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Schweiz: Wir wollen Berufsstolz zeigen
Der Berufsmeisterschaft der Gemüsegärtner ist sehr vielseitig und breit – von Direktvermarktung bis Maschinentechnik, von der Kulturpflege bis zu Ernte. Hier beurteilt ein Kandidat eine Eisbergsalatkultur unter anderem hinsichtlich Entwicklungsstand, Nährstoff- und Wasserversorgung sowie anstehender Arbeiten. Bild: rh.
Über tausend junge Berufsleute werden im September im Rahmen der Berufsmeisterschaften "SwissSkills" in Bern den rund 120.000 erwarteten Besucherinnen und Besuchern Einblicke in die Vielfalt der Schweizer Berufsbildung gewähren. Vom 7. bis am 11. September werden auf dem Messe- und Ausstellungsgelände Bernexpo rund 150 Lehrberufe präsentiert - in 85 dieser Berufe finden dann auch Schweizer Meisterschaften statt.
Gemüsegärtner starten die SwissSkills
Weil die Gemüsegärtner nicht alle Disziplinen in Bern austragen können, fand ein erster Teilwettkampf bereits diese Woche auf dem Gemüsebaubetrieb Gutknecht und bei Swissradies in Ried bei Kerzers sowie auf einem Betrieb in Finsterhennen statt. „Wir hätten natürlich gerne den ganzen Wettkampf in Bern durchgeführt, aber dafür hätten wir die Große Allmend umpflügen und für Monate besetzen müssen", schmunzelt Markus Waber, der stellvertretende Direktor des Verbands der Schweizer Gemüseproduzenten. Bereits in der aktuellen Form nehme der Verband aber große Anstreungen auf sich, um den jungen Berufsleuten die Chance zu bieten, sich zu präsentieren. „Wir haben eine Kandidatin und acht Kandidaten, die sich wettkampfmäßig messen", sagt Markus Waber und fügt an, „mit lediglich neun Kandidaten ist der Aufwand schon enorm - aber es ist eben wichtig."
Und obwohl nicht alle Disziplinen in Bern stattfinden, würden die Besucherinnen und Besucher auch an den eigentlichen „SwissSkills" dann noch etwas vom Beruf mitkriegen: „In Bern haben wir dann einfach ‹feinere› Sachen wie von Hand Nüssli pflanzen, pikieren, Krautstielsamen in Pressschalen setzen oder auch einen Staplerfahrparcours", erklärt Markus Waber.
Der erste Teilwettkampf der Gemüsegärtner für die „SwissSkills" fand am 16. August 2022 im Berner Seeland statt und beinhaltete die Disziplinen Grundbodenbearbeitung mit dem Pflug, Zwiebelsaat mit einer pneumatischer Einzelkornsämaschine, Gurkenpflege und -ernte, Pflege und Kulturbeurteilung von Salat sowie Salaternte, Radieschenernte sowie die Auswahl eines geeigneten Pflanzenschutzmittels und die Anmischung der Spritzbrühe.
Die restlichen Disziplinen finden dann auch bei den Gemüsegärtnerinnen und -gärtnern in Bern statt.
Mit den "SwissSkills" auch Aufklärungsarbeit leisten
Der Verband wolle die Berufsmeisterschaften nutzen, um den eher unbekannten Beruf einem breiten Publikum vorzustellen und idealerweise auch mehr Lernende zu generieren. „Es ist gute Werbung für unseren Beruf und daneben können wir auch gleich sehr wirksam aufzeigen, woher das Gemüse kommt und welche Arbeit dahintersteckt", meint Markus Waber. Das deckt sich durchaus mit der Motivation von Dustin Herkner, der diesen Frühling seine Lehre als Gemüsegärtner erfolgreich abgeschlossen hat und sich nun mit seinen jungen Berufskollegen an den "SwissSkills" misst: „Gerade wenn es so heiß ist wie am heutigen Wettkampftag, bekommen Zuschauer wie ihr Medienschaffenden auch gut mit, wie ‹gruusig› unser Job manchmal sein kann, wenn man draußen auf dem Feld ist und der Schweiß nur so läuft", führt der Junggemüsegärtner aus.
Junge Fachkräfte können sich beweisen
So seien die "SwissSkills" nicht nur kollegialer Konkurrenzkampf, sondern auch eine gute Möglichkeit, den Beruf erlebbarer zu machen. Im Rahmen des Wettkampfs werde beispielsweise aufgezeigt, welche Pflegearbeit hinter einer gut gewachsenen Gurke steckte, oder auch der genaue und korrekte Umgang mit Pflanzenschutzmitteln demonstriert. „Wir leeren nicht einfach ein bisschen was zusammen und fahren dann drauf los - da wird genau gerechnet und dann in Schutzkleidung genau abgemessen und gemischt", erklärt Dustin Herkner. Es sei schön den Beruf nach draußen zu tragen und zu zeigen, wie vielfältig der Beruf sei, meint auch Nicole Schneider: „Ich bin außerdem die einzige weibliche Teilnehmerin bei den Gemüsegärtner und es motiviert mich zusätzlich, mich auch als Frau zu beweisen." Daneben gelte sie als Quereinsteigern, da sie nicht auf einem Gemüsebetrieb aufgewachsen sei. „Mit meiner Teilnahme kann ich so auch aufzeigen, dass man es schaffen kann, auch wenn man mit der Branche nicht vertraut ist."
Die "SwissSkills" auf dem Messegelände der Bernexpo sind ein Großanlass von beeindruckender Dimension: In den vergangenen Jahren wurden sie gar zu einer der größten Berufsshow der Welt.
Das einzigartige Format der zentralen "SwissSkills" ermöglicht es dem Publikum und besonders Jugendlichen im Berufsorientierungsprozess, den besten jungen Berufsleuten des Landes bei der Arbeit über die Schultern zu blicken und damit die unterschiedlichsten Lehrberufe 1:1 zu erleben. Zudem bieten die über 60 beteiligten Berufsverbände dem Publikum attraktive Möglichkeiten, um die Berufe vor Ort gleich selbst auszuprobieren.
Wertschätzung für die Fachkräfte
So unterschiedlich die Berufe der "SwissSkills" sind, so vielfältig sind auch die von den jeweiligen Berufsverbänden festgelegten Teilnahmekriterien. So finden in einigen Berufen kantonale Vorausscheidungen statt und nur, wer sich bereits dort am allerbesten präsentiert, darf nach Bern reisen. Bei den "Gemüslern" ist das anders: „Die Branche ist relativ klein und bei so wenigen Kandidaten ist es etwas schwieriger, dass ein großer Wettkampf entsteht", meint Lukas Rohrer, der selbst Gemüseproduzent mit eigenem Betrieb ist und sich nun für den Verband im OK der "SwissSkills" engagiert. So werden alle Gemüsegärtner-Kandidaten im Final in Bern ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können. „Für uns als Branche ist es wichtig, unsere Fachkräfte zu präsentieren", erklärt der Gemüsebauer weiter. Alles was die Schweizer Gemüsegärtnerinnen und Gemüsegärtner produzierten und leisteten, sei schlussendlich für die Konsumentinnen und Konsumenten. „Wir wollen Berufsstolz zeigen, uns im besten Licht präsentieren und stolz sein, auf unseren Nachwuchs, damit sie dem Beruf noch lange treu bleiben." (LID)
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