Energiepflanzen: Mehr Vielfalt durch Wildpflanzenmischungen

Beim Thema Biogas denkt fast jeder zunächst an großflächige Maisäcker. Dass es auch anders geht, erfuhren die Teilnehmer einer Pressekonferenz bei der Prüfstelle Marquardt des Bundessortenamtes.

Anzeige

Beim Thema Biogas denkt fast jeder zunächst an großflächige Maisäcker. Dass es auch anders geht, erfuhren die Teilnehmer einer Pressekonferenz bei der Prüfstelle Marquardt des Bundessortenamtes. Hier wurden die Zwischenergebnisse von fünf Jahren Forschung an mehrjährigen artenreichen Wildpflanzenmischungen zur Biogasproduktion vorgestellt. Das vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geförderte und von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) geleitete Projekt vereint Ökonomie und Ökologie im Energiepflanzenanbau.

Mittlerweile konnten 50-60% des Methanhektarertrags von Silomais erreicht werden, und das bei erheblicher Arbeitsersparnis. Gleichzeitig bieten die strukturreichen Bestände zahlreichen Wildtieren Lebensraum, vom Feldhasen und Schmetterlingen bis hin zur Honigbiene. Zu Beginn von vielen Fachleuten noch belächelt, hat sich die Projektidee, mit mehrjährigen artenreichen Wildpflanzenmischungen erfolgreich Biogas zu produzieren, zu einer interessanten Ergänzung zur Hauptkultur Mais entwickelt. "Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: einerseits kann der Bauer rentabel Energiepflanzen für die Biogasanlage anbauen, andererseits Lebensräume für zahlreiche Wildtiere auf dem Acker schaffen", so Projektleiter Martin Degenbeck (LWG). Gut die Hälfte des Methanertrages von Mais hört sich zunächst noch bescheiden an; aber bei in der Regel fünf Jahren Standzeit holen die Wildpflanzen allein schon wirtschaftlich mehr und mehr auf, wie Antje Werner und Dr. Birgit Vollrath (LWG) berechnet haben. Hinzu kommen ökologische Vorteile durch die ganzjährige Bodenbedeckung, die für Erosionsschutz sowie für Nahrung und Deckung im Winter sorgt. Schließlich bieten die Wildpflanzen Nektar und Pollen für Bienen und andere Insekten im trachtarmen Sommer; ein weiterer Vorteil, den Imker zu schätzen wissen. Dem Landwirt "blüht" damit ein beachtlicher Imagegewinn.

Das Bundessortenamt (BSA) ist zuständig für die Erteilung von Sortenschutz und Sortenzulassung und unterstützt die vielfältigen Aktivitäten zur Förderung des Züchtungsfortschritts und der biologischen Vielfalt. Versuche mit Wildpflanzen waren in der Vergangenheit kein Bestandteil der gesetzlichen Aufgaben.

Die langjährige Erfahrung aus der Sortenprüfung im Parzellenanbau kommt nun bei der Beteiligung am Forschungsvorhaben ?Energie aus Wildpflanzen? zum Tragen: "Wir führen hier am Standort Marquardt erstmals für die LWG neben der Einzelartenprüfung Parzellenversuche zur Mischungsentwicklung und zur Bestandsgründung durch", berichtet der Prüfstellenleiter Dirk Kruiskamp (BSA) bei der Feldbesichtigung. "Besonders die Untersaat unter Sommergerste, die wir jetzt erstmals getestet haben, zeigt vielversprechendes Ertragspotential, da sich die Wildstauden im Unterwuchs hier besser entwickeln können als unter Mais, der aber im ersten Jahr in Marquardt mehr Ertrag bringt", so Kruiskamp weiter.

Parzellenversuche finden deutschlandweit an mehreren Standorten statt, um das Anbausystem weiter zu optimieren. Daneben testen Landwirte die Mischungen seit einigen Jahren in der Praxis. "Wir sind auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel", führt Martin Degenbeck abschließend aus.

Das von der in Veitshöchheim bei Würzburg ansässigen Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) geleitete Forschungsvorhaben "Energie aus Wildpflanzen" wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages seit 2008 gefördert, Projektträger ist die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR). Projektpartner der LWG sind neben dem Bundessortenamt und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising und das Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing. Die faunistischen Begleituntersuchungen koordiniert die Tierärztliche Hochschule Hannover. Projektpartner für die Saatgutproduktion ist die Firma Saaten Zeller. 

Nähere Informationen und Publikationen zum Projekt finden Interessenten unter www.lwg.bayern.de/landespflege/landschaftspflege/.

Neuen Kommentar schreiben

Kommentare (0)

Bisher sind keine Kommentare zu diesem Artikel erstellt worden.