Aquaponic-Projekt: Fisch und Salat aus dem Container

Aquaponic-Projekte sind in aller Munde. Auch der Düngemittel-Konzern K+S in Kassel investiert in diese Technologie, tierische und pflanzliche Produkte gleichzeitig zu erzeugen, Synergieeffekte zu nutzen und dabei die Umwelt zu schonen.

Dr. Stefanie Wegener (m.) prüft mit ihren beiden Kollegen, wie sich der Pflücksalat im Aquaponic-Container entwickelt hat. Bild: Harry Soremski, K+S.

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Das IVA-Magazin sprach mit Dr. Stefanie Wegener, Innovation Manager im InnoLab Ag Tech & Nutrition von K+S.

Frau Dr. Wegener, was bedeutet InnoLab?

Wir sind eine Art Denkfabrik, die sich um Innovationen im Bereich Landwirtschaft, aber auch alternative Proteine und nachhaltige Lebensmittelproduktion kümmert. Wachstum braucht neue Ideen. Die InnovationLabs von K+S verankern diese Überzeugung aktiv in der Kultur des Unternehmens. Wir arbeiten unter anderem an Konzepten zur Sicherung der Welternährung – von Technologien und Prozessen bis hin zu digitalen Ideen. Unsere Arbeit stellt einen zusätzlichen Ansatz zu den etablierten Pflanzennährstoff-Produkten von K+S dar. Das Ziel ist, globale Megatrends aktiv mitzugestalten und so ein neues Portfolio an Produkten und Services zu schaffen.

Wie ist die Entstehungsgeschichte des K+S-Aquaponic-Projekts?

Unter dem Begriff „Urban Farming“ werden Konzepte erforscht, die sich mit dem Anbau von Pflanzen im städtischen Raum beschäftigen. Darunter werden verschiedene Anbaumethoden zusammengefasst. Aquaponic ist ein Zusammenspiel der Aufzucht von Fischen in Aquakulturen und der Kultivierung von Nutzpflanzen in Hydrokulturen, zum Beispiel Gemüse und Kräuter. Fische und Pflanzen nutzen sich bei dem System gegenseitig: Was die Fische ausscheiden, wird durch Bakterien aufbereitet und dient dann als Dünger für die Pflanzen. Die Pflanzen reinigen im Gegenzug das Wasser der Fische. Der Wasserverbrauch ist in diesem System deutlich geringer als bei herkömmlichen Feldern und die Pflanzen reifen schneller.

Wir haben uns für Karpfen entschieden und diese relativ klein eingesetzt. Die Fütterung ist so dosiert, dass diese nicht zu schnell wachsen. Wenn zu viel gefüttert wird, haben wir auch zu viele Nährstoffe im Wasser. Daher mussten wir die Fische bisher noch nicht entnehmen. Wenn die Karpfen schlachtreif sind, werden sie an einen Fischwirt übergeben. Da es sich bei dem Container um eine Pilotanlage handelt, sind die Pflanzen nicht für den Verkauf geeignet. Unsere Mitarbeiter haben neben Salat auch andere Pflanzen, wie zum Beispiel Wirsing, angezogen, der dann von den Kolleginnen und Kollegen mitgenommen und verzehrt wird.

Wie hat sich das Projekt entwickelt?

Die Idee entstand im Oktober 2017. Danach haben wir ein technisches Konzept ausgearbeitet, welches schon im November des gleichen Jahres vorgelegt werden konnte. Zusammen mit einem Partner aus München wurde dann einer unserer ehemaligen Hochseecontainer im Dezember nach München gebracht und umgebaut. Im Februar 2018 wurde der Container zurück nach Kassel transportiert und im März 2018 dann in Betrieb genommen. Der Aquaponic-Container wurde im Sommer 2019 an unseren Standort Sigmundshall in der Nähe von Hannover verlegt und ist dort Teil des neuen, im Aufbau befindlichen Innovationsparks.

Am ehemaligen Kali-Standort Sigmundshall bauen wir derzeit unter Nutzung der am Standort vorhandenen Kompetenzen und Infrastruktur schrittweise einen Innovationspark auf. Eine erste Pilotanlage zur Aufzucht von Makroalgen ist dort bereits in Betrieb. Der Standort kann und soll dabei als Entwicklungsstätte für erste Design-Prototypen und qualitative User-Tests dienen, um unternehmerisch denkende Menschen und Institutionen bei einer schnelleren Umsetzung von Innovationen zu unterstützen.

Wie sieht die Zukunftsperspektive aus?

Wir haben viel durch den Prototypen gelernt und prüfen, ob es Möglichkeiten zur Verbesserung gibt, welche auch einer wirtschaftlichen Betrachtung standhalten. Zusätzlich nutzen wir das neu erworbene Wissen, um es auch auf neue Projekte wie unsere Makroalgenfarm anzuwenden. Schon heute gibt es Makroalgenfarmen, welche die Kombination aus Alge und Fisch sehr erfolgreich betreiben. Bisher ist dies in unserem Ansatz noch nicht der Fall, wird aber ebenfalls geprüft.

Meeresalgen sind sehr nährstoffhaltig und werden vor allem in Asien viel gegessen. Außerdem dienen bestimmte Algensorten als Rohstofflieferanten für Carrageen, das in der Lebensmittelverarbeitung, Pharma-, Kosmetik- und Futtermittelindustrie eingesetzt wird. Wir testen jetzt seit einem Jahr am ehemaligen Kaliproduktionsstandort in Sigmundshall, ob die Anzucht der Meeresalgen in einer Pilotanlage mit künstlichem Meereswasser wirtschaftlich sinnvoll ist. Dazu haben wir zunächst Wildalgen von der Nordseeküste gesammelt und setzen in der weiteren Kultivierung Saatalgen ein. Diese Saatalgen sind aus Wildalgen gezogen, haben aber selber nie das Meer gesehen. (Quelle: iva.de/IVA-Magazin)

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