Swisspatat: Erwartet Großernte bei Kartoffeln

Durch die optimalen Witterungsbedingungen sind auf den Kartoffelfeldern hohe Erträge herangewachsen. Die guten Qualitäten und die erstmals seit Jahren stabil gebliebene Anbaufläche werden auf den Lagersorten wohl einen Rückbehalt nötig machen. Bereits beschlossen ist der Rückbehalt bei den Frühsorten von Fr. 3.- pro 100 kg.

Am 19. und 20. August haben die Vertreter von Produktion, Handel und Industrie der swisspatat in allen Regionen der Schweiz über 1.000 repräsentative Kartoffelmuster von sämtlichen relevanten Sorten ausgewertet. Die Resultate dienen als Grundlage für die Ernteschätzung 2009.

Ein Drittel höhere Erträge

Die Erträge pro Hektar sind aussergewöhnlich hoch, liegen sie doch im Mittel 32 % über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Auffallend ist die geringe Knollenzahl pro Pflanze und die generell grossen Kaliber. Der Raclettesanteil ist somit nur rund halb so gross wie in einem normalen Jahr. Die Qualitäten sind im Allgemeinen sehr gut, bei einigen Posten wurden allerdings vermehrt Pulverschorf und Wachstumsrisse festgestellt. Auch Schäden durch Drahtwürmer und Schneckenfrass wurden verschiedentlich beobachtet.

Anbaufläche erstmals stabil

Erstmals seit 2003 ist die Kartoffelanbaufläche in der Schweiz nicht weiter zurückgegangen. Mit einer hochgerechneten Anbaufläche 2009 von 11.124 ha wurde der Anbau gar um gut 60 ha ausgebaut.

Produzentenpreise: Agria Fr. 43.-, Charlotte Fr. 49.30

Die Ernteaussichten sind insgesamt erfreulich. Für eine optimale Vermarktung ist das Engagement auf allen Marktstufen sehr wichtig. Die Marktpartner einigten sich im Rahmen der Preisbänder auf moderate Preisanpassungen. Bei der wichtigsten Fritessorte Agria resultiert ein Produzentenpreis von Fr. 43.- pro 100 kg (2008: Fr. 43.50) sowie für die wichtige Chipssorte Lady Claire einen Preis von Fr. 43.05 (2008: 45.40). Im Frischkonsum beträgt der Produzentenpreis für Victoria neu Fr. 44.15 (2008: 45.30). Für die festkochenden Sorten Charlotte, Nicola und Ditta, Annabelle und Gourmandine bleibt der Preis gegenüber dem Vorjahr unverändert bei Fr. 49.30.

Marktabräumung wohl notwendig

Die erste Ernte ohne Marktstützungsbeiträge des Bundes stellt die Branche vor eine grosse Herausforderung. Gemäss Ernteschätzungen fallen bei praktisch allen Sorten grössere Über-mengen an, welche voraussichtlich nicht vermarktet werden können. Um jedoch keine übereiligen Schlüsse zu ziehen hat die Branche beschlossen, den wohl notwendigen Rückbehalt erst nach Kenntnis der genauen Lagerzahlen Ende Oktober festzulegen.

Frühkartoffeln: Rückbehalt von Fr. 3.- beschlossen

Bereits klarer ersichtlich ist die Situation bei den Frühsorten Agata, Lady Christl und Lady Felicia. Dort rechnet die Branche mit einem Überangebot von ca. 5.000 t. Um den Markt abzuräumen und damit die Lagersorten nicht zurückgestaut werden, hat die Branche beschlossen, auf diesen drei Frühkartoffelsorten einen Rückbehalt von Fr. 3.- pro 100 kg einzubehalten. Der Rückbehalt gilt für sämtliche ab 1. August abgelieferten Frühkartoffeln. Für Posten, welche bereits vor dem 1. August abgeliefert wurden, ist die Erhebung eines Rückbehalt dieses Jahr nicht mehr umsetzbar. Deshalb soll der Rückbehalt auf den Ablieferungen bis am 31. Juli 2010 in der nächsten Frühkartoffelkampagne nachträglich erhoben werden.

Beitrag Frischverfütterung Frühkartoffeln festgelegt

Um mit der Marktabräumung der Frühkartoffeln umgehend beginnen zu können, hat die swisspatat den Frischverfütterungsbeitrag von Fr. 24.- pro 100 kg Speiseanteil festgelegt, gültig für die Sorten Agata, Lady Christl und Lady Felicia. Gesuche für die Frischverfütterung können wie bis anhin entweder direkt an einen offiziellen Qualiservice-Kontrolleur aus der Region gerichtet werden oder an die Geschäftsstelle swisspatat (Tel. 031 385 36 50). Eine Liste mit den zugelassenen Kontrolleuren ist aufgeschaltet auf www.kartoffel.ch unter der Rubrik Branchenecke „Mitteilungen Produzenten.“ Der Beitrag für die Lagersorten wird im November festgelegt. Mit dieser Massnahme beabsichtigt die Branche, die Marktordnung zu erhalten. Deshalb werden die Produzenten aufgerufen, nicht verkäufliche Kartoffeln über die offizielle Frischverfütterung abzuräumen und nicht mit unterpreisigen Angeboten den Markt zu belasten.

Situation bei Bio-Kartoffeln weniger erfreulich

Bei den Bio-Kartoffeln sind zwar die Bruttoerträge ebenfalls höher als im Durchschnitt der Jahre, allerdings ist dort die Qualität weniger erfreulich. Insbesondere die wichtige Bio-Sorte Agria weist heuer einen sehr hohen Anteil an Pulver- und Buckelschorfbefall auf. Dazu kommt, dass bei vielen Posten wiederholt Hohlherzigkeit festgestellt wurde. Gemäss den Ernteschätzungen kann das Angebot somit die Nachfrage wie in den vergangenen Jahren nicht decken, was in der Preisbildung zur Folge hat, dass die Produzentenpreise für Bio-Kartoffeln 2009 im Schnitt rund 10 % höher sind als 2008. (AS)

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