Klimaschutz: Mit Stadtgrün Klimafolgen mindern

Hinsichtlich klimatischer Aspekte sind einerseits vor allem eine veränderte Regenverteilung mit häufigen Starkregen und andererseits längeren Trockenzeiten festzustellen.

Jede große und kleine Grünfläche leistet konkrete Beiträge zu Gesundheit und Wohlbefinden der Bürger. Bild: BdB.

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Der fortschreitende Klimawandel stellt Städte und Gemeinden vor neue Herausforderungen. Hinsichtlich klimatischer Aspekte sind einerseits vor allem eine veränderte Regenverteilung mit häufigen Starkregen und andererseits längeren Trockenzeiten festzustellen. Zusätzliche Risiken ergeben sich durch Temperaturextreme mit mehr Hitzetagen und -nächten im Sommer und einer Gefährdung durch Stürme. All diese bundesweit festgestellten Effekte treten in Städten bzw. in bebautem Gebiet verstärkt auf und rufen Verantwortliche auf kommunaler Ebene auf den Plan. Es gilt, die Städteplanung auf Klimaschutz auszurichten und frühzeitig Maßnahmen zur Klimaanpassung einzuleiten. „Bäume können dabei eine herausragende Rolle spielen - wenn es die richtigen Baumarten sind und sie standortgerecht gepflegt werden“, sagt Helmut Selders, Präsident des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e.V..

Städteplanung zum Klimaschutz nutzen

Seit der BauGB-Klimaschutznovelle 2011 (Baugesetzbuch) ist es ausdrücklich vorgesehen, im Bauplanungsrecht auch Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel zu berücksichtigen. Im aktuell vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) herausgegebenen „Weißbuch Stadtgrün“ wird diesem Thema ein eigenes Kapitel gewidmet. Dort wird besonders hingewiesen auf „… die stärkere Berücksichtigung von Frisch- und Kaltluftzufuhr in den Innenstädten, die damit verbundene Grün- und Freiraumsicherung unter Anerkennung des Kühlungspotenzials des Bodens, die Gebäudeanordnung in Relation zu den Grünräumen, die Gebäudebegrünung, den besonderen Schutz bioklimatisch empfindlicher Personengruppen, die Vorsorge vor den Auswirkungen von Starkregen mit Rückhaltung des Oberflächenabflusses auf Gebäuden und in Zisternen zur Regenwassernutzung sowie die verbesserte Versickerung des Regenwassers.“ BdB-Präsident Selders begrüßt die Positionsbestimmung der Bundesregierung im „Weißbuch Stadtgrün“ ausdrücklich. Seit Jahren setzt sich der Verband gezielt dafür ein, die Leistungen von Grünflächen, insbesondere von Bäumen, zur Verbesserung der Luftqualität und des Stadtklimas ins Bewusstsein von Kommunalverantwortlichen zu rücken. „Jede große und kleine Grünfläche leistet konkrete Beiträge zu Gesundheit und Wohlbefinden der Bürger, zum Beispiel durch Frischluftversorgung und Dämpfung des Wärmeinseleffektes, Schattierung und Verdunstung. Wir empfehlen den Kommunen, die Anregungen und Handlungsempfehlungen des Weißbuchs umzusetzen und mit vitalem Stadtgrün Klimarisiken zu begrenzen“, erläutert Selders.

Auf die Qualität kommt es an

Städtisches Grün kann die vielfältigen Funktionen für eine klimagerechte Stadtentwicklung allerdings nur leisten, wenn es gut geplant, richtig gepflanzt und bestmöglich versorgt wird. „Vor allem in der Baumauswahl und -pflege zeigen sich in vielen Städten Unsicherheiten und Defizite“, so Selders. „Vielerorts stehen ungeeignete Bäume, die man heute nicht mehr in Städten pflanzen würde. Oft gibt es auch Probleme wegen mangelndem Wurzelraum, Bodenverdichtung oder Schadstoffimmissionen.“ Viele Stadtbaumarten leiden unter dem Stadtklima und kämpfen mit neu eingewanderten Schädlingen und Erkrankungen. Für Kommunen führt dies zu zusätzlichen Schwierigkeiten: Die Gehölze entsprechen nicht mehr den ästhetischen Ansprüchen (Kastanienminiermotte, Buchsbaumzünsler etc.), sind nicht mehr verkehrssicher (Bruchgefahr durch Massaria-Erkrankung an Platanen), sterben ab (Eschentriebsterben) oder kränkeln sichtbar. Der Aufwand für Kontrolle und Pflegemaßnahmen steigt, zudem ist in den Trockenphasen im Sommer eine regelmäßige Bewässerung notwendig. Die prognostizierten Klimaveränderungen werden diese Situation noch verschärfen. Selders: „Es kommt heute noch mehr als in der Vergangenheit darauf an, die richtigen Bäume für die richtige Verwendung zu finden. Dabei sind wir Baumschulen die besten Ansprechpartner für die Grünverantwortlichen in den Kommunen und Gebietskörperschaften.“ Der BdB ist seit vielen Jahren im Projekt „Stadtgrün 2021“ engagiert, in dem nach den Stadtbäumen der Zukunft geforscht wird. „Unsere Baumschulen müssen ihre Stadtbaumsortimente zehn und mehr Jahre im Voraus planen.“ Das Forschungsprojekt geht der Frage nach, welche Baumarten und -formen über eine hohe Trocken- und Hitzestresstoleranz verfügen, unempfindlich gegenüber Frost und Spätfrost und nicht anfällig für Schädlinge und Krankheiten sind. Außerdem fließen städtebauliche und ästhetische Aspekte wie Wuchsform, Größe und Erscheinungsbild in die Bewertung ein. Weitere Informationen unter www.gruen-ist-leben.de und unter www.lwg.bayern.de. (Quelle: BdB)

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