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Züchtungsstrategie: Schweizer Erfahrungen nutzen
„Die Pflanzenzüchtung ist von strategischer Bedeutung für die nachhaltige Landwirtschaft. Die Bedeutung steigt“, sagte Peter Latus vom Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in einer öffentlichen Anhörung des Parlamentarischen Beirates für nachhaltige Entwicklung Bundestagsausschusses. Das Thema lautete Anfang Juni „Nachhaltige Landwirtschaft – Notwendigkeit einer nationalen Züchtungsstrategie“.
Peter Latus war eingeladen, weil die Schweiz sich bereits für eine nationale Strategie der Pflanzenzüchtung entschieden hat. Das Land ist abhängig von ausländischen Sorten. Die Klein- und Mittelständischen Züchtungsunternehmen gehen weltweit zurück und die großen Sortenanbieter widmen sich überwiegend den Gewinn bringenden „Cash Crops“.
Das BLW fürchtet, dass weniger verbreitete Kulturen, wie Ackerbohnen, Futtergräser, die Lupine oder Esparsette benachteiligt werden, obwohl sie für den Schweizer Futterbau sehr wichtig sind. Die Eidgenossen arbeiten derzeit an Zielbereichen für eine nationale Pflanzenzüchtung, die standortangepasste Sorten entwickelt und gleichzeitig ein hohes Spektrum an Kulturarten bietet. Sie sollen die Ernährungssicherheit der Schweiz sicher stellen. Bis 2017 wird ein Maßnahmeplan erarbeitet, der unter anderem ein „Schweizer Zentrum für Pflanzenzüchtung“ vorsieht.
Damit ist die Schweiz schon weiter als Deutschland. Nach Geschäftsführer Dr. Carl-Stephan Schäfer vom Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) sind derzeit 130 Züchtungsunternehmen mit 58 originären Zuchtprogrammen unterwegs, die auch selten vertretene Kulturarten wie die Ackerbohne umfassen. 15,1% des Umsatzanteils verwenden sie für Forschung und Entwicklung. Die Landwirte können zwar auf über 3.500 zugelassene Sorten von Getreide bis zu Gemüse zurückgreifen. Allerdings brauche die Entwicklung einer neuen Sorte zwischen 12 und 25 Jahren Zeit und koste einen Millionenbetrag.
Eine nationale Strategie ist wegen der neuen Anforderungen durch den Klimawandel und vor dem Hintergrund der Sustainable Development Goals notwendig, wenn es die privaten Züchter stärke, erklärte Stephan. Dazu gehört auch die politische Umsetzung der Nachbaugebühren als Ausgleich für die Investitionen in eine neue Sorte. Nicht gezahlte Gebühren hätten manch kleineren Züchter bereits zum Aufgeben gezwungen.
Für Stig Tanzmann von Brot für die Welt sieht der Status quo in Deutschland zunächst einmal gut aus. „Auf den zweiten Blick allerdings wird es für die mittelständischen Züchter immer schwieriger, ein Auskommen zu finden.“ Was im Süden der Welt verbreitet ist, finde vor dem Hintergrund der möglichen Monsanto-Übernahme von Bayer auch zunehmend im Norden statt: Die Oligopolisierung der Züchtungsunternehmen. Gerade vor dem Hintergrund der Agenda 2030 und Sicherung der Welternährung wünschte sich Brot für die Welt ein agrarökologisches und gentechnikfreies Saatgut in bäuerlicher Hand. Länder, deren natürliche Ressourcen global für die Pflanzenzüchtung genutzt würden, bräuchten einen fairen Ausgleich für die Nutzung ihrer Genetik. Auch Tanzmann plädiert für eine nationale Pflanzenzüchtungsstrategie, bei der gleichzeitig auch alternative Bezahlmodelle zu Nachbaugebühren entwickelt werden sollten.
Dr. Christoph Then von Testbiotech forderte Klarheit und ein defensives Erteilen von Patenten, damit die Landwirte weltweit Sicherheit für den Zugang zu genetischen Ressourcen haben. Die so genannten „Seed Giants“ sollten keinen Einfluss auf staatliche Züchtungsprogramme haben. Politische Klarheit erwartet Then über die neuen Züchtungstechniken wie CRISPR/CAS, von denen noch die Einstufung aussteht, ob sie unter das Gentechnikgesetz fallen.
Für eine nationale Pflanzenzüchtungsstrategie wie in der Schweiz sprachen sich also alle drei deutschen Experten aus. Im Detail allerdings legen sie jedoch unterschiedliche Schwerpunkte fest, die unter einen Hut gebracht werden wollen. (Quelle: www.aid.de)
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