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Nützlinge nutzen Vernetzung: Versuch mit Kirschbäumen
Nicht nur Wildpflanzen und -tiere profitieren von der Umsetzung ökologischer Massnahmen, sondern auch die Landwirtschaft. Auf dreissig Betrieben des Schweizer Mittellandes wurden im Rahmen eines Nationalfondsprojektes je sieben Wildkirschbäume gepflanzt, um den Einfluss des Waldanteils und der Vernetzung mit Gehölzen auf die Bestäuber und die Produktivität zu untersuchen. An vernetzten Standorten waren sowohl die Blütenbestäubung als auch die Schädlingskontrolle durch natürliche Feinde effektiver.
Waldflächen sind für viele Insektenarten gute Nisthabitate, ihre Nahrung suchen diese jedoch auf nahe gelegenen Weiden und Äckern. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen, dass vor allem Nützlinge von der Lebensraumvernetzung in der Agrarlandschaft profitieren. Mit kleinflächigen Strukturen wie Hecken oder Säumen lassen sich neben der Artenvielfalt auch wichtige Funktionen wie Blütenbestäubung und Schädlingskontrolle fördern.
Das vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Projekt FRAGMENT verfolgte das Ziel, wissenschaftliche Grundlagen über die Bedeutung der Vernetzung in Agrarlandschaften sowie Empfehlungen für die Umsetzung von Vernetzungsprojekten zu erarbeiten. Seit 2006 wurden im Rahmen des von Agroscope und der Universität Bern initiierten Projektes zudem drei Doktorarbeiten sowie zahlreiche Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten verfasst.
Wirkung von Vernetzung und Waldanteil
Für die Untersuchungen wurden dreissig Flächen auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben zwischen Bern, Freiburg und Solothurn ausgewählt. Auf jeder Untersuchungsfläche wurden sieben junge Wildkirschbäume auf extensive Wiesen oder Weiden gepflanzt. Zehn Untersuchungsflächen lagen direkt am Waldrand, zehn Flächen, so genannte isolierte Standorte, waren mindestens hundert Meter vom Wald entfernt und zehn Flächen waren vom Wald entfernt, aber durch Hecken oder Baum-reihen damit vernetzt. Innerhalb dieser drei Gruppen variierte der Waldanteil in einem 500-Meter-Radius von 4 bis 75%. So konnte der Einfluss der Vernetzung und des Waldanteiles unterschieden werden.
Untersucht wurde, wie der Waldanteil und die Vernetzung die Bestäubervielfalt und den Fruchtansatz beeinflussen. Zudem wurde das Wachstum der Kirschbäume, der Schädlingsbefall sowie die Artenvielfalt auf den Kirschbäumen und in Nisthilfen analysiert. Der Bestäubungserfolg wurde durch den Fruchtansatz ermittelt. Es konnte beobachtet werden, dass Wildbienen einen wesentlichen Beitrag zur Bestäubung der Pflanzen leisteten.
Vorteile für die Landwirtschaft
Die Studie zeigt auf, dass Vernetzungsprojekte nicht nur für die Artenvielfalt, sondern auch für die Landwirtschaft Vorteile bringen, beispielsweise durch eine effektivere Bestäubung der Kulturpflanzen oder die Regulierung von Kulturschädlingen durch natürliche Feinde. Ein hoher Gehölzanteil bringt mehr Nistmöglichkeiten und führt zu einer größeren Artenvielfalt der Bestäuber landwirtschaftlicher Nutzpflanzen. Auf vernetzten Flächen ist zudem die Kontrolle der Schädlinge durch natürliche Feinde deutlich ausgeprägter als auf isolierten Standorten.
Hecken und Säume fördern aber nicht nur die Schädlingskontrolle, sondern führen auch zu einer effektiveren Blütenbestäubung. Im Falle der Kirschbäume hing der Fruchtansatz zudem stark von der Verfügbarkeit geeigneten Pollens in der Umgebung der Bäume ab. Den Einfluss der Landschaft auf die Blütenbestäubung kann man also nur vollständig verstehen, wenn man sowohl die Fragmentierung der Lebensräume von Bestäubern als auch die Fragmentierung der Pflanzenpopulation betrachtet.
Die Studie zur Bestäubung der Kirschbäume wurde in den Proceedings of the Royal Society of London B publiziert: http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2013.2667. (ACW)
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