Kartoffelkrebs: Droht der Kartoffel eine alte Gefahr neu?

Bei amtlichen Untersuchungen 2018 von an Kartoffeln anhaftender Erde leere, wurden nicht mehr infektiöse Dauerkörper des Kartoffelkrebses gefunden. Jetzt gab es einer Entwarnung.

Der Kartoffelkrebs ist eine äußerst gefürchtete, international streng geregelte Quarantäneerkrankung. Bild: GABOT.

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„Die gute Nachricht für Landwirte und Verbraucher ist: In Mecklenburg-Vorpommern können derzeit ohne Einschränkung weiter hochwertiges Kartoffelpflanzgut und exzellente Speisekartoffeln produziert werden“, nimmt Dr. Joachim Vietinghoff, Abteilungsleiter Pflanzenschutzdienst im LALLF, die Spannung aus der vorgestellten Thematik „Kartoffelkrebs“. Höchst fraglich war dies geworden, weil bei amtlichen Untersuchungen 2018 von an Kartoffeln anhaftender Erde leere, nicht mehr infektiöse Dauerkörper des Kartoffelkrebses gefunden wurden. Ihre Herkunft war unklar, denn es werden jährlich hunderttausende Pflanzkartoffeln im Zuge der Pflanzgutanerkennung des LALLF einzeln untersucht - einen Krebsbefall gab es nicht. Ob es sich um kürzlich entleerte Dauerkörper und damit um die mögliche Verseuchung einer Fläche oder um Überbleibsel eines lange zurückliegenden, historischen Krebsbefalls handelte, musste schnell geklärt werden.

Der Kartoffelkrebs ist eine äußerst gefürchtete, international streng geregelte Quarantäneerkrankung. Die bis heute nicht bekämpfbare Krankheit kann mit dem Pflanzgut, durch Erosion, durch Kartoffelabfälle sowie durch Maschinen und Geräte verbreitet werden. Darum sind bei Befall strengste Quarantänebestimmungen notwendig, z. B. ein jahrzehntelanges Anbauverbot für Kartoffeln mit entsprechenden katastrophalen Folgen für betroffene Betriebe. Die Erkrankung trat in Mecklenburg erstmalig 1915 auf. Es brauchte etwa 40 Jahre konsequente Quarantänemaßnahmen und den Anbau krebsresistenter Sorten, um die Infektion zu tilgen (seit 1958 befallsfrei).

„Umfangreichen Recherchen in (ur)alten Akten sicherten die Erkenntnis, dass die von uns gefundenen leeren Dauerkörper „alt“ waren. Sie können mindestens bis zu 60 Jahre unzersetzt im Boden überdauern“, gibt Vietinghoff diese fachlich völlig neue und außergewöhnliche Erkenntnis bekannt. Für die amtliche Risikobewertung ist das sehr wichtig. Denn es kann nun davon ausgegangen werden, dass leere Dauerkörper auf aktuellen Anbauflächen nicht auf einen kurz zurückliegenden Befall hinweisen, sondern letzte Zeugen der Erkrankung aus historischer Vergangenheit sind. „Quarantänemaßnahmen mit enormen Folgen für die Kartoffelwirtschaft im Land sind nicht erforderlich“, resümiert der Experte erleichtert.

Hintergrund

Kartoffelkrebs wird durch den Befall mit dem Pilz Synchytrium endobioticum hervorgerufen. Er verursacht blumenkohlartige Wucherungen verschiedener Pflanzenteile und den Knollen. Aus ihnen bilden sich Dauerkörper, von denen die Neuinfektion ausgeht. Die Dauerkörper können 20 - 40 Jahre im Boden keimfähig bleiben. Kontaminierte Böden, Lagerräume und Landmaschinen können nicht entseucht werden, denn es fehlen wirksame Biozide oder auch sonstige Bekämpfungsmöglichkeiten.

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