Krieg in der Ukraine

Der seit 2014 andauernde und vor Kurzem eskalierte Konflikt in der Ukraine wirkt sich auf alle Teile unserer Gesellschaft und Wirtschaft aus. Auch der Gartenbau, Obst- und Gemüseerzeuger, Importeure, Maschinenhersteller und viele weitere Bereiche der Grünen Branche spüren die Auswirkungen des Krieges. Einige europäische und internationale Unternehmen unterstützen solidarisch die Ukraine und die vielen tausende Flüchtenden Menschen, die Anderenorts Schutz suchen.

Hinweis der Redaktion: In diesem Dossier finden Sie gesammelte Meldungen von Unternehmen, Organisationen oder anderen Akteuren, die im Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt ihre Auswirkungen feststellen oder ihre Reaktion darstellen.

Nachrichten zum Ukraine-Krieg

Schweiz: Die digitale Direktvermarktung

Markus Bernhardsgrütter und Matthias Ruoss haben ein ausgeklügeltes System zur Direktvermarktung entwickelt. Mittlerweile profitieren auch weitere Betriebe davon.

Markus Bernhardsgrütter bei der Waage: Diese wird beim Kommissionieren über die Packer-App mit der Warenwirtschaft gekoppelt und überträgt die Wäge-Daten automatisch auf Lieferschein und Rechnung. Bild: Saison Box.

Mit seiner Familie bewirtschaftet Markus Bernhardsgrütter den Biohof Mädertal im Kanton St. Gallen bereits in der dritten Generation. Seit der Hofübernahme 2017 holt er sich die Wertschöpfung Schritt für Schritt auf den Betrieb zurück. Auf 21 Hektar betreibt er Acker-, Gemüse- und Futterbau, mästet Poulets und produziert Rindfleisch.

Mit dem Stand am Wochenmarkt, dem Hofladen und dem Onlineshop steht seine Direktvermarktung mittlerweile auf drei Säulen. Das klingt nach viel Administration. Doch Bernhardsgrütter winkt ab: "Ich bin Landwirt und liebe die Arbeit auf dem Hof. Darum möchte ich den administrativen Aufwand mit der Direktvermarktung weiterhin klein halten." Möglich macht dies sein mittlerweile ausgereifter Abo-Onlineshop mit dem Namen Saison Box, den er mit seinem Berufskollegen Matthias Ruoss entwickelt hat und heute in Form einer GmbH betreibt.

Für alle Direktvermarkter offen

Auf die Idee kamen Bernhardsgrütter und Ruoss während ihrer Ausbildung zum Agrotechniker am Strickhof. Sie wollten das eigens produzierte Gemüse nicht nur auf dem Wochenmarkt, sondern auch online vertreiben und begannen mit dem Aufbau einer Website. Das Ziel war, dass Kundinnen und Kunden per Mausklick einen saisonalen Gemüse- oder Früchtekorb nach individuellen Wünschen zusammenstellen und sich direkt an die Haustüre liefern lassen können.

Während den letzten zehn Jahren haben die beiden Agrotechniker das System stetig verbessert und erweitert. Heute ist es so ausgeklügelt, dass auch andere Landwirtinnen und Landwirte von den Erfahrungen profitieren können. "Die Betriebe produzieren, verpacken, kommissionieren und liefern die Produkte aus. Wir von der Saison Box GmbH stellen das Konzept, die Website inklusive Software, Rechnungswesen und Controlling sowie ein breites Sortiment an Werbematerial zur Verfügung", sagt der Gossauer.

Mausklick statt Mail

Zum Gesamtpaket gehören vier spezifische Apps, die den Verkaufs- und Logistikaufwand in allen Bereichen auf ein Minimum schrumpfen lassen. Die Kunden bestellen via Mobilgerät oder auf der Website ein Abo mit saisonalen Gemüse- oder Obstkörben. Das Abo kann jederzeit per Klick pausiert werden. Extrawünsche, wie: "Ich mag keinen Kohl", können ebenfalls eingetippt werden.

Die Betriebe managen die Bestellungen auf der anderen Seite mit ihrer Produzenten-App. Das System erstellt einmal oder mehrmals pro Woche eine routenoptimierte Sammelbestellung und generiert automatisch Rüst- und Lieferscheine. In der Logistik erleichtert anschließend eine Packer-App das Kommissionieren und gibt am Ende sogar die Lade-Reihenfolge der Boxen für das Fahrzeug vor. Bernhardsgrütter: "Dank der App weiß ich, welche Box ich zuletzt ausliefere und somit in den hinteren Teil des Lieferwagens verstauen kann."

Effizienz dank digitaler Vernetzung

Zuletzt kommt die Driver-App zum Zug. "Der Fahrer erhält eine Liste mit allen Empfängerinnen und Empfängern der Boxen und kann sie in der optimalen Reihenfolge anfahren", erklärt Berhardsgrütter, "die App ist natürlich auch mit Google Maps verlinkt." Nach jeder Lieferung kann die Fahrerin die Lieferung online abhaken. "Wenn mich beispielsweise eine Abonnentin anruft und wissen will, wann der Gemüsekorb ankommt, kann ich in der App nachschauen, wo sich der Lieferwagen gerade befindet und so eine zuverlässige Aussage machen", sagt der innovative Landwirt.

Alternativ können Betriebe die Gemüseboxen auch von der Post ausliefern lassen. Per Monatsende erhalten Kundinnen und Kunden eine automatisch generierte Sammelrechnung und die Produzenten eine Gutschrift der Saison Box GmbH auf ihr Konto.

Wertvoller Austausch über das Netzwerk

Betriebe bezahlen je nach Systemumfang zwischen 3 und 8,5% ihres Umsatzes an die Saison Box GmbH. Das System sei sehr einfach skalierbar, darum hoffen Bernhardsgrütter und Ruoss, dass in Zukunft noch mehr Landwirtinnen und Landwirte ihren Lieferservice über Saison Box abwickeln. "Wir haben bereits Betriebe in vielen Regionen der Schweiz, ganz neu kam nun auch ein Betrieb im Tessin dazu", sagt er.

Man profitiere voneinander, nicht nur wegen der Bekanntheit und der Werbung. "Ich habe tolle Freundschaften geschlossen. Wenn wir Fragen haben, rufen wir uns gegenseitig an, auch wenn es nichts mit der Saison Box zu tun hat." Dieses Netzwerk möchte Bernhardsgrütter heute nicht mehr missen. (Quelle: Lid.ch)

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