- Startseite
- Baumschulen: Bienen, Hummeln und Co. füt...
Baumschulen: Bienen, Hummeln und Co. füttern
Ein heißer trockener Sommer macht Lust auf einen normalen Schleswig-Holsteiner Herbst. Nicht nur die Menschen atmen durch, auch viele Pflanzen in Garten und Natur erholen sich sichtbar. Insekten, die auf Pollen und Nektar als Nahrung angewiesen sind, „freuen“ sich über das Wiedererwachen der Natur.
Der außergewöhnlich trockene Sommer hat auch den Baumschulen einiges abverlangt. Insbesondere Aussaaten und Jungpflanzenkulturen haben gelitten, die Baumschulen hatten erheblichen Mehraufwand durch die Bewässerung berichtete Frank Ostermann, selbst Baumschuler und Mitglied im Gartenbauausschuss der Landwirtschaftskammer. Die heißen Tage haben aber auch den Nutzen von Bäumen und Pflanzen eindrucksvoll gezeigt: Viele Menschen haben den Schatten von Bäumen und Alleen gesucht oder die Kühle und Luftfeuchtigkeit von begrünten Innenhöfen oder Gärten genossen. Stadtplanern ist die Filterwirkung von Bäumen in Bezug auf Staub gerade in trockenen Sommern schon lange bekannt. Ein zusätzlicher Effekt ist der Nutzen der Gehölze für Insekten. In der Baumschule Sander stellte die Landwirtschaftskammer heute das Thema vor und präsentiert entsprechende Gehölze, die Bienen, Hummeln und Co., im Herbst als Nahrungsquelle dienen können. In den vergangenen Jahren ist durch den Schwund der Artenvielfalt, darunter das Insektensterben, das Bewusstsein zum Insektenschutz und der Förderung von Fauna und Flora gestiegen. Die Baumschulen spüren das wachsende Interesse der Branche und Verbraucher. Oft ist jedoch das Wissen über passende insektenfreundliche Gewächse verloren gegangen. Daher wird es immer wichtiger, über Pflanzen und deren Eigenschaften und Wirkungen zu informieren. Dieser Aufgabe stellen sich die Baumschulen. Sie stellen Sortimente zu Themen zusammen, intensivieren die Pflanzenbeschilderung und Beratung des Fachhandels. Die Landwirtschaftskammer unterstützt die Baumschulbetriebe gezielt durch Versuche, Beratungen und Seminare im Wissenstransfer. Neben Landwirtschaft und Gartenbau werden auch städtische Grünflächen und Gärten für die Insektenwelt immer wichtiger.
Insektenfreundliche Gehölze
Die Baumschulen in Schleswig-Holstein haben ein breites Angebot an attraktiven und nützlichen Gehölzen. Während Frühjahrs- und Frühsommerblüher wie Obstbäume, Weide oder Raps vielen Menschen geläufig sind, fällt vielen im Jahresverlauf nur noch die Heide als Bienenfutterpflanze ein. Doch gerade jetzt im beginnenden Herbst gibt es eine Vielzahl von Pflanzen, die für Insekten und (Wild-)bienen Nektar oder Pollen als Nahrung bereithalten, viele davon auch aus gärtnerischem Anbau.
Die Baumschule Sander aus Tornesch hat sich auf Bienengehölze spezialisiert. Gartenbauingenieur Reinhard Cordts leitet hier den Verkauf: „Der Sommerflieder (Buddleja davidii) bietet von Juli bis September Nahrung für Honig- und Wildbienen und Schmetterlinge. Sommer- und Winterheide (Calluna vulgaris, Erica carnea) wechseln sich über das Jahr mit einer Ganzjahresversorgung ab“, erklärt der Fachmann und meint weiter: Wenig bekannt sei zum Beispiel auch das Gehölz Sieben-Söhne des Himmels-Strauches (Heptacodium miconioides). Diese Pflanze biete für Wild- und Honigbiene, Hummel, Schwebfliege, Käfer und Schmetterlinge Nahrung von August bis in den November. Die Duftblüte (Osmanthus heterophyllus), Blauraute (Perovskia abrotanoi des), Wildrosen und ungefüllt blühende Rosen (Rosa) seien weitere weniger bekannte Beispiele für Blütenpflanzen als Nahrung für Insekten im Herbst.
Ökologische Vielfalt
Rund 570 Wildbienenarten gibt es in Deutschland, dazu kommen neben der Honigbiene zahlreiche Hummeln, Schwebfliegen, Käfer und Schmetterlinge. Über die Bestäubung hinaus haben viele der Tiere eine wichtige Funktion in ökologischen Kreisläufen.
Auf der landwirtschaftlichen Fachmesse Norla in Rendsburg in der vergangenen Woche stellte die Landwirtschaftskammer unter dem Thema „Nachhaltiges Wirtschaften“ neben Blütengehölzen und für Bienen attraktive Sommerblumenkübel auch Saatgutmischungen vor, die Landwirte zur Insektenförderung aussäen können. Der Beitrag stieß auf großes Besucherinteresse.
Wirtschaftliche Lage der Baumschulen
Der erhöhte Aufwand während der Trockenheit, wird den anhaltenden Strukturwandel der Baumschulwirtschaft weiter fördern: Auch die Technisierung schreitet voran: Die Pflanzenkultur in Töpfen nimmt zu und auch der geschützte Anbau in Gewächshäusern bekommt wachsende Bedeutung. Die Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein („dem Land der Baumschulen“) mit 250 Betrieben, einem Produktionswert von 113 Mio Euro und rund 4.000 Beschäftigten (inklusive Saisonarbeitskräften) ist seit über 250 Jahren konzentriert im Pinneberger Baumschulland. Jede dritte Forstpflanze, jede zweite Freilandrose in Deutschland kommt aus Schleswig-Holstein Land.
Kommentare (0)
Bisher sind keine Kommentare zu diesem Artikel erstellt worden.