Pflanzenschutzmittel: Kanton Bern und Bauern sehen Handlungsbedarf

Kleine Gewässer im Kanton Bern sind teils stark mit Pflanzenschutzmitteln belastet. Man müsse handeln, sagen Bauern und Behörden.

Pflanzenschutzmittel sind gesellschaftlich in der Kritik. Bild: Christa Felder/landwirtschaft.ch

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Ein Projekt soll aufzeigen, wie sich der Spritzmittel-Einsatz optimieren lässt, damit die Gewässer künftig sauber bleiben.

81 nachgewiesene Substanzen, 12 davon kritisch für die Gewässerorganismen: Gewässer und Ausläufe der Kläranlagen im Kanton Bern sind teils stark durch Pflanzenschutzmittel belastet. Das zeigt eine letztjährig durchgeführte Untersuchung des kantonalen Gewässer- und Bodenschutzlabors.

Die heute präsentierten Messresultate dokumentieren den Zustand der Gewässer im Jahr 2017. Im gleichen Jahr haben der Kanton, der Berner Bauernverband mit Unterstützung des Bunds das Berner Pflanzenschutzprojekt lanciert, das bis 2022 dauert. Dieses soll aufzeigen, wie Bauern den Pflanzenschutzmittel-Einsatz optimieren können, damit die Gewässer sauber bleiben.

Bauern als Teil der Lösung

Für die Verantwortlichen ist klar: Es besteht Handlungbedarf. Das betonte Regierungsrat Christoph Ammann genauso wie Hans Jörg Rüegsegger, Präsident des Berner Bauernverbands. Entweder die Landwirtschaft bewege sich selbst oder sie werde von außen bewegt, sagte Ammann mit Blick auf die Trinkwasser-Initiative und die Initiative "Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide". Rüegsegger betonte, dass die Bauern nicht das Problem seien, sondern Teil der Lösung. Das große Interesse der Berner Bauern am Pflanzenschutzprojekt zeige, dass man Verantwortung übernehmen wolle.

Die Landwirte waren selbst überrascht über die Resultate. "Die Messergebnisse lassen aufhorchen", sagte Paul Hofer. Und Berufskollege Thomas Iseli erklärte: "Ich war erstaunt, was man in welcher Konzentration in den Gewässern fand." Iseli ist vom Projekt überzeugt, es führe zu einem Lerneffekt bei den Landwirten. Der Bauer aus Jegenstorf betonte, dass er nicht aus Spaß Spritzmittel einsetze, sondern um Ernten zu sichern. Bei Kartoffeln beispielsweise, so Iseli, bestünde ohne Pflanzenschutzmittel das Risiko eines Totalausfalls.

Andreas Wyss, Geschäftsführer des Berner Bauernverbands, wies darauf hin, dass die Belastung der Gewässer mit Pflanzenschutzmitteln nicht von einem unrechtmäßigen Einsatz der Pestizide herrühre. "Wir haben kein rechtliches Problem." Vielmehr existierten noch Wissenslücken rund ums Ausbringen von Spritzmitteln.

Es gehe nicht darum, Schuldige zu suchen, sondern darum, nun die richtigen Schlüsse zu ziehen, sagte Christin Hofer, Leiter des Amts für Landwirtschaft und Natur. Ein Patentrezept gebe es nicht, individuelle und standortangepasste Lösungen seien nötig. Hofer sieht den Kanton Bern als Vorreiter bei der Pflanzenschutzmittel-Thematik. Man habe ein entsprechendes Projekt lanciert, noch bevor der Bund seinen Aktionsplan Pflanzenschutzmittel initiiert habe, so Hofer. (LID)

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