13. FBB-Gründachsymposium: 150 Teilnehmer beim 25-jährigem Jubiläum

Das Interesse am 13. Internationalen FBB-Gründachsymposium, das am 05. März 2015 in gewohnter Umgebung in Ditzingen stattfand, war noch größer als sonst.

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Das Interesse am 13. Internationalen FBB-Gründachsymposium, das am 05. März 2015 in gewohnter Umgebung in Ditzingen stattfand, war noch größer als sonst. Die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB) und die Mitveranstalter Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL), Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL), Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks e.V. (ZVDH), World Green Infrastructure Network (WGIN) und Bund Deutscher Landschaftsarchitekten e.V. (BDLA) begrüßten über 150 Teilnehmer. FBB-Präsident und Organisator Dr. Gunter Mann war überaus zufrieden: „Das war das vielleicht beste Gründachsymposium, das wir je hatten! Tolle Themen und Referenten und eine gelungen Geburtstagsfeier zum 25-jährigen Bestehen der FBB!“

Dr. Gunter Mann begrüßte in seiner Einführungsansprache besonders die drei anwesenden FBB-Gründungsmitglieder Fritz Hämmerle, Wolfgang Tebart und Peter Bott und die beiden Verbände FLL mit Jürgen Rohrbach und BGL mit Dr. Michael Henze als langjährige Weggefährten.

Insgesamt gab es zehn Vorträge aus den bewährte Themenkreisen „Recht, Richtlinie und Planung“, „Forschung und Lehre“ und „Aus der Praxis“. Den Auftakt machte Prof. Dr. Jürgen Baumüller, Honorarprofessor Universität Stuttgart, mit seinem Vortrag „Das Stadtklima im Jahre 2030. Fakten, Szenarien, Maßnahmen“. Durch veränderte Klimabedingungen in der Zukunft sind die Städte besonders betroffen. Die Gefahren liegen bei Hochwasserereignissen, aber auch bei Hitzewellen. Der Klimawandel schreitet voran, mit erstmals über 10 °C im Jahresmittel war das Jahr 2014 das wärmste Jahr in Deutschland.

Für die Stadtplanung bedeutet dies, dass man den Grünanteil in den Städten verstärken sollte, Beispiele hierzu sind Dachbegrü­nungen bei Flachdächern und Garagen, Rasensteine bei Parkplätzen sowie Pflanzzwang und Pflanzbindung von Bäumen. Ein hoher Anteil von Ve­getation wirkt nicht nur dem Wärmeinseleffekt entge­gen, sondern bindet auch Niederschlagswasser und ist deshalb ein praktizierter Hochwasserschutz.

Giovanni Palmaricciotti von der Technische Universität Hamburg-Harburg erläuterte seine Untersuchungen zu „Abbildung von Extremniederschlägen zur Berechnung des Wasserrückhalte- und Abflussverhaltens von Dachbegrünungen“. Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Einflüsse auf das Retentionsvermögen von Gründachmodellen bei Extremniederschlägen untersucht mit den folgenden Resultaten:

· Die Substrathöhe beeinflusst die Wasserrückhaltung des Gründachs
· Je länger die Dauer des Regens desto kleiner ist der Einfluss der Substrathöhe
· Der Abflussbeiwert nach FLL-Verfahren nimmt bei längeren Regenereignissen zu
· Nach der Vollsättigung des Substrats wird kein Wasser mehr zurückgehalten
· Die Zunahme der Neigung zwischen 2 und 6 % beeinflusst unwesentlich die Wasserrückhaltung

Mit dem Thema „Abflussverhalten von Extensivbegrünungen bei 0-Grad-Dächern“ berichtete auch Prof. Dipl.-Ing. Gilbert Lösken, Gottfried Wilhelm Leibnitz Universität Hannover, über ein Forschungsprojekt. Dabei wurden unterschiedliche Baustoffe und verschiedene Bauweisen in ein- und mehrschichtigem Aufbau von extensiven Dachbegrünungen experimentell untersucht und auf einer zwanzig Meter langen Tischversuchanlage mit definierten Bemessungen extreme Regenereignisse nachgestellt. Das wichtigste Ergebnis war, dass alle untersuchten Gründachaufbauten sicher entwässern.

Dr. Stephan Brenneisen von der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW referierte über „Pflanzenentwicklung und Biodiversität auf Solar-Gründächern“. Auf 15 begrünten Dächer in Basel, wovon 4 mit einer Kombination Solar-Gründach ausgestattet waren, wurde die Biodiversität vergleichend erfasst. Als Bioindikator wurde die Gruppe der Käfer ausgewählt. Auf den untersuchten Solar-Gründächern konnten im Durchschnitt 35 Arten erfasst werden. Einen direkten Vergleich bezüglich Biodiversität ließ ein Dach zu - hier zeigte das Teilhabitat unter der PV-Anlage neun Arten mehr auf wie der voll der Sonne ausgesetzte Bereich.

Daniel Zirkelbach, Fraunhofer-Institut für Bauphysik, erläuterte sein Forschungsprojekt „Leichtdachbegrünungen. Entwicklung eines hygrothermischen Berechnungsmodells“. Aufgrund des geringen Trocknungspotentials bleiben begrünte Holzdächer eine anspruchsvolle Lösung, die eine sorgfältige Planung und Ausführung erfordert. Generell sollten folgende Aspekte beachtet werden:
§ Feuchtevariable Dampfbremsen verbessern die Feuchtebilanz und hier vor allem die Trocknung und sind daher vorzuziehen.
§ Bei Dämmstärken größer etwa 15 – 20 cm sollte eine feuchteresistente Überdämmung der äußeren Beplankung mit zus. Dampfbremse vorgesehen werden. Die warme Schalung bleibt im Winter trockener.
§ Eine Trocknung durch die Begrünungsschicht nach oben ist ausgeschlossen, daher sollte die Dachbahn einen hohen sd-Wert aufweisen.
§ Aufgrund der Vielzahl von Einflussfaktoren ist eine situationsspezifische Beurteilung immer zu empfehlen. Ohne Nachweis dagegen können Aufdachdämmungen oder Umkehrdächer ausgeführt werden

Dörte Schachtschneider-Baum von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg skizierte die „Hamburger Gründachstrategie“ auf, die vor allem auf die folgenden Handlungsschwerpunkte baut:
· Fördern (Förderprogramm des Senats, Bund-Länder-Programme der Städtebauförderung/Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE), Niederschlagswassergebühr, Zertifizierung nach DGNB, Umweltpartnerschaft
· Dialog
· Fordern (Landschaftsprogramm, Bebauungsplan, Eingriffsregelung, Gründachverordnung)
· Wissenschaftliche Begleitung

Einen interessanten Vortrag zu „Eingriffs-Ausgleichs-Regelung. Anrechenbarkeit und Wertigkeit begrünter Dächer“ hielt Prof. Dr. Klaus Neumann, Beuth Hochschule Berlin. Eine europa- oder bundesweit einheitliche Regelung zur Ermittlung, Bewertung und Festlegung begrünter Dächer als Bestandteil der naturschutzrechtlichen Kompensation existiert nicht. Länder- oder kommunalspezifische Bewertungsverfahren stellen Bauherrn und Planer oftmals vor große Probleme, da im Rahmen der gemeindlichen Abwägung neben naturschutzfachlichen Belangen auch kommunalpolitische und bürgerschaftliche Interessen einfließen. Häufige Rechtsstreitigkeiten erfordern eine bis ins Detail nachvollziehbare Ermittlung, Bewertung und Festlegung von Dächern als Eingriff, Ausgleich und Ersatz.

Den Vortrag „Pflege und Wartung begrünter Dächer“ von Bernd W. Krupka, der krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste, übernahm Stefan Ruttensperger von der Fa. Bauder. Erwähnenswert sind u.a. die Hinweise zu „Entwicklungs- und Unterhaltungspflege mit Konzept“:

· Kontrollsystematik für die angelegten Begrünungsflächen
· Zustands- und Leistungsdokumentation in Wort und Bild
· Sofortige Reaktion auf extreme Wetterereignisse
· Beobachtung von Besatz und Entwicklung von Fremdvegetation
· Besondere Aufmerksamkeit bei Steildächern
· Intensivpflege bei Fertigrasenverlegung in den ersten vier Wochen

„25 Jahre FBB. Chronologie, Highlights, Ausblick“ - kein anderer konnte die Geschichte der FBB so treffend rüber bringen wie FBB-Gründungs- und Ehrenmitglied Fritz Hämmerle aus Ditzingen. Die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB) wurde am 19.02.1990 von 12 Mitgliedern gegründet und ist aus einem Arbeitskreis der FLL entstanden, um als „Förderkreis Bauwerksbegrünung“ zu agieren. Heute beläuft sich die Mitgliederzahl auf über 120 Mitglieder aus verschiedenen Bereichen rund um die Dach- und Fassadenbegrünung. Der 25-jährige Jubiläum der FBB wurde in der Kaffeepause mit einer Geburtstagstorte gefeiert und jeder Symposiumsteilnehmer durfte zum Abschied einen „Goldenen Sekt“ mitnehmen.

Den Brückenschlag „Dachbegrünung gestern bis heute“ u.a. am Beispiel des letztjährigen „FBB-Gründach des Jahres“ schaffte Stephan Arnold, Otto Arnold Gartengestaltung aus Leinfelden-Echterdingen, mit einem interessanten und lustigen Vortrag mit vielen Bildern aus alten Zeiten.

Als Sponsoren und begleitende Fachaussteller haben das Gründachsymposien unterstützt:
Optigrün international AG, Paul Bauder GmbH & Co. KG, Vulkatec Riebensahm GmbH, ILD Deutschland GmbH, Purus Plastics GmbH, Helix Pflanzensysteme GmbH, Sika Deutschland GmbH, Dörken GmbH & Co. KG, Sommer-Eisele + Co. GmbH, 6 fürs Grün GmbH, Carlisle Construction Materials GmbH, alwitra Flachdachsysteme GmbH & Co., Verlag Dieter A. Kuberski GmbH, Haymarket Media GmbH & Co. KG, Konradin Business GmbH, Eugen Ulmer KG, Georg D. W. Callway GmbH & Co. KG

Die Kurzfassungen der Vorträge des 13. FBB-Gründachsymposiums 2015 und des 8. FBB-Fassadenbegrünungssymposiums werden wieder im „Jahrbuch Bauwerksbegrünung 2015“ zusammengefasst, das es Ende Oktober geben wird. Den Tagungsband zum kostenlosen Download und weitere Informationen zur FBB gibt es unter: www.fbb.de.  

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