Im Interview: Maria Rohkemper

Maria Rohkemper führt zusammen mit ihrer Schwester Annegret Rohkemper sowie der Senior-Chefin Margareta Kulmann-Rohkemper ein GaLaBau-Unternehmen mit eigener Baumschule in Marl (NRW). Das Familienunternehmen legt traditionell großen Wert auf gute Pflanzplanung und das harmonische Miteinander aller Gartenaspekte.

Maria Rohkemper führt zusammen mit ihrer Schwester Annegret Rohkemper sowie der Senior-Chefin Margareta Kulmann-Rohkemper ein GaLaBau-Unternehmen mit eigener Baumschule in Marl (NRW). Bild: BGL/Susanne Beimann.

Anzeige

Frau Rohkemper, welche Rolle spielen Pflanzen in von Ihnen geplanten und gebauten Gärten?

Pflanzen spielen bei uns ganz eindeutig die zentrale Rolle, dafür ist unser Betrieb bekannt und damit sind wir seit Jahrzehnten erfolgreich. Ich erkenne heute noch die Gärten sofort, die meine Mutter vor zig Jahren geplant hat.

Wir planen und bauen allerdings nicht nur neue Gärten, sondern werden oft auch für Bestandsgärten gefragt. Wo immer möglich, raten wir dazu, alten Baumbestand zu erhalten bzw. zu ersetzen - wir organisieren auch Großbaumverpflanzungen. Mit einer sorgfältigen Pflanzplanung ist es möglich, über das Jahr gesehen unterschiedliche Aspekte sichtbar zu machen: Blumenzwiebeln und frühblühende Gehölze, Stauden mit ihrer Vielfalt an Blütenfarben und Blattstrukturen und natürlich viele Gräser sorgen für Abwechslung, Spannung und immer wieder neue Gartenerfahrungen. Ziel ist es außerdem, möglichst schnell dichte Bodendecken zu erreichen, um den Pflegeaufwand gering zu halten.

Wie gehen Sie vor bei der Pflanzplanung?

Wir verabreden immer ein Gespräch vor Ort. Bei dem geht es einerseits darum, sich gegenseitig kennen zu lernen. Andererseits geht es für uns vor allem darum einzuschätzen, welche Wünsche und Ideen die Gartenbesitzerinnen und -besitzer haben, wie der Garten liegt und auch in welchem Umfeld er sich befindet. Dabei nutzen wir zusätzlich einen Fragebogen, in dem wir Pflanzen-, Farb- und Materialwünsche, Nutzungsaspekte und auch das zur Verfügung stehende Budget abfragen. Es gibt Kundinnen und Kunden, die mit recht konkreten Vorstellungen auf uns zukommen, auch bezüglich der Pflanzen, die sie haben wollen. Andere dagegen lassen uns vollkommen freie Hand. In jedem Fall legen wir Wert auf eine individuelle Planung. Es gibt bei uns keine Gärten von der Stange. Tendenziell stellen wir fest, dass immer häufiger Aspekte von Vielfalt, auch mit Blick auf Insekten und Vögel gefragt sind. Das sind natürlich vor allem Themen, die direkt die Pflanzenauswahl beeinflussen.

Wie reagieren Sie auf die Veränderungen infolge des Klimawandels?

Tatsächlich wirkt sich der Klimawandel längst ganz praktisch aus. Oft fragen Gartenbesitzerinnen und -besitzer nach trockenheits- und hitzeverträglichen Pflanzen. Schon mehrfach haben wir südländische Gartensituationen geschaffen, zum Beispiel mit Korkeichen oder Orangenblumen (Choisia). Oder wir planen Präriegärten mit entsprechenden Stauden und Gräsern, die sehr robust sind und nur geringe Ansprüche stellen. Es gibt aber auch Kundinnen und Kunden, die eine automatische Bewässerung installieren lassen, um eine höhere Unabhängigkeit zu erreichen.

Wichtig ist in jedem Fall das Thema Schatten für Sitzbereiche, also große Bäume oder Hecken, immer häufiger Dach- und Fassadenbegrünung, auch auf Garagen oder Nebengebäuden. Ebenfalls oft nachgefragt sind Möglichkeiten, Wasser zu speichern, sei es in einem Gartenteich oder in einer Zisterne. Regenwasser für das eigene Grundstück zu verwenden ist unseres Erachtens auch ein Beitrag zur Klimaanpassung.

Haben Sie Lieblingspflanzen oder Kombinationen, die Sie besonders gern verwenden?

Ja, natürlich hat jeder bei uns seine persönlichen Lieblingspflanzen! Aber bei der Gartenplanung ist es wichtig, immer wieder neu zu denken und wirklich individuelle Gärten zu entwickeln.

Wir planen, bauen und entwickeln die Gärten je nach Standortbedingungen, Lage, Gartengröße und nicht zuletzt den Kundenwünschen. Außerdem sind ja auch Sitzplätze, Wege, sonstige Nutzflächen vorzusehen. Aber klar ist, erst die richtigen Pflanzen machen den Garten zum Garten. Was in jüngster Zeit zum Thema Pflanzenauswahl auch berücksichtigt werden muss, ist die Verfügbarkeit - in den Baumschulen sind aktuell längst nicht alle Pflanzen zu bekommen, die wir gern verwenden würden.

Drei Frauen führen das Unternehmen Kulmann-Rohkemper. Ihr Tipp an den weiblichen Berufsnachwuchs ist ...

... traut euch! Nun gibt es ja viele weibliche Auszubildende, aber die mit Abstand meisten Führungspositionen sind nach wie vor in Männerhand. Immerhin, es tut sich etwas, wie man ja auch in den Berufswettkämpfen sieht und ich bin guten Mutes, dass es in Zukunft hier mehr Gleichberechtigung geben wird. Dies gilt umso mehr, je eher sich junge Landschaftsgärtnerinnen tatsächlich durchsetzen.

Was empfehlen Sie jungen Landschaftsgärtnerinnen und -gärtnern in Sachen Pflanzenkenntnis?

Ich denke, die Zukunftschancen für Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner mit guten Pflanzenkenntnissen sind bestens! Pflanzenvielfalt ist gefragt, sie zu planen und zu entwickeln, das bedarf Wissen und Erfahrung. Meine Erfahrung ist, dass man beim Thema Pflanzenkenntnis nie auslernt. Deshalb ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben, sich (auch) andere Gärten anzuschauen, mit wachen Augen in die Natur zu blicken, auch einmal Neues ausprobieren, zum Beispiel Raritäten zu verwenden.

Wege bauen kann jeder Straßenbauer, aber eine attraktive, vielfältige und nachhaltig funktionierende Pflanzenzusammenstellung ... das ist es, womit sich der GaLaBau von anderen absetzen kann.

Vielen Dank!

Neuen Kommentar schreiben

Kommentare (0)

Bisher sind keine Kommentare zu diesem Artikel erstellt worden.