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Produktionsgartenbau: Weniger Interesse an Ausbildung
Das Interesse an einer Ausbildung im Produktionsgartenbau ist in den letzten Jahren erkennbar zurückgegangen. Die Anforderungen an die Qualifikation der beruflichen Ausbildung im Gartenbau sind mit zunehmender Spezialisierung der Betriebe dagegen angestiegen. Hier öffnet sich eine Schere, die es erschwert, Gruppen mit gleichen Ansprüchen qualifiziert auszubilden. Mit dieser Tagung sollten Akteure vernetzt werden und Anregungen aus anderen Branchen vermittelt werden, um Wege zur Nachwuchsförderung aufzuzeigen.
Zum Auftakt zeigte Herr Helge Maylahn für die Arbeitsgemeinschaft der Junggärtner Schwachpunkte in der Ausbildung auf: In der schulischen Ausbildung ist nach seinen Worten die heterogene Klassenzusammensetzung und die Erreichbarkeit der Schule sowie die bisweilen fehlende Praxisnähe ein Problem. Ferner bemängelte er die unterschiedliche Umsetzung von Ausbildungsstandards in den Betrieben.
Die Referentin für Bildung und Forschung im Zentralverband Gartenbau Frau Larisa Chvartsman erläuterte die Folgen des demografischen Wandels auf die Zahl der Auszubildenden und gab Einblicke in die ZVG-Nachwuchskampagne, die sich an Schüler und Lehrer richtet. Um einer Entfremdung von Stadtkindern gegenüber der Natur entgegenzuwirken, setzt sich der ZVG für die Aufnahme von Schul- und Kita-Gärten in Lehrplänen unserer frühkindlichen und allgemeinbildenden Bildungseinrichtungen ein. Bausteine einer erfolgreichen Nachwuchswerbung sieht Frau Chvartsman auch in einer guten Ausbildungsqualität - zufriedene Auszubildende beeinflussen auch ihr gleichaltriges Umfeld.
Markus Reher, Referent für die Berufsbildung im Gartenbau bei der Landwirtschaftskammer (LK) NRW stellte zunächst die Entwicklung in den Ausbildungsberufen der LK NRW dar und erklärte das vielfältige Tätigkeitsfeld der Kammer im Bereich Berufsbildung, wobei die Nachwuchswerbung einer von vielen Bausteinen ist. Hierbei unterstützt die Kammer u.a. Berufsorientierungs- sowie Branchenmessen, die Agentur für Arbeit und hält Vorträge an Schulen. Ferner unterstützt die Kammer auch Schulabbrecher bei der Berufsfindung und kümmert sich um passgenaue Besetzung sowie die Integration von ausländischen Kräften.
Dr. Dag Danzglock, der im niedersächsischen Kultusministerium u.a. das ‚Bündnis Duale Ausbildung‘ betreut, erläuterte die Aktivitäten des Landes Niedersachsen zur Qualitätserhaltung der Ausbildung im Berufsschulsektor. Als wichtige Handlungsempfehlungen werden gesehen: Stärkung der Berufsorientierung an allen Schulformen, Entwicklung eines Konzeptes für eine koordinierte Beratungsstruktur, ein Einstiegssystem in berufsbildende Schulen, die Integration von unversorgten Jugendlichen in die duale Berufsausbildung sowie eine wohnortnahe Beschulung und die Qualitätssicherung der Ausbildung.
Dr. Margit Ebbinghaus, die im Bundesinstitut für Berufsbildung über die Berufsbildungsangebot und -nachfrage sowie die Bildungsbeteiligung forscht, zeigte Lücken auf, die Betriebe nicht nutzen, um Auszubildende für sich zu gewinnen. Beispielhaft erläuterte sie die Möglichkeiten, die das Internet bietet, um Ausbildungsangebote unter potenziellen Ausbildungsplatzbewerber/-innen bekannt zu machen. Ferner seien für junge Menschen Extras, wie beispielsweise Übernahme- und Karrierechancen nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung, aber auch finanzielle Anreize wie Weihnachtsgeld und Zuschüsse zu Fahrt- und Führerscheinkosten interessant.
Wolfgang Trefzger, IBP IHK-Beratungs- und Projektgesellschaft mbH, Düsseldorf stellte die Initiative Ausbildungsbotschafter der IHK NRW vor. Dabei werden Auszubildende geschult, um SchülerInnen ihren jeweiligen Ausbildungsberuf vorzustellen. So ergibt sich ein mehrfacher Nutzen: Auszubildende werden in ihren sozialen Kompetenzen gestärkt und finden bei Gleichaltrigen eine höhere Akzeptanz als ältere Personen. Außerdem ist die Multiplikator Wirkung größer.
Frau Barbara Degen, Leiterin der Fachschule an der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg, zeigte auf, wie das Problem ‚wohnortnahe Beschulung‘ innovativ gelöst werden könnte. In einem Blended-Learning-Konzept (Kombination von E-Learning-Komponenten mit Präsenzveranstaltungen) für MeisterschülerInnen werden Lerninhalte u.a. mit Hilfe von Lernprogrammen und Online-Kommunikation zwischen Studierenden und Lehrpersonal in eine Selbstlernphase ausgelagert. Dadurch wird der Unterricht in der verkürzten Präsenzphase wesentlich effektiver. In einem Wechsel aus Präsenz- und Selbstlernphasen können Studierende zeitlich und räumlich flexibel lernen, um Beruf, Fortbildung und Familie in Einklang zu bringen. Die Betreuung durch die Lehrkräfte der LVG Heidelberg ist dabei stets gewährleistet.
Prof. Dr. Ulrich Enneking, Hochschule Osnabrück, führte in seinem Vortrag aus, dass viele Gymnasiasten mit Interesse an Biologie den Namen ‚Produktionsgartenbau‘ als wenig attraktiv empfinden. Der Studiengang Produktionsgartenbau strebt daher eine Umbenennung in ‚Angewandte Pflanzenbiologie‘ an, die als Profilrichtungen Spezialisierungsmöglichkeiten im Bereich Produktion (Gartenbau) sowie Labortätigkeiten (Pflanzentechnologie) bietet. Abschließend erläuterte sein Kollege Prof. Dr. Ulbrich die Bestrebungen, einen berufsbegleitenden Studiengang Pflanzentechnologie an der Hochschule zu etablieren. Hauptaugenmerk liegt in der Vermittlung von Lehrinhalten nach dem oben erläuterten Blended-Learning-Konzept. Dieses Lehrangebot soll nach einer Förderphase im Wintersemester 20/21 an der Hochschule Osnabrück starten. Es ist zu prüfen, ob dies in einem nächsten Schritt auch auf den Bereich des produzierenden Gartenbaus erweitert werden kann. (Quelle: Hochschule Osnabrück)
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