Forderung: Geothermieforschung erhalten!

Die Pläne der Leibnitz-Gemeinschaft, die Finanzierung des Leibnitz-Institut für angewandte Geophysik einzustellen, schädigen nachhaltig die Geothermie-Forschung und die Klimaschutzziele der Bundesrepublik.

Geothermie könnte ein zentraler Baustein der Wärmewende werden. Bild: GABOT.

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Der Bundesverband Geothermie appelliert an das Land Niedersachsen und die Bundesregierung, die Forschungseinrichtung am GeoZentrum Hannover zu erhalten. „Mit der Empfehlung, die Mittel für das Leibnitz-Institut für angewandte Geophysik zu streichen, wird nicht nur die Forschung für Tiefe Geothermie abgeschafft, sondern vor allem die Wärmewende im Rahmen der Energiewende mit Tiefer Erdwärme abgewürgt“, erklärt Dr. Erwin Knapek, Präsident des Bundesverbandes Geothermie e.V. Das deutschlandweit führende Institut ist darüber hinaus an nahezu allen Geothermie-Projekten des Landes beteiligt und entwickelt maßgeblich das Geothermische Informationssystem GeotIS. GeotIS ist eine freiverfügbare interaktive Webanwendung für geologische und geophysikalische Daten, einer Vielzahl von interaktiven Karten und 3D Untergrundinformationen, die bei der Planung von Geothermie-Projekten besonders relevant sind. GeotIS ist weltweit einzigartig und unterstützt die geothermische Entwicklung in Deutschland. Ohne die Vorarbeiten in den Bereichen Erkundung und Fündigkeit des Leibnitz-Institut für angewandte Geophysik (LIAG) wären die Pionier-Projekte Tiefer Geothermie – wie das 2007 von Knapek als Bürgermeister in Unterhaching initiiert dortige Geothermie-Heizkraftwerk – und ebenso das weltweit hochgeschätzte Projekt der Stadtwerke München Energievision 2040 nicht möglich gewesen. Seit einigen Jahren plädiert die Geothermieforschung unter Leitung von Prof. Dr. Moeck für die Mitteltiefe Geothermie als zentraler Baustein der Wärmewende in Deutschland. Im Bestreben des BVG, den Wärmemarkt Richtung erneuerbare Wärme zu transformieren, ist daher die aktuelle Forschungstätigkeit des LIAG von grundlegender Bedeutung. Die SPD-geführte niedersächsische Landesregierung von Stephan Weil und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie von Peter Altmaier (CDU) ist daher aufgefordert, am Forschungs- und Entwicklungsstandort Geothermie in Deutschland festzuhalten und das LIAG weiter zu unterstützen.

International ist die deutsche Geothermie-Forschung zudem spitze. Jüngst wurde das länderübergreifende Projekt DGE-ROLLOUT (Roll-out of Deep Geothermal Energy) mit Partnern aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich gestartet, um die Fernwärmeleitungen der Kohleheizkraftwerke fit für Tiefe Geothermie zu machen. In München ist die Nutzung vorhandener Fernwärmeinfrastruktur bereits Realität. Die Landeshauptstadt Bayerns will bis 2040 die Versorgung ihres gesamten Fernwärmenetzes im Wesentlichen auf Wärme aus der Tiefen Geothermie umstellen. Der Großteil davon wird durch Tiefe Geothermie gedeckt. „Denn eins ist klar“, ergänzt Knapek, „Geothermie ist die Erneuerbare Energie, die das größte Ausbaupotenzial in Deutschland besitzt. Aber ohne die angewandte Forschung am GeoZentrum Hannover und der beständigen Arbeit der Abteilung Geothermik und Informationssysteme des LIAG für GeotIS wird der Ausbau der Geothermie für die Wärmewende schwierig. Ein Scheitern der ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung ist damit absolut möglich, 40% weniger Treibhausgase bis 2020 und 95% weniger Emissionen bis 2050 zu erreichen. Steuergelder sind hier absolut besser in die sehr hochwertige Angewandte Forschung des GeoZentrums Hannover investiert als in die wegen verfehlter Klimaschutzziele ab 2020 drohenden Strafzahlungen. Dr. Erwin Knapek, selbst ehemals Forscher und Entwickler bei Siemens: „Man solle bedenken, dass in der Forschung nicht nur die Zahl von begutachteten Publikationen als einziger Maßstab gilt, sondern auch die Zahl umgesetzter Projekte zum Nutzen zukünftiger Generationen. Bei Letzterem nimmt die Geothermik-Abteilung des LIAG einen eindeutigen Spitzenplatz ein. Schließlich wird am GeoZentrum Hannover seit über 60 Jahren in der Geothermie geforscht. Diesen weltweit einmaligen Forschungsstandort mit seiner Expertise und Datengrundlage in der angewandten Geothermie gilt es gerade in der aktuellen Situation zu erhalten.“

Über den Bundesverband Geothermie e.V.

Der 1991 gegründete Bundesverband Geothermie e.V. (BVG) ist ein Zusammenschluss von Unternehmen und Einzelpersonen, die auf dem Gebiet der Erdwärmenutzung in allen Bereichen der Forschung und Anwendung tätig sind. Er vereint Mitglieder aus Industrie, Wissenschaft, Planung und der Energieversorgungsbranche. Hauptaufgaben des Verbandes sind die Information der Öffentlichkeit über die Nutzungsmöglichkeiten geothermischer Energie zur Wärme- und Stromerzeugung sowie der Dialog mit politischen Entscheidungsträgern. Der BVG organisiert den jährlichen Geothermiekongress DGK ebenso wie Workshops zu aktuellen Themen und ist Herausgeber der Fachzeitschrift „Geothermische Energie“ sowie weiterer Informationsmaterialien. Der DGK 2019 findet vom 19. bis 22. November in München statt.

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