- Startseite
- Mehr...
- Dossiers
- Xylella
- Österreich: Neue Bio-Pestizide
Österreich: Neue Bio-Pestizide
BIOVEXO sagt dem aggressiven Pflanzenschädling Xylella fastidiosa den Kampf an, der Europas Oliven- und Mandelbaumkulturen zu zerstören droht. Dabei stützt sich das Forschungsprojekt auf eine Auswahl neuartiger biologischer Pestizidkomponenten, die kritisch getestet und in ihrer Entwicklung zur Marktreife vorangetrieben werden sollen.
Das Xylella-Bakterium wird durch die im Mittelmeerraum weit verbreitete Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius) von Pflanze zu Pflanze übertragen und ist seit 2013 in Italien und Spanien immer stärker aufgetreten. Das Bakterium fügt vor allem Olivenpflanzen großen Schaden zu und zerstört mitunter ganze Olivenkulturen innerhalb weniger Jahre. Ohne den raschen Einsatz wirksamer Gegenmaßnahmen droht der Verlust zahlreicher Olivenkulturen in Südeuropa. Obwohl derzeit mehrere Pflanzenschutzprodukte zum Einsatz gegen Xylella erhältlich sind, gibt es laut der Europäischen Agentur für Ernährungssicherheit (EFSA) keine Produkte deren Wirksamkeit auch wissenschaftlich bestätigt ist.
Nicht nur ein Problem für Olivenbauern
In der am stärksten betroffenen Region Apulien in Italien brach die Olivenproduktion aufgrund von Xylella bereits um 65 bis 80% ein. Auch kulturhistorisch wertvolle, Jahrhunderte alte Olivenbäume wurden zerstört und geschätzte 100.000 Arbeitsplätze gingen verloren. Xylella breitet sich auch auf andere Kulturpflanzen aus wie etwa auf Mandelplantagen, wovon Spanien am Festland und in Mallorca besonders betroffen ist. Schäden aufgrund von Xylella-Befall wurden auf verschiedenen weiteren Kulturpflanzen in den Mittelmeerregionen Frankreichs, Portugals und Israels festgestellt. Europaweite Prognosen gehen von Xylella-bedingten Ertragsverlusten von 36 bis 70% in der Olivenernte und 13% in der Mandelernte aus. Zwei Millionen Tonnen Olivenölproduktion in Europe sind gefährdet, wenn nicht rasche Abhilfe geschaffen wird. Da es derzeit keine Produkte zur biologischen Xylella-Kontrolle gibt, ist der Bedarf nach ökologisch nachhaltigen neuen Entwicklungen im Pflanzenschutz besonders groß.
Eine ökologisch nachhaltige Lösung
Angesichts drohender Xylella-Ausbrüche in ganz Europa ist es BIOVEXOs ultimatives Ziel, die Pflanzenkrankheit auszumerzen und Kontrollmechanismen zu etablieren, die ökonomisch und ökologisch nachhaltig sind. Vor allem will das Projekt die besonders betroffenen Anbaugebiete Europas schützen, die als kulturelles Erbe einen beträchtlichen traditionellen Wert haben. BIOVEXOs neu entwickelte Pestizide sollen in Kombination sowohl direkt gegen das Xylella-Bakterium wirksam sein als auch das Bakterien-übertragende Insekt bekämpfen, und zwar in präventiver und auch kurativer Anwendung. Insgesamt sechs innovative Bio-Pestizide sollen rigoros getestet, in ihrer Anwendung optimiert und dann für den Markteintritt vorbereitet werden.
Österreich im Lead
Das AIT Austrian Institute of Technology hat die wissenschaftliche Projektkoordination inne, während die Wiener RTDS-Gruppe die administrative Koordination übernimmt. Stéphane Compant als BIOVEXOs wissenschaftlicher Koordinator am AIT betont die solide wissenschaftliche Basis des Forschungskonzepts und verweist auf bestehende Forschungsergebnisse aus Studien zu Xylella auf Olivenbäumen. Er nennt die vielfältigen Wirkungen auch auf sozio-ökonomischer Ebene, die eine effiziente und ökologisch nachhaltige Bekämpfung der Pflanzenkrankheit mit sich bringen würde. „Die Produktion von Olivenöl in Europa ist vielerorts gefährdet, weil der Olivenanbau infolge des Xylella-Problems aufgegeben wird. Es ist wichtig, entsprechende Lösungen für die Landwirtschaft zu finden, die nicht auf chemischem Pflanzenschutz beruhen, und die Einkommen der Leute zu sichern, die mitunter jahrhundertealte Olivenkulturen über Generationen hinweg bewirtschaften. Viele dieser Olivenhaine im Mittelmeerraum gelten als kulturelles Erbe und haben weitreichenden Wert auch für den Tourismus. Wir müssen schnell handeln, bevor Landwirte die Gebiete verlassen oder auf andere Kulturen wechseln,” sagt Compant.
Im BIOVEXO-Projekt werden sechs mögliche Biokontroll-Lösungen zunächst im kleinen Maßstab getestet und validiert und in ihrer Formulierung optimiert. Dann werden die besten Lösungen weiterverfolgt und in groß angelegten Feldstudien in den beiden wichtigsten Xylella-Ausbruchsregionen Europas, Apulien (Italien) und Mallorca (Spanien), zur Anwendung gebracht. Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes werden sowohl an bestehenden als auch an neu gepflanzten Olivenkulturen in den beiden Regionen durchgeführt, was BIOVEXOs herausragenden Einsatz in der Bekämpfung der Xylella-Krankheit mit nachhaltigen Mitteln verdeutlicht.
Weltweit einer der gefährlichsten Pflanzenschädlinge
Mindestens zwei der erfolgreich getesteten Pflanzenschutzoptionen werden für den bevorstehenden Markteinsatz zu Projektende weiterentwickelt werden, einschließlich Toxizitätstests und Nachhaltigkeitsstudien. Diese Produkte werden auch hinsichtlich ihres wirtschaftlichen Potentials, der Erfüllung von regulativen Erfordernissen und ihrer Eignung für die industrielle Produktion evaluiert werden. Die Europäische Kommission nennt Xylella fastidiosa “einen der weltweit gefährlichsten Pflanzenschädlinge, der eine Reihe von Pflanzenkrankheiten hervorruft und enorme wirtschaftliche Folgen für die Landwirtschaft, den Gartenbau und die Umwelt mit sich bringt”.
Das Biovexo Konsortium
Das BIOVEXO Projekt, mit dem Titel „Biocontrol of Xylella and its vector in olive trees for integrated pest management” untersucht die Anwendung von sechs vielversprechenden Biokontrollkomponenten gegen das Xylella-Bakterium oder das übertragende Insekt: zwei Bakterienstämme, ein mikrobieller Wirkstoff, zwei Pflanzenextrakte und einen gegen Insekten wirksamen Pilzstamm. Die Umsetzung des Projekts erfolgt in einem Konsortium von 11 Partnern mit multidisziplinärer Ausrichtung. Die Partner im BIOVEXO Projekt sind RTDS Group (Österreich), Austrian Institute of Technology (Österreich), Consiglio Nazionale delle Ricerche (Italien), Centro di Ricerca, Sperimentazione e Formazione in Agricoltura Basile Caramia (Italien), Universidad de Sevilla (Spanien), Universiteit Antwerpen (Belgien), Globachem NV (Belgien), Domca SA (Spanien), Acies Bio Biotehnološke Raziskave in Razvoj Doo (Slowenien), Aimerit SL (Spanien) and Asociación Agraria De Jóvenes Agricultores (Spanien). KMUs, Universitätsinstitute und Forschungseinrichtungen vereinen ihr Expertenwissen mit den praktischen Kenntnissen und der Erfahrung der teilnehmenden Landwirte und Kooperativen im Olivenanbau, um gemeinsam die passendsten ökologischen Lösungen zu erarbeiten. Das BIOVEXO-Projekt hat eine Laufzeit von fünf Jahren, von 1. Mai 2020 bis 30. April 2025.
Finanzierung
Dieses Projekt wurde vom Bio Based Industries Joint Undertaking (JU) im Rahmen des grant agreement Nr. 887281 finanziert. Das JU erhält Unterstützung durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union und das Bio Based Industries Consortium. (OTS)
Kommentare (0)
Bisher sind keine Kommentare zu diesem Artikel erstellt worden.