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Sommerhitze und Trockenheit: Stress für die Pflanzen
Die derzeitige Wetterlage in Deutschland und insbesondere im klimatisch bevorzugtem Nordrhein-Westfalen beschert uns nun schon mehrere Wochen eine Hitzeperiode mit tropischen teils auch subtropischen Tages- und Nachttemperaturen.
Die Pflanzen reagieren auf diese Situation anschaulich sehr direkt. Rasenflächen im Begleitgrün sehen aus wie Steppen, weichlaubigere Pflanzen zu den auch nahezu alle Beet- und Balkonpflanzen und auch die Wechselbepflanzungen auf Grabstätten zählen, kommen mit ihrem Wasserhaushalt in starke Bedrängnis. Bäume werfen nicht nur vorzeitig Blütenstände, Fruchtansätze oder Früchte, sondern setzen sogar mit dem Laubfall ein.
Die Pflanzen benötigen große Mengen Wasser für den tagsüber durch die Sonneneinstrahlung ausgelösten Photosyntheseprozess. Das Wasser wird über die Wurzeln durch osmotischen Druck in die Blattmasse transportiert und verdunstet dort. Ab 25 Grad Celsius stehen Pflanzen unserer Breitengrade unter echtem Dauerstress und irreversible Trockenschäden sind in Einzelfällen selbst dann nicht auszuschließen, wenn ausreichend gegossen wird.
Die Friedhofsgärtner, Beauftragte für die Grabpflege, führen in den letzten Wochen fast ausschließlich Gießeinsätze durch. Das Gießen erfolgt je nach logistischer Möglichkeit mit dem Wasserfass auf einem selbstfahrenden Transportwagen, Schläuchen oder sogar Gießkannen. Da die Wassertemperatur aus den Wasserleitungen bei maximal 15 Grad Celsius und die Außentemperatur oft den doppelten Wert aufweist, sollte ein „Überkopf-Gießen“ rein pflanzenphysiologisch nur in den kühleren Tagesstunden, also morgens und in den Abendstunden erfolgen, um direkte Gießschäden an Blättern und Blüten durch den Temperaturunterschied zu vermeiden. Zudem ist in den kühleren Stunden die Verdunstungsrate des Wassers nicht ganz so hoch. Mancherorts werden Friedhofsverwaltungen gemeinsam mit Friedhofsgärtnern „erfinderisch“ und stellen Großflächenregner auf.
Beachten sollte man, dass gerade die hohen Tagestemperaturen in Verbindung mit Feuchtigkeit die Ausbreitung von pilzlichen Schädlingen, wie Phytophtera oder Cylindrocladium buxicola und auch Bakteriosen sowie Virosen fördert. Sinnvoll ist eine Depotwässerung des Bodens (kräftig den Boden durchfeuchten), die dann je nach Bepflanzung bis zu drei Tage ausreichen kann.
So gesehen ist die Bewässerung eine klare aktive Gefahrenabwehr für die Pflanzenbestände.
Generell handelt es sich bei Pflanzen um lebende Organismen, die zum Überleben notwendige Rahmenbedingungen wie Sonne, Wasser und Luft benötigen. Kommt es hier zu Ungleichgewichten kann eine Pflanze Schaden nehmen. In der Regel werden deshalb auch keine Garantieaussagen der Dienstleister im Rahmen ihrer Arbeit ausgesprochen. Einzige Ausnahme kann der Anwachszeitraum einer Neupflanzung sein, die ein Fachbetrieb jedoch bei Temperaturen von über 25 Grad Celsius niemals eingehen würde. Zum Ende des Frühjahres oder zu Beginn der Sommerzeit ausgeführte Neupflanzungen von Gehölzen, aber auch Stauden, brauchen in der Anwachsphase überdurchschnittlich viel Wasser und stehen in dieser Hitze unter noch größerem Druck. Schon jahrelang eingewachsene Staudenflächen sind da sehr viel robuster, benötigen zum Wachstum aber ebenfalls ausreichend Wasser. Die Gärtner führen derzeit bei Bodendeckern und Rahmengehölzen auf den Grabstätten keine Schnittmaßnahmen durch, da dies die Pflanzen zusätzlich schwächen würde.
Da es sich bei Friedhöfen gemäß Flächennutzungsplänen nie um Wohngebiete handelt, sie allerhöchstens an Wohngebiete angrenzen, fallen sie nicht unter § 7 der Maschinenlärmschutzverordnung und diese ist somit für die reinen Friedhofsflächen auch nicht anwendbar. In den Randlagen von Friedhöfen, angrenzend an eine Wohnbebauung, sollte allerdings - soweit möglich - auf eine geringe Geräuschemission geachtet werden. In der Regel verwenden Friedhofsgärtner von der Berufsgenossenschaft zugelassene selbstfahrende Arbeitsmaschinen mit geräuscharmen Viertaktmotoren und Gießpumpen als Anbaugeräte. Hierauf in den Morgenund Abendstunden vollständig zu verzichten, ist in den oben beschriebenen meteorologischen Ausnahmesituationen den Mitarbeitern nicht möglich, die selbst schon am Rande der Belastbarkeit bei diesen Temperaturen arbeiten.
Übrigens sind die zu beobachtenden Kahlschäden an Buchsbaum (Buxus sempervirens) nicht auf die Trockenheit, sondern auf die gefräßigen Raupen des Buchsbaumzünslers zurückzuführen.
Im Übrigen sollten Anwohner der derzeitigen Situation auch die positive Seite abgewinnen. Durch die Bewässerung in den Abendstunden entsteht an der Wasseroberfläche am Boden oder auf den Blättern sogenannte Verdunstungskälte, die das Kleinklima für den Menschen wohltuend spürbar abkühlend beeinflusst. In südlichen Ländern wird dieser Effekt z. B. in den Sommermonaten aktiv durch das Besprühen der Straßen mit Wasser genutzt. Bei einem Spaziergang im Laubwald ist dieser Effekt auch für uns sofort angenehm wahrnehmbar. (Quelle: Landesverband Gartenbau Nordrhein-Westfalen e.V.)
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