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40. Veitshöchheimer Landespflegetage
Die grüne Branche sollte in Zukunft noch grüner denken und handeln. Das betonten gleich mehrere Referenten bei den 40. Veitshöchheimer Landespflegetagen der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) vor rund 1200 Fachleuten und Landschaftsgärtnern an zwei Tagen in den Mainfrankensälen. Der Präsident der European Landscape Contractors Association in Zürich, Antoine Berger, forderte angesichts des Klimawandels zum Beispiel neue Konzepte für das Begrünen von Innenstädten. Denn Pflanzen reduzierten nicht nur die Feinstaubelastung, sondern erhöhten Feuchtigkeit und Sauerstoffgehalt und verbessern damit das Kleinklima, sagte Berger. Auch der Präsident des Verbandes Garten- und Landschaftsbau Bayern, Ulrich Schäfer forderte, dass sogenannte weiche Standortfaktoren wie intakte Landschaft und durchgrünte Städte an Bedeutung gewinnen müssten. Denn sie seien nicht nur im Tourismus „harte Wirtschaftsfaktoren, die sehr wohl mit über die Zukunft unseres Landes entscheiden,“ sagte Schäfer.
Ein Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit beim Landschaftsbau forderte Hans Beischel von der LWG. So könne der Gärtner alleine über die Pflanzenauswahl in Zukunft dazu beitragen, die Artenvielfalt zu erhalten und zu sichern. „Fachbetriebe sollten sich auf jeden einer Selbstverpflichtung unterziehen, indem sie nicht nur naturnah und ressourcenschonend bauen und gestalten, sondern auch umweltgerecht und nachhaltig wirtschaften.
Werner Kuhn von der LWG ging noch weiter: Gärtner sollten aktive Naturschützer sein und sich dazu auch öffentlich bekennen. Der Spezialist für die Renaturierung von Kulturlandschaften zeigte, dass mangels ursprünglicher Lebensräume Wildtiere wie Fuchs, Wildschwein, Steinmarder und Waschbär inzwischen im Siedlungsbereich leben, dort aber immer häufiger Schäden und Probleme verursachen. Eulen, Fledermäuse, Spatzen und Schwalben dagegen sind die Verlierer der Moderne. Sie finden weder in einer aufgeräumten Landschaft noch innerhalb von modernen Siedlungen Nistmöglichkeiten.
Walter Kuhns Forderungen an die Landschaftsgärtner sind deutlich: Keine Pflanzenschutzmaßnahmen mehr in Form von Dünger- und Herbizideinsätzen im Siedlungsbereich. Morsche Bäume sollten dort, wo sie niemanden gefährden, stehen bleiben und Wildwiesen häufiger den grünen Rasenteppich ersetzen. Bei Maurerarbeiten sollte man durch den Einbau von Nischensteinen Mauerseglern, Hausrotschwanz, Spatzen und anderen Vögeln wieder die Möglichkeit zum Nestbau geben. Beim Pflanzen von Hecken und Gehölzen sollten die Gärtner fruchttragende Sorten auswählen, denn diese dienen vielen Tieren als Nahrung. Auch den pflanzlichen Einwanderern schob Kuhn einen Riegel vor: Statt Exoten zu bevorzugen, sollten die Landschaftsgärtner auf heimische Sorten setzen und die Flora und Fauna nicht noch mehr verfälschen.
Naturschutz im Garten mit Spaßfaktor – das kann auch der eigene Schwimmteich sein. Teichspezialist Robert Frank von der LWG zeigte, dass allerdings auch die modernste Technik keine Garantie sei gegen das kurzfristige Aufkommen von Algen oder Keimen. In gut funktionierenden Systemen würden diese aber rasch abgebaut. Nur den Algenbaustoff Phosphor konnte keines der getesteten Substrate und Systeme in den Griff bekommen.
In intensiv gefilterten Schwimmteichen hungern allerdings viele Pflanzen. Hier brachten Versuche der LWG und der Fachhochschule Anhalt in Berneburg neue Lösungsansätze: Professor Dr. Wolfram Kircher betonte, dass viele Pflanzen aus den Mooren gut mit nährstoffarmen Gewässern zurecht kommen, solange sie etwas über einer ruhigen Wasseroberfläche leben dürfen.
Auch das Entsiegeln von Flächen ist ein Beitrag zum Naturschutz. Das machte der Leiter der Abteilung Landespflege der LWG, Jürgen Eppel klar und verdeutlichte die Chancen und Risiken begrünter Stellplätze. Weitere Themen der Landespflegetage waren unter anderem die Bewässerung öffentlicher Grünflächen, die kaum zu bändigende Stoßkraft der Rhizome von Bambus und Schilf, der Einsatz von kunststoffgebundenen Fugenmörteln, vergessene Pflanzenschätze und die Pflanzenauswahl für den Hausgarten. (lwg)
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