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42. Herbsttagung der Bundesfachgruppe Gemüsebau
„Wir brauchen im Pflanzenschutz endlich EU-weite gleiche Wettbewerbsbedingungen!“So lautete die zentrale Forderung des Vorsitzenden der Bundesfachgruppe Gemüsebau, Gerhard Schulz, anlässlich der 42. Herbsttagung am 23. November in Magdeburg. Deshalb sei es zu begrüßen, dass voraussichtlich Mitte 2008 nun endlich eine Harmonisierung der Rückstandshöchstmengen in der EU zu erwarten sei, so Schulz weiter.
Bei der Pflanzenschutzmittelzulassung habe der deutsche Markt nach wie vor erhebliche Nachteile. Aufgrund der gesetzlich möglichen Allgemeinverfügungen nach § 54 des LFGB dürfen Obst und Gemüse nach Deutschland importiert werden, die mit Pflanzenschutzmitteln behandelt sind, die in Deutschland nicht genehmigt oder zugelassen sind. So gebe es derzeit 150 Allgemeinverfügungen Obst und Gemüse, vornehmlich aus Spanien, Italien, Niederlanden, Belgien und Frankreich. Schulz forderte daher die sofortige und konsequente Anwendung der gegenseitigen Zulassungsanerkennung innerhalb der EU. Die Richtlinie der EU sehe diese Möglichkeit schon lange vor, sie werde aber leider nicht umgesetzt, so Schulz.
Darüber hinaus betonte er, dass seit Jahren ein Engpass bei der Verfügbarkeit von wirksamen Pflanzenschutzmitteln bestehe. Einige bewährte Wirkstoffe seien weggefallen und damit neue Lücken zur Bekämpfung von Schaderregern entstanden. Gleichzeitig gebe es nicht die geringste Toleranz für den Befall mit Insektenfraßschäden oder Pilzflecken auf Gemüse.
Verschärft werde diese ohnehin angespannte Situation durch Anforderungen der großen Lebensmittelketten, die strengen deutschen Rückstandshöchstwerte weiter abzusenken - bis zu 66%. Die Erzeuger stehen damit vor einer außerordentlich schwierigen Situation. „Wir fordern, die Rückstandshöchstmengen wieder auf die gesetzlichen Höchstmengen zu fixieren. Sie sind absolut sicher und dulden keinen Spielraum! Auch das QS-System habe sich als übergreifendes Kontrollsystem bewährt“, unterstrich Schulz.
Der dritte Labortest als Ringtest von der QS GmbH habe ein erschreckendes Ergebnis gezeigt. Über 50% der getesteten Labore hätten den Ringtest im ersten Anlauf nicht geschafft. Die Fehler lägen somit häufig bei den Laboren, die bestimmte Wirkstoffe nicht finden oder in falschen Mengen wiedergeben beziehungsweise Wirkstoffe finden, die nachweislich nicht eingesetzt würden. Kontaminationen sind nicht ausgeschlossen, B-Proben werden unverzichtbar. Die chemischen Analyselabore müssen besser und verlässlicher werden, damit deren Ergebnisse auch wirklich justiziabel werden, was derzeit nicht gegeben sei. Grenzwerte unterhalb der Nachweisgrenze, z. B. 0,01 mg/kg, sollten so, wie es auch der Bundesverband Naturkosten, Naturwaren (BNN) bei Ökoprodukten macht, nicht als Rückstandshöchstmengen, sondern als Kontaminationen gewertet werden, forderte Schulz.
Jutta Jaksche von der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V., Berlin, forderte mehr Sicherheit, mehr regionale Produkte und Produkte aus ökologischem Anbau. Es fehle an Regelungen für bessere Qualitätsdifferenzierungen.
Wie mit Konsequenz und Eigenkontrolle die Höchstmengen in den Griff zu bekommen seien, stellte Dr. Georg Mevenkamp vom Agrarmanagement, Seevetal, heraus. Jede Vegetationsperiode sei anders, Rezepte und Erfahrungen aus dem Vorjahr seien nicht auf das aktuelle Jahr zu übertragen. Deshalb seien die Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels zu den Rückstandshöchstmengen in vielen Fällen schwierig beziehungsweise gar nicht einzuhalten. In Einzelfällen seien in Bio-Salaten Rückstände gefunden worden, entstanden durch das Tragen von Latexhandschuhen. Und Rückstände in einem Bio-Endiviensalat seien wahrscheinlich auf Laborfehler und nicht auf Anwendungsfehler zurückzuführen. Konsequent würden die Bestände beprobt und beobachtet, so Mevenkamp.
Zum Thema „Mit QS den gebündelten Absatz sichern!“ referierte Olaf Spicker von der Gartenbauzentrale (GBZ), Papenburg. Neben Wareneingangskontrollen, Bestandssichtungen und Zertifizierungen der GBZ, zum Beispiel nach ISO 9001 IFS, sowie durch die Teilnahme am QS Pflanzenschutzrückstandsmonitoring haben sich in den letzten Jahren die Beprobungen, vor allem bei den zahlreichen Kräuterarten, verzehnfacht. Durch permanente Dokumentation sind die Kosten gestiegen. Insgesamt gibt es wenige Rückstandshöchstmengenüberschreitungen, bei 50% konnte die Ursache gefunden werden, in 40% der Fälle war die Herkunft der Rückstände unbekannt und in 10% wurden Rückstände gefunden, die nachweislich nicht angewendet wurden, die also durch Kontamination oder im Labor durch Fehlanalyse entstanden sind.
In einem eindrucksvollen Vortrag zeigte Karl-Heinz Nägele aus Salem, wie wichtig zwischenmenschliche Kommunikation für den Erfolg sein kann.
Staatssekretär Dr. Hermann Onko Aeikens vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt begrüßte die Delegierten in der Hauptstadt Sachsen-Anhalts und BUGA-Stadt 1999, bekannt auch durch die über 1000-jährige gärtnerische Tradition der Saatguthersteller in Sachsen-Anhalt. Auch heute noch gibt es in Sachsen-Anhalt, insbesondere in Quedlinburg dem Sitz der Bundesanstalt für Züchtungsforschung, eine wirtschaftlich bedeutende Saatgutindustrie, vorrangig für Gemüsesaatgut.
Wie sich der Gemüsebau in Sachsen-Anhalt strukturiert, darüber referierte Dr. Gerhard Vogel vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt. Über Gentechnik und den richtigen Umgang damit sprach Karl Friedrich Kaufmann von InnoPlanta e. V., Gatersleben. Über Gentechnik als Züchtungsmethode informierte Prof. Dr. Günter Schumann von der Bundesanstalt für Züchtungsforschung in Quedlinburg, die im Rahmen der Herbsttagung besucht wurde. Schumann stellte den Forschungsstand bei unterschiedlichen Themen dar. Schumann und Schulz vereinbarten, den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis zu intensivieren.
Die 43. Herbsttagung wird im November 2008 im Rheinland stattfinden. (ZVG)
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