aufwärts.

Kaum Veränderungen bei der Gesamtfläche

Wenig Veränderung bringt das Jahr 2024 für das deutsche Standortnetz, dass sich seit Jahren schon als recht stabile Größe zeigt. Zwar gingen laut der Gesellschaft für Markt- und Betriebsanalyse (gemaba) im letzten Jahr insgesamt 20 Märkte vom Netz, dennoch ist die Versorgung der Kundinnen und Kunden in Deutschland mit 2.030 Märkten (nach BHB- Definition, d.h. >1.000 qm gewichtete Fläche) nach wie vor ausgezeichnet. Die Gesamtfläche sinkt um 65.000 qm auf jetzt 13,2 Mio. qm. Nach Jahren der Seitwärtsbewegung geht die Zahl hier erstmals leicht nach unten. Dabei ergab sich auch ein leichter Abstieg der durchschnittlichen Betriebsgröße auf jetzt 5.840 qm Innenfläche und 6.500 qm gewichtete Verkaufsfläche. In Deutschland haben nach wie die meisten (=503) Baumärkte eine Verkaufsfläche zwischen 5.000-7.500 qm, 410 sind bis 9.999 qm groß, die sogenannten Big Boxes (>10.000 qm) sind mit 244 Standorten vertreten.

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