Torffrei ist in aller Munde - aber wie sieht die Wirklichkeit aus?

Die Torfgewinnungsflächen sind in Deutschland seit Jahren rückläufig. Werden in den nächsten Jahren keine weiteren Genehmigungen ausgesprochen und neue Flächen für die Rohstoffgewinnung ausgewiesen, gehen die Gewinnungsflächen in den nächsten 10 Jahren um etwa 50% zurück. Es müssen also Alternativen gefunden werden. Doch kann der Gärtner auf Torf verzichten - und will er das überhaupt?

Die Ersatzstoffe sind bekannt: Kompost, Rindenhumus, Holzfasern und verschiedene Kokosprodukte stehen bereit, um den Torf im Substrat abzulösen. Doch jeder dieser Stoffe bringt seine eigenen Probleme mit sich: Kompost ist ganz einfach nicht in ausreichender Menge verfügbar. Rinde und Holzfasern gehen heute in der Regel in die thermische Verwertung - eine Konkurrenz, gegen die die Substrathersteller nicht bestehen können. Kokosprodukte sind verfügbar - allerdings wachsen sie nicht in Europa und die Aufbereitung ist energieintensiv und der Transport verursacht weitere Emissionen.

Der Gärtner legt bei seinem Substrat auf einige wichtige Eckpfeiler wert: Es muss "funktionieren", verlässlich verfügbar sein und der Preis muss auch stimmen. Unter dem Gesichtspunkt der Kultursicherheit ist Torf wohl unschlagbar - eine Reduzierung des Torfanteils ist aber möglich und setzt sich auch immer weiter durch.

Doch was will der Verbraucher? Torffreie Erden werden von verschiedenen Verbänden und Organisationen als einzig umweltverträgliche Lösung propagiert - ein Appell an das schlechte Gewissen der Hobbygärtner. Faktisch ist die Nachfrage nach torffreier Erde aber sehr gering - aktuell kann ein Trend nach so genannten Bio-Substraten abgelesen werden, also eine torfreduzierte Erde mit ökologisch verträglichen Zuschlagstoffen. Es bleibt abzuwarten, ob sich künftig weitere (Nachfrage-)Trends herauskristallisieren, die die Industrie zum Handeln zwingen, die weit fortgeschrittene Entwicklung von Ersatzstoffen noch weiter voranzutreiben.

Hobbyerden mussten kürzlich auf "Herz und Nieren" geprüft: Die Stiftung Warentest hat in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift test neben den üblichen Torferden auch torffreie Blumenerden getestet. Das Ergebnis: Gerade bei diesen kann man an schlechte Erden geraten. Von den fünf getesteten Blumenerden ohne Torf waren zwei „gut“, aber auch eine „mangelhaft“.