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Schweiz: Hagelforschende setzen auf Handy-Apps und Blechschäden
Obwohl Hagel große Schäden verursacht, fehlt bislang ein flächendeckendes Messnetz. Forschende der Universität Bern gehen jetzt neue Wege: Sie nutzen Schadensdaten von Fahrzeugen und Hagelmeldungen aus der Bevölkerung, um Hagel-Warnungen zu verbessern.
Hagel verursacht in der Schweiz jedes Jahr große Schäden in der Landwirtschaft sowie an Fahrzeugen. Ihn vorherzusagen ist jedoch immer noch eine große Herausforderung. Mit Hilfe vom Wetterradar ist es möglich, Hagelkörner in Echtzeit in Gewitterwolken zu erkennen. Bisher war es allerdings sehr schwierig, zu überprüfen, wie präzise diese Radardaten sind, da Bodenbeobachtungen von Hagel weitgehend fehlten.
Forschende des Mobiliar Labs am Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern und des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz haben nun Radarhagelkarten und Schadensdaten an Fahrzeugen der letzten 12 Jahre verglichen und die Trefferquote der Radarkarten überprüft. Die Resultate ihrer Studie haben sie in der Fachzeitschrift «Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society» veröffentlicht. «Der Vergleich zeigt eine sehr gute Übereinstimmung und ermutigt uns, weiter in diese Richtung zu forschen», sagt Zweitautorin Olivia Romppainen-Martius, die am Mobiliar Lab der Universität Bern die Folgen des Klimawandels erforscht.
Bevölkerung forscht mit – dank App
Als nächsten Schritt wollen die Forschenden untersuchen, wie gut der Radar die Größe der Hagelkörner abschätzen kann. Weil Hagel von Sensoren am Boden kaum erfasst werden kann und ein automatisches Messnetz an den Hagel-Hotspots erst im Aufbau ist, gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier neue Wege: Sie beziehen die Bevölkerung mit ein. Jede und jeder kann über die Smartphone-Apps von MeteoSchweiz und der Mobiliar Hagelbeobachtungen melden und somit einen Beitrag an die Hagelforschung leisten. Letztes Jahr sind so bereits 18.000 Meldungen eingegangen. «Wir hoffen, dass diese Zahl im Sommer 2016 noch übertroffen wird, denn die Hagelmeldungen aus der Bevölkerung sind ein Datenschatz, der die Hagelforschung massiv voran bringt», so Olivia Romppainen-Martius.
Die Kombination von Daten der neuesten Wetterradargeneration, Hagelbeobachtungen aus der Bevölkerung via App, Hagelschäden an Fahrzeugen und Daten der automatischen Hagelsensoren am Boden ist einzigartig, wie die Berner Forscherin weiter sagt. «Es ist weltweit eines der ersten Experimente dieser Art.» Dank Hagelbeobachtungen am Boden sei es nun möglich, die Hagel-Algorithmen der Wetterradare zu verbessern. Dies wiederum bilde die Basis für zuverlässigere Angaben zur Häufigkeit von Hagelschauern und letztlich auch für bessere Hagel-Warnungen.
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